laut.de-Kritik
Ehrlich und detailverliebt, mit Herzblut und Schweiß.
Review von Uli BrechtoldNeben ihrem unpolierten Sound zeichnet The Intersphere vor allem ihre Bühnenpräsenz aus. Die vier Mannheimer stehen für Live-Qualität. Dabei kann man in den Studioaufnahmen auf "Relations In The Unseen" bereits eine Menge Feinheiten in den Arrangements entdecken, die ihr viertes Werk zu einem variationsreichen und gefühlsbetonten Klangerlebnis machen.
Als gefestigtes Kollektiv wollen die Jungs weg vom ganzen Elektro-Hype und den seelenlosen Einheitsproduktionen, um ihre eigene Note aus Herzblut und Schweiß in der Rock-Szene zu hinterlassen. Mit dieser Entschlossenheit fahren The Intersphere sehr gut. Den vierzehn Songs merkt man ihre Ehrlichkeit und die Liebe zum Detail an.
Wie ein Orkan wirbeln die beiden Gitarren in "Relations In The Unseen" den verdreckten Staub aus den Amps. Kurz zeigt der Titelsong seine melodisch ruhige Seite, endet dann aber in einer heftigen Lärmkulisse.
Dennoch überlassen The Intersphere dem Gesang und ihren Texten viel Raum. Frontmann Christoph trägt die Vocals in "Thanks For Nothing" mit weicher Stimme zum Refrain vor, während in steter Abfolge die restlichen Instrumente einsetzen.
Inhaltlich befasst sich das vierte Album größtenteils mit unbewussten Alltagshandlungen, die sich in Gestik, Unausgesprochenem und Gedanken artikulieren oder manifestieren. "Panic Waves" behandelt beispielsweise unterschwellige Ängste, die sich letztendlich in Übertreibungen und Hetze gegen Mitmenschen wandeln.
Ein Großteil der Texte basiert auf erlebten Geschehnissen. Die Musiker offenbaren authentisch ihre Gefühlswelt. So blickt der Sänger in "Tonight" dem Tod in die Augen und reflektiert und verarbeitet persönliche Extremsituationen.
Neben den herkömmlichen Utensilien in einer Rock-Band experimentieren die Popakademie-Abgänger in "The Ones We Never Knew" mit Pianospuren und sanftem Background-Geflüster. In "Out Of Phase" bildet ein drückender Bass das düstere Grundgerüst, auf dem sich Backing Vocals, Streicherelemente und Glockenspiele auftürmen.
Das erstklassige Songwriting lässt bei Progressive-Fans keine Wünsche offen. Zugleich klingen Titel wie "Joker" eingängig und versprühen mittels "Pulp Fiction"-Surf-Gitarre Leichtigkeit und eine frühlingshaft fröhliche Brise.
Wenngleich sich das Thema anhand von Christophs Silben durch das ganze Album zieht, steht jeder einzelne Song für sich. Unzählige Ideen finden sich in jedem der Titel wieder und schicken den Hörer auf eine grenzüberschreitende Entdeckungsreise.
Während "Walk On A Broken Glass" noch zugleich ruhig und euphorisch wie ein Nachtfalter durch die Nacht schwirrt, zerreißt "The Ghost Of A Chance" in den letzten 30 Sekunden die empfundene Harmonie mit Schreien und kreischenden Gitarren lautstark.
The Intersphere bauen ihre Qualitäten als hervorragende Songwriter und exzellente Musiker sichtlich weiter aus. "Relations In The Unseen" überrascht mit neuen Ideen, so dass zu keinem Zeitpunkt Langweile aufkommt.
4 Kommentare mit 2 Antworten
Sehr schöne Review!
2010 und 2012 haben sie jeweils mein persönliches Album des Jahres veröffentlicht und diese Platte ist das nächste Geschenk dieser Band.
Ob es auf lange Zeit an die beiden Vorgängeralben rankommen kann, bleibt abzuwarten aber Übersongs wie “Walk On Broken Glass“ (was die Rhythmusfraktion da in der zweiten Strophe veranstaltet!), das Groove-Monster “Out Of Phase“ oder “Tonight“ und “The Ghost Of A Chance“ lassen das Beste vermuten.
Die Platte klingt mal wieder Intersphere-typisch sehr fett, jedes Instrument klingt so, wie es besser nicht klingen kann. Dieser Schlagzeugsound ist nur noch zum Schwärmen.
Gestern beim Tourauftakt haben sie das Album komplett gespielt und da durte ich mich davon überzeugen, dass die Lieder auch live eine Wucht sind. Muss man unbedingt erleben!
...hatte schon nach kurzem Reinhören keine Lust mehr. Völlig überproduziert! Nee, ich würden denen die Hälfte von Ihren Spielzeugen mal wegnehmen und dann mal schauen, was da so an Substanz da ist.
Vier Punkte sind völlig overrated! Was diese Band wirklich kann, ist große Hooklines zu entwickeln, keine Frage. Aber was nutzt das in einem Einheitsbrei aus Picked-Verse, Grunchy-Bridge, Heavy-Refrain und wieder von vorne und wieder und wieder...
Die 12 Songs sind soundmäßig null unterscheidbar. Kennst Du zwei, kennst Du alle. Sorry, aber dieses Album sollte keinen Rezensenten dermaßen überzeugen.
“dieses Album sollte keinen Rezensenten dermaßen überzeugen“ Eine völlig sinnlose Aussage. Wenn das Album einen Rezensenten (wahlweise auch Rezensionisten) überzeugt, dann ist so!!
Da gibt es keine Regularien, wie ein Album sein muss, um einen zu überzeugen.
Wenn du ansonsten Dream Theater Fan bist, ist dir die Musik sicher zu eingängig, zu wenig frickelig und zu sehr auf den Punkt. Aber genau das machen The Intersphere, Alternative/Progressive der eingängigen Sorte mit wie du schon erwähnt hast, großen Hooks und Melodien und wie ich finde überragendem Songwriting.
Was genau ist eigentlich “grunchy“?
Sind das Frühstücksflocken?
Also ich muss sagen, den Teaser, den sie auf youtube hochgeladen haben, der haut mich absolut nicht um. Was aber seltsam ist, das Video ist auf ihrem einzigen youtube account hochgeladen, hat aber fast ausschließlich Lobpreisungen der deutschen Presse als Einblendungen. Mhh...