laut.de-Kritik
Latexstrapse statt Kartoffelnase.
Review von Daniel StraubWie erschafft man ein Monster? Folgt man Oscar von der Sesam-Straße auf seine Homepage, dann kann jedes Kind in Sekundenschnelle mit einigen Mausklicks ein Monster basteln. Ein unförmiger Kopf, eine Kartoffelnase, ein dicke Brille und ein bunter Körper. Fertig ist das Ungeheuer. Nicht viel anders sind Poison Ivy und Lux Interior, besser bekannt unter dem Namen The Cramps, vorgegangen. Einzig die Accesoires waren andere als bei Oscar & Co.
Statt dicker Brille und Kartoffelnase schlüpfen The Cramps, nicht immer ganz jugendfrei, in hautenge Latexstrapse, tragen grellen Lippenstift auf und toupieren die Frisuren wild nach oben. Fertig ist das monströse Bühnen-Alter Ego. Mit dem Doppel-Silberling "How To Make A Monster" entführen uns The Cramps in die Zeit, als sie sich von Ohio auf nach New York machten, um sich dort als schrille Glam-Rock'n'Roll-Band zu etablieren.
Mitte der 70er Jahre hatten The Ramones gerade den Punk erfunden und in Clubs wie dem CBGB's kreative Freiräume geschaffen, die unter anderem auch The Cramps zu Gute kamen. Hier spielten sie ihre ersten Konzerte, ließen mit ihrer skurilen Mischung aus straightem Rockabilly, einer Brise Travestie und punkiger Rohheit erstmals aufhorchen. Die zweite CD von "How To Make A Monster" dokumentiert die frühen Liveauftritte von The Cramps.
Einmal in den späten 70er Jahren im inzwischen legendären CBGB's, wo The Cramps mit "Human Fly", "Domino" und "TV Set" bereits einige ihrer Hits im Anschlag haben. Der zweite Mitschnitt stammt aus dem Club Max's Kansas City, der schon damals dank der Auftritte von Velvet Underground dort in den 60er Jahren zu den geschichtsträchtigen Orten des subkulturellen Lebens in New York zählte. Klar, dass die Soundqualität nicht die beste ist, schließlich wird hier die Frühphase einer Band dokumentiert.
Die-Hard-Fans, an die sich "How To Make A Monster" in erster Linie wendet, dürften das verschmerzen, wartet die Doppel-CD zusätzlich noch mit seltenen Aufnahmen aus dem Probekeller von The Cramps auf und illustriert die ersten Jahre von Lux Interior und Poison Ivy im umfangreichen Booklet mit reichlich Photomaterial, selbstgestalteten Plakaten und alten Eintrittskarten.
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