laut.de-Kritik

Der Kölner Rapper zündet die nächste Eskalationsstufe.

Review von

"Nach diesem Album hier is fire in the hole!" Auch wenn diese Marschrichtung in "Pathos" von Labelboss Vega stammt: ich stimme kollektiv zu. Freunde von Niemand-Sprössling Timeless brennt auf seinem dritten Album nämlich ein Feuerwerk der Emotionen ab.

Schon beim Titeltrack brodelt es gewaltig im Hause Di Agosta. Timeless schaltet den Krisenherd an und kocht seine Familiengeschichte nicht gerade auf Sparflamme ("Nicht nur die Vater- sondern auch die Power-Ranger-Figur / hat man mir geklaut, ich hass' es hier, dauernd regnet es nur"). Der stumpfe Beat sowie der Inhalt des Songs erinnern irgendwie an Eminems "Cleanin' Out My Closet", was Machart und Message aber keinen Abbruch tut.

Die nächste Eskalationsstufe zündet "Moshpit". Mit wuchtigem Flow wütet Timeless zunächst gegen Teile der Hip Hop-Journaille ("Will wieder paar Gefühle verletzen / Fick die Juice und geb' nur noch Interviews in der Backspin"), um anschließend gegen Rapper wie zum Beispiel Sierra Kidd zu feuern. ("Sierra Kidd ist Rap, doch ohne Kanten in seinen Videoclips / Ich hoffe er bleibt humble und erschießt mich nicht").

"Wo Feuer brennt, entsteht Rauch", lässt uns Timeless nachstehend wissen. Dieser "Rauch" glimmt mit viel Herzblut zur Musik im Kölner: "Zum Glück sind diese Wolken draußen grau / So schreib' ich wieder Hits in diesem vollgerauchten Raum."

Sein Hunger und sein Biss stillt dabei kein Feuerlöscher dieser Welt. Zu flackernd flowt er ("Tollwut"), zu rhythmisch fackelt er Doubletime-Sequenzen ab ("Gun"). Musikalisch heizen zudem neue Einflüsse wie Autotune ("Fame & Broke") und Trap ("Belvedere") ein. Für Timeless' endgültige Eruption sorgt dann "Hahaha". Die thematisierte dunkle Schulvergangenheit als Mobbingopfer lodert wohl schon zu lange im tiefsten Inneren: "Der Tag ist gekommen / Ich hab’ Rache geschworen / Als ihr gelacht habt, hab' ich mein Lachen verloren / Der Hass ist enorm / Unfassbarer Zorn / Aus der Traum vom Pausenclown / Ich hab’ Waffen besorgt."

Lagerfeuerromantik entsteht auf dieser Platte höchstens beim Song "Mein": "Du trägst Lasten für zehn / Aber lachst souverän / Nur ich kenne dich auch nachts unter Tränen / Sie können das nicht verstehen / Doch ich hab' dich gesehen / Und wusste du bist mein Puzzleteil, denn du hast mir gefehlt."

Das Album glüht gegen Ende mit der sechsminütigen Realtalk-Chronik "Freund von Niemand" aus. Auch wenn einem echten Freund von Niemand dieser Umstand sicher nicht ganz recht sein dürfte: Nach "Schwarzer Kater" sollte Timeless ein Freund von Jedem werden.

Trackliste

  1. 1. Schwarzer Kater
  2. 2. Moshpit
  3. 3. Rauch
  4. 4. Tollwut feat. Face
  5. 5. Gezeichnet Vom Leben feat. Perrine
  6. 6. Falscher Freund
  7. 7. Fame & Broke
  8. 8. Pathos feat. Vega
  9. 9. Gun feat. Splinter 823 & Jascha
  10. 10. Hahaha feat. Perrine
  11. 11. Belvedere feat. Hadi Bougart
  12. 12. Mein
  13. 13. Freund Von Niemand

Preisvergleich

Shop Titel Preis Porto Gesamt
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Timeless – Schwarzer Kater €16,19 €3,00 €19,19

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Timeless

Giuseppe Di Agosta wirkt oft wie der nette Junge von nebenan. In YouTube-Clips und auf Promofotos präsentiert er sich vorzugsweise gutbürgerlich in …

2 Kommentare mit 2 Antworten

  • Vor 6 Jahren

    "Der Tag ist gekommen / Ich hab’ Rache geschworen / Als ihr gelacht habt, hab' ich mein Lachen verloren / Der Hass ist enorm / Unfassbarer Zorn / Aus der Traum vom Pausenclown / Ich hab’ Waffen besorgt."

    boah is das langweilig. hat doch jaw vor gefühlten jahrzehnten schon besser hinbekommen. freunde von niemand seit jahren unhörbar und irrelevant.

  • Vor 6 Jahren

    Sehr gutes Album und vor allem hat er geliefert, was er versprochen hat und wirklich Dinge ausgepackt, die man so auf anderen Deutschrapalben nicht finden - besonders erkennbar auf Schwarzer Kater, Falscher Freund, Hahaha oder Freunde von Niemand. Da werden z.T. Dinge angesprochen, die andere Deutschrapper nicht erwähnen würden, weil sie Angst hätten ihr Image zu verletzen oder Beef zu provozieren.