laut.de-Kritik
Schaurig schöne Horror-Rock-Geschichten.
Review von Martina KellnerBleichgesichtig, weißgepudert und mit kräftig schwarzem Kajal versehen, blicken The Horrors vom Plattencover. "Recorded In Horrortone" liest man auf der CD. Dem ein oder anderen zartbesaiteten Britrock-Hörer könnte dies einen gehörigen Schrecken einjagen. Der manische Garage-Punk-Surf-Mix tut ein Übriges.
Mit ihren "Psychotic Sounds for Freaks and Weirdos" versetzten die Londoner Goth-Mod-Punks Faris Badwan (Gesang) Joshua Third (Gitarre), Tomethy Furse (Bass), Spider Webb (Orgel) und Coffin Joe (Schlagzeug) die britische Musiklandschaft in hellste Aufregung und sorgten mit exzentrischen Shows und bizarren Outfits bislang für viel Gesprächsstoff. Doch Achtung: The Horrors sind keine Band, bei der es nur um Style und Image geht – auch musikalisch hat das Quintett einiges zu bieten.
Jarvis Cocker bejubelte sie gar als "The future of British rock". Über sich selbst schreiben The Horrors, nicht weniger euphorisch: "They might be the most exciting British band since The Sex Pistols". An Selbstbewusstsein fehlt es den Anfangzwanzigern also nicht. In Sachen Bekanntheit und Ruhm wollen sie Johnny Rotten und Co. sowieso übertreffen, erklärt der Frontmann im Interview.
Auch musikalisch steht der Punkrock Pate. "Strange House" verweist auf Prototypen des Punk-, aber auch des Garagerocks. Es grüßen The Sonics, The Cramps sowie The Ramones. Auf letztere verweist der Song "Sheena Is A Parasite". Der Track gehört zu den Highlights der Platte. Sänger Badwan hastet durch den Song, angetrieben von zerrenden Gitarren, treibendem Bass und Spider Webbs Höllen-Orgel, die den Debütsound maßgeblich prägt. Auch Chris Cunningham, Haus- und Hofregisseur von Aphex Twin, zeigte sich begeistert, drehte den zugehörigen Stroboskopblitz-Clip und brachte dem Londoner Quintett viel Publicity.
In "Count In Fives" und "Draw Japan" stehen Webbs Tasten-Künste besonders im Vordergrund. Kombiniert mit Badwans schrägem, psychotischem Gekrächze ergeben sie die spezielle Horror'sche Düsterstimmung. Textlich verarbeitet die Band ähnlich finstere Inhalte: Da werden Serienkiller besungen oder Obsessionen thematisiert. Allerlei obskure Effektgeräte und Orgelsounds untermalen dies eindrucksvoll. "Little Victories" ist hier beispielsweise zu nennen. Der Track eröffnet mit schrillem Eishockey-Orgel-Intro und berichtet von Leichenfunden und paranoiden Ängsten.
In einigen wenigen Tracks tritt die Elektro-Quetschkommode zugunsten von Gesang ("Excellent Choice") oder Gitarren ("A Train Roars") in den Hintergrund. Auch der Opener "Jack The Ripper" dämpft sie auf ein Minimum, was dem Song keineswegs schadet. Das Screaming Lord Sutch-Cover beginnt verhalten und ruhig, dreht gegen Mitte auf und gibt sich aggressiv aufputschend.
Mit circa 35 Minuten Spielzeit ist "Strange House" ziemlich überschaubar, die Qualität der Songs ist dafür aber nahezu konstant hoch. Einzig der Instrumentalsong "Gil Sleeping" stört und erweckt den Eindruck eines Lückenfüllers. Vielleicht liegt das aber auch an der extrem-kurzen Produktionszeit, wie die Band berichtet. Neben einigen alten Songs musste innerhalb von nur zwei Wochen noch die Hälfte der Debüttracks gezimmert werden. Für den Feinschliff blieb da nur wenig Zeit.
77 Kommentare, davon 76 auf Unterseiten
Ja, wieder England, diesmal aber von der punkigen, wilden Seite mit 5 Herren, die sich auch gerne mal in übelster 60er-Jahre-Horror-Trash-Montur ablichten lassen und auch sonst eher wenig an den derzeitigen Hype um tanzbaren Songs über Leute, die sich gut auf der Tanzfläche machen erinnern. Stattdessen gibt es Georgel kombiniert mit Breakbeats und Drei-Akkord-Punkrock, einen ulta-hysterischen Sänger und einfach mal wieder richtig schön gradlinig auf die Fresse. Super Sache, das. Ist das ganze Album so gut wie die drei Songs auf der Myspace-Seite?
www.myspace.com/thehorrors