laut.de-Biographie
The Haunted
The Haunted als Nachfolger von den legendären At The Gates zu bezeichnen, wäre doch falsch. Denn den Grundstein legt Ex-Seance-Klampfer Patrik Jensen mit Drummer Adrian Erlandsson.
Jensen sucht Ende Juli 1996 nach ein paar Leuten, um ein neues Projekt auf die Beine zu stellen. Nachdem sich At The Gates im selben Jahr auflösen, fängt Jensen an, zusammen mit Adrian an einigen Songs zu basteln, die er ursprünglich für Seance geschrieben hat. Gitarrist John Zwetsloot (Ex-Dissection) stößt bald dazu, und es wird Zeit für einen fähigen Bassisten. Der ist in der Person von Jonas Björler schnell gefunden. Jonas' Bruder Anders taucht ebenfalls ab und zu bei den Proben auf, aber nur, um zuzuhören und ein paar Bier zu kippen. Erst als die anderen drei mit Johns Arbeit nicht mehr zufrieden sind, holen sie Anders in die Band und geben ihr den Namen The Haunted.
Nachdem sie einige Sänger angecheckt haben (u.a. auch Toxine von Jensens anderer Band Witchery und Rogga von Merciless), entscheiden sie sich für Peter Dolving, der bis dato bei Mary Beats Jane singt. Das Debüt fährt durchweg gute Kritiken ein, doch Dolving kratzt nach einer kurzen UK-Tour mit Napalm Death die Kurve und schließt sich Zen-Monkey an. Somit stehen The Haunted wieder ohne Sänger da. In Marco Aro (Ex-Face Down) finden sie schließlich Ersatz.
Als sie von Testament das Angebot bekommen, auf deren US-Tour zu eröffnen, ist die Freude zunächst groß. Als Adrian aber kurz darauf seinen geplanten Wechsel zu Cradle Of Filth bekannt gibt, ist der Spaß erst einmal vorbei. Jensen klemmt sich daraufhin ans Telefon und macht über einen Kumpel Per Möller Jensen ausfindig, der gerade als Drummer bei Konkhra angeheuert hat und zuvor schon bei Invocator den Beat angab. Als der von der Möglichkeit hört, mit Testament zu touren, rödelt er sofort nach Götheborg und schafft sich das Material in Windeseile drauf.
Zurück von der Tour geht es ans nächste Album "The Haunted Made Me Do It". Nach der Veröffentlichung im Oktober 2000 folgt ein kurzer Japan-Abstecher mit In Flames. Die zweite Scheibe wirbelt noch mehr Staub auf als das Debüt und macht die Band schnell zu einer Institution im Thrash Metal, der in Schweden eher dünn besetzt ist. Das bestätigt auch die Nominierung für den schwedischen Grammy als beste Hardrock-Band 2000, den sie am Ende sogar einsacken können.
Im neuen Jahr gehen sie mit Cannibal Corpse und Dimmu Borgir auf US Tour, nachdem sie mit Carnal Forge und The Forsaken erstmals Europa unsicher machen. Die Touraktivitäten ziehen sich bis in den Herbst, ehe sich The Haunted daran machen, den Nachfolger von "The Haunted Made Me Do It" einzuspielen.
Im September platzt dann die Bombe, dass Anders die Band verlässt, da er sich an der Uni eingeschrieben hat und lieber studiern will. Für ihn kommt Mike Wead in die Band, der auch für King Diamond und Merciful Fate tätig ist. Auf der Wintertour durch Nordamerika kann Mike aber nicht teilnehmen und Marcus Sunesson von The Crown springt ein. Nach einem kurzen Abstecher nach Mexiko City gehen die Arbeiten an "One Kill Wonder" weiter. Als Anders im Juli schließlich anfragt, ob er denn seinen alten Job wieder haben könnte, ist die Band wieder komplett und den Aufnahmen steht nichts mehr im Wege.
Bevor das Album im Februar 2003 erscheint, kommt die DVD "Caught On Tape" raus und geht in Schweden tatsächlich auf Platz 1. "One Kill Wonder" macht erneut klar, wo der Hammer hängt und kommt mit einer druckvollen, glasklaren Produktion daher, die den elf Songs verdammt gut zu Gesicht steht. Nach zahlreichen, ausgiebigen Touren rund um den Globus kündigt sich bei Sänger Marco der Wunsch an, mehr Zeit mit seiner Familie zu verbringen, weshalb er nach der Tour seinen Ausstieg bekannt gibt.
Relativ überraschend kommt da die Neuigkeit, dass Peter Dolving wieder als Frontmann bei The Haunted einsteigt. Da der Vertrag mit Earache ausgelaufen ist und sich einiges in seinem Leben verändert hat, ist der Ur-Sänger wieder Feuer und Flamme für die Band. Die Vorbereitungen zum neuen Album laufen an, und im Februar greifen sie noch mal einen schwedischen Grammy für "Best Metal Release 2003" ab, bevor sie sich im Anschluss an die Aufnahmen machen. Im Juni ist ein neuer Deal mit Century Media unter Dach und Fach, hier erscheint im Oktober 2004 der nächsten Killer "rEVOLVEr".
Darauf zeigen sich die Schweden variabel wie nie zuvor und nehmen im Interview mit laut.de dazu auch Stellung. Der Tourmarathon geht in die nächste Runde - auch auf dem Rock Hard Festival 2005 geben sie ein Gastspiel und scheinen gar nicht mehr nach Hause zurück zu wollen. So folgen nach weiteren US- und Europa-Dates auch Auftritte in Japan (mit Exodus und Nile) und in Australien. Erst im Mai 2006 buchen sie schließlich wieder Zeit im Studio, um dieses Mal mit Tue Madsen (Raunchy, Mnemic) das neue Album einzutüten.
Zum Ende der Festival-Saison 2006 zeigen sie sich schon mal auf dem Summer Breeze und legen Ende Oktober "The Dead Eye" in die Regale. Der Spaß an Experimenten scheint so ausgeprägt zu sein wie noch nie und so muss man sich als Fan der alten Scheiben erst mal ein wenig in den neuen Sound reinhören.
Nach der Veröffentlichung und ein paar Touren, planen At The Gates ihre Reunion. Mit ihrer alten Band geben die Björler-Brüder den Sommer über einige erfolgreiche Shows, weswegen The Haunted auf Eis liegen. Kurz nach Ende der Festival-Saison steht auch schon die neue Scheibe "Versus" in den Läden, mit der sie den 2006 eingeschlagenen Weg fortführen. Dass auch hier der entsprechende Award in Schweden abgesahnt wird, versteht sich fast von selbst.
Das alte Label Earache möchte schließlich auch noch mal absahen und veröffentlicht im April 2009 eine Compilation namens "Warning Shots" als Doppel-CD mit Songs aus den ersten vier Alben und Demoaufnahmen und Bonustracks. Im April 2010 legen sie ihre zweite DVD "Road Kill" vor, auf der neben einer Tourbio auch eine Liveshow und diverse Studio-Bonustracks enthalten sind. Abgesehen von den Bonustracks ist die Veröffentlichung leider äußerst entbehrlich.
Und auch mit dem Mitte März 2011 erscheinenden "Unseen" spalten sie ihre Fanschar, denn vom kraftvollen, aber abwechslungsreichen Thrash der alten Tage ist nicht mehr viel übrig geblieben. Viel mehr klingt die Scheibe strukturlos und überambitioniert.
Ende des Jahres scheint der Haussegen bei den Schweden auch richtig schief zu hängen, denn im März 2012 macht Peter mit einem kurzen Statement auf seiner Website klar, dass er die Schnauze voll hat, bei The Haunted raus ist und vorerst keine Fragen dazu beantworten will. Doch damit ist die Krise noch längst nicht gegessen: Auch Lead-Gitarrist Anders Björler und Drummer Per Möller Jensen ziehen von dannen.
Gut ein Jahr lang zieht sich die Neuformierung hin, bis Mitte 2013 das neue Line-Up steht. Wobei, es ist schon eher ein altes: Rhythmus-Gitarrist Patrik Jensen und Bassist Jonas Björler konnten nämlich einige bekannte Gesichter rekrutieren. So schnappt sich Marco Aro wieder das Mikro, und Drummer Adrian Erlandsson ist den Fans ja noch aus den Anfangstagen bekannt. Einzig an der Lead-Gitarre steht mit Ola Englund ein gänzlich neuer Mitstreiter, der zuvor mit Six Feet Under unterwegs war.
Nach dem quälend langen Zwangsstillstand lassen The Haunted 2014 nichts anbrennen: Gleich im Januar hüpfen sie an Bord des Metal-Kreuzers 70.000 Tons Of Metal, um die Livemuskeln zu ölen. Kurz darauf gibt es zunächst eine EP und wenig später "Exit Wounds" auf die Ohren. Keine Frage, The Haunted sind wieder voll im Angriffsmodus.
Die Stilrichtung ist sowohl auf diesem, als auch auf dem 2017 folgenden Album "Strength In Numbers" wieder ganz klar Thrash Metal. Die Experimentierfreude lassen sich die Jungs aber dennoch nicht nehmen und sorgen somit für immer wieder abwechslungsreiche Scheiben.
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