laut.de-Kritik

Zehn Cover mit maximaler Leidenschaft.

Review von

"Hey, hey, hey, hey! Underneath the green veranda singin' a song for mad Miranda." Scharfkantige Heavy Rock-Klingen teilen dreckig aus, während John Corabis raues Organ inbrünstig jede Silbe des "Midnight Moses" herausschreit, als gäbe es kein Morgen. Was für ein perfekter Opener für The Dead Daisies neuen Streich "Locked And Loaded".

Mit "Burn It Down" gelang ihnen letztes Jahr die Hardrock-Scheibe der Saison. Solch einen Haufen meisterlicher Stücke kann man nicht alle paar Tage verfassen. Es braucht seine Zeit. Und dennoch sind sie binnen kürzester Zeit wieder in Hochform zurück? Ja, aber in fremden Federn!

Der obige Track klingt zwar lupenrein daisyfiziert. Wie alle anderen Nummern des Albums handelt es sich jedoch um die Klassiker anderer Acts; in jenem Falle der Alex Harvey Band. Weitere Interpretationen stammen ursprünglich von den Beatles, Rolling Stones, The Who, Deep Purple, Creedence Clearwater Revival, Grand Funk Railroad, Willie Dixon oder Neil Young. Als Running Gag bauen sie bei jedem ihrer Auftritte zwei Fremdkompositionen ein. Hier findet man nun eine Sammlung dieser Hommagen.

Egal wie weltbekannt und eingefahren der jeweilige Klassiker anmutet: Alles bekommt in der Daisies-Maschinerie seine wohlverdiente Frischzellenkur. Jeden Ton, jede Zeile erobern sie neu und spielen ihre Varianten mit einem Höchstmaß eigenen Ausdrucks. Das funktioniert, weil man jeder Version die tiefe Liebe zum Original deutlich anhört.

"Join Together" etwa brachten The Who 1972 als Non-Album-Single heraus. Roger Daltrey mochte den Song seinerzeit durchaus, hielt jedoch Pete Townshends Einsatz des Synthesizers für überflüssig. An dieser Version hätte er sicherlich seine Freude. Zum einen kommt den Daisies kein Keyboard ins Haus. Sie ersetzen die Tasten per zweiter Gitarre und Mundharmonika. Zum anderen bringt Corabi eine ähnlich gelagerte Wildheit mit wie Daltrey.

Davon profitiert auch eine der berühmtesten B-Seiten der Rockgeschichte - "Bitch" (von "Sticky Fingers"1971). Während Jagger/Richards seinerzeit auf die mittlerweile berühmt gewordene Zugabe von Saxofon und Trompete setzten, brettern die Daisies einfach in fettsträhniger Räude los, deren schlichte Gitarren/Bass/Drums-Wucht zupackt wie der Teufel.

Ähnlich gut funktioniert ihre Presslufthammer-Deutung von CCRs "Fortunate Son" (von "Willy And The Poor Boys" 1969). "American Band" gerät sogar besser als das Original der stets ein wenig bieder wirkenden Grand Funk Railroad. Keine Überraschung mithin, wie sehr DD auch Neil Youngs Kultsong "Rockin' In The Free World" ( vom grandiosen "Freedom" 1989) und Deep Purples "Highway Star" ("Machine Head" 1972) liegen.

All diese großen Leistungen krönen sie mit der Gerbung der Beatles in zwei Akten. "Helter Skelter" und "Revolution" (beide vom "White Album" 1968) treiben die Australier heftig durchs Stahlbad. Unbedingte Kaufempfehlung für diese einmal mehr sehr gute Rockplatte der Daisies.

Trackliste

  1. 1. Midnight Mose
  2. 2. Evil
  3. 3. Fortunate Son
  4. 4. Join Together
  5. 5. Helter Skelter
  6. 6. Bitch
  7. 7. American Band (live)
  8. 8. Revolution
  9. 9. Rockin' In The Free World (live)
  10. 10. Highway Star (live)

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