laut.de-Kritik

Die Led Zeppelin des 21. Jahrhunderts.

Review von

Mag sein, dass The Vintage Caravan bei ihrem Festlanddebüt "Voyage" noch auf der Suche nach ihrem Sound waren. Mit "Arrival" sind die Isländer nun anscheinend wirklich angekommen.

Im Grunde schließt "Arrival" nahtlos an das bisherige Schaffen an und festigt die beschrittenen Heavy-Bluesrock-Pfade. Nicht umsonst erinnert der Opener "Last Day Of Light" an "Expand Your Mind" vom Vorgänger. Mehr als einmal will man "Take a trip" dazwischen schreien.

Große Überraschungen bleiben The Vintage Caravan also schuldig. Aber ehrlich: Im gewählten Genre existieren seit etwa vierzig Jahren keine wirklichen Überraschungen mehr. Ausgestorben ist es bislang trotzdem nicht, und das liegt genau an Bands wie The Vintage Caravan.

Ja, sie nudeln Pentatoniken, was das Zeug hält. Na, und? Das mag alt sein, klingt, umgesetzt wie hier, aber trotzdem nicht so. Das Prädikat "Led Zeppelin des 21. Jahrhunderts" dürfen The Vintage Caravan von mir aus guten Gewissens tragen, zumal Óskar Logi Jimmy Page ordentlich Konkurrenz macht. Die Fellschläge des inzwischen geschiedenen Drummers Guðjón sind auch nicht gerade zu verachten.

Den überwiegenden Teil von "Arrival" bevölkern dreckige Up-Tempo-Nummern, die sich wunderbar mit Sex, Drugs & Rock'n'Roll-Klischees vereinigen ließen. Mal im knackigen Single-Format ("Shaken Beliefs"), mal psychedelisch ausufernder wie das erst lange aufbauende, dann aber sofort zündende "Last Day Of Light" oder das orientalisch angehauchte Stimmungshybrid "Eclipsed". Den Groovehöhepunkt setzt "Sandwalker": "I can hear the desert / It is calling me!"

Dass sie auch anders können, beweisen die drei Jungspunde mit "Innerverse". Statt weiterhin die Sau rauszulassen, schalten alle Beteiligten zurück: unaufdringliche Gitarrenarpeggios, verträumte Bassmelodienoten, spaciger Beckeneinsatz am Schlagzeug. Óskar widmet sich ruhigem Balladengesang. Erst nach gut drei Minuten zieht der Song das Tempo an und explodiert. Heraus schält sich ein Orgel-Lead und, als sich alles wieder ein wenig beruhigt hat, auch ein schönes Gitarrensolo.

Auch der Schlusspunkt "Winter Queen" erweist sich als wechselhaft im besten Sinne. Ein vergleichsweise entspannter Beginn schaukelt sich auf, driftet in beinahe epische Gefilde ab, bis die Isländer im Finale mit "Seek & Destroy"-Zitaten noch ein letztes Feuerwerk abbrennen. Himmlisch. Bewusstseinserweiternd. Gut.

Da bleibt abschließend nur zu hoffen, dass diese Ankunft nicht das Ende der Reise bedeutet.

Trackliste

  1. 1. Last Day Of Light
  2. 2. Monolith
  3. 3. Babylon
  4. 4. Eclipsed
  5. 5. Shaken Beliefs
  6. 6. Crazy Horses
  7. 7. Sandwalker
  8. 8. Innerverse
  9. 9. Carousel
  10. 10. Winter Queen

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