laut.de-Kritik

Fröhliche Mischung aus Grindcore, Metal und Jazz.

Review von

Kühe sind ja im allgemeinen nicht gerade für ein ausgeprägtes Minenspiel bekannt. So lange sie in aller Ruhe wiederkäuen und hin und wieder einen ordentlichen Fladen in die Gegend legen können, sind sie zufrieden und schauen recht entspannt drein. Ich komme zwar weder gerade vom Essen, noch war ich auf dem Lokus, aber irgendwie dürfte mein Gesicht momentan ähnlich ausdruckslos sein wie das der paarhufigen potenziellen Steaks.

Der Grund für die vollkommene Abwesenheit meiner Mimik kommt aus New Jersey und sorgt wohl schon allein mit dem Bandnamen für den einei oder anderen entgleisten Gesichtszug. Besser als jede Botox-Infusion wirkt aber immer noch der Opener "Imagine Nation Express", bei dem man sich kaum des Eindrucks erwehren kann, dass hier sämtliche Musiker erst mal gegeneinander spielen. Von diesem Eindruck kommt man auch nach wiederholten Genuss der Nummer nicht weg, allerdings steht zu keiner Zeit zur Debatte, ob das vermeintliche Chaos aus Unvermögen, oder aus purer Willenskraft gestaltet wird.

An ihren Instrumenten und auch in Sachen Struktur macht dem Sextett so schnell keiner was vor. Unter Jazzige Parts und Melodien mischen sich nämlich nicht zufällig vollkommen genial-irrwitzige Gitarrenläufe, Break und Riffs, wie sie sich seit WatchTower kaum mehr eine Truppe aus den Rippen geschnippelt hat. Dass mir so was einen entspannten Gesichtsausdruck verpasst, liegt allein daran, dass sich ein paar Sprungfedern im Gehirnkasterl verabschieden und mit einem freundlichen 'Twäng' aus der Rübe springen. Das entspannt wirklich ungemein.

Das coole an The Number Twelve ist aber, dass selbst bei einem Track wie "El Pinata De La Muerta", bei dem vollkommen verrückter Kram wie sonst allenfalls noch von Carnival In Coal vorkommt, immer noch genügend Struktur vorhanden ist, um dem Song einigermaßen zu folgen. So entdeckt man immer wieder Glanztaten wie den Flamenco-Part in "Paper Weight Pigs" oder die klare Gesangslinie in "Sleeping With The Fishes, See?". Im Vergleich zu Dillinger Escape Plan oder The End sind die Jungs aus New Jersey nicht ganz so psychotisch und dadurch vielleicht ein wenig leichter zu verdauen.

Am Gesang auf "Mongrel" werden sich allerdings die Geistern scheiden, denn auf das extreme Geschrei der beiden Brüllwürfel Jesse und Justin muss man schon stehen. Falls es in "Grandfather" nämlich darum geht, den alten Herrn unter die Erde zu bringen, sollte es eigentlich reichen, ihm den Song vorzuspielen.

Trackliste

  1. 1. Imagine Nation Express
  2. 2. Piñata De La Muerte
  3. 3. Jay Walking Backwards
  4. 4. Grandfather
  5. 5. Alright, I Admit It...It Was A Whore House
  6. 6. Paper Weight Pigs
  7. 7. Sleeping With The Fishes, See?
  8. 8. Cradle In The Crater
  9. 9. Weekly Wars
  10. 10. Try (Thank You)

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