laut.de-Kritik

Entspannt wie eh und je.

Review von

Die Veröffentlichung des letzten Tosca-Albums "Going Going Going" liegt mittlerweile fünf Jahre zurück. Nun kehrt das Wiener Duo, bestehend aus Richard Dorfmeister und Rupert Huber, mit "Osam" zurück. "Osam" ist nicht nur die direkte Übersetzung der Zahl Acht ins Serbokroatische, sondern auch das mittelalterliche Symbol für einen Neuanfang. Somit nimmt auch diese Platte den toscaesken Faden der Wiedergeburt wieder auf.

Der Opener "Nobody Cares" beginnt mit einem nächtlichen, verschwommenen Ambient-Motiv. Nach und nach gesellen sich sanfte Akustikgitarrenklänge, Elektronik, Techno-Beats, ein unkonventionelles Stimmsample sowie bluesige Einsprengsel hinzu und legen sich sanft wie eine Decke über den Hörer, wie man es von Tosca nicht anders kennt.

Auch im weiteren Verlauf klingen die Wiener so entspannt und unhektisch wie eh und je. In "Gentleman" vernimmt man organische Drum-Rhythmen und abgehangene Gitarrentöne, die sich immer wieder in den Vordergrund schieben, so dass Tosca gegenüber dem Opener mehr ihre bluesige Seite betonen. Bluesigen Klängen begegnet man auch danach immer wieder.

In "Shout Sister" bettet man diese in ein Fundament ein, das einerseits relaxed und dubbig daherkommt, andererseits aber auch an die Motorik des Krautrocks erinnert. In "Clean Up" entfalten die Blues-Akkorde im Zusammenspiel mit rhythmischen Beats, pluckernder Elektronik und schrulligen Akzenten einen geradezu hypnotischen Sog.

In der zweiten Hälfte setzen Richard Dorfmeister und Rupert Huber mehr auf schwerere, düstere Stimmungen, gestalten ihre Musik aber immer noch recht einladend, etwa wenn in "Dementamente" eine Frauenstimme zu schlürfenden Dub-Rhythmen, Gitarreneinschüben und sphärischer Elektronik etwas von "amor" säuselt. Zuvor wagen sich die beiden in "Entrecote" mit dezenter 4/4, exotischen Percussions, psychedelischen Klängen und scharfkantigen Saxofoneinwürfen in verspielte Ethno-Gefilde vor.

In den letzten beiden Tracks lassen die Wiener schließlich die ruhigen Töne für sich sprechen. "Make Up" durchziehen verhallte Piano-Sounds und sphärische, mellotronartige Klänge, und in "ECM2" geistern filigrane, jazzige Akkorde, melancholische Klaviertupfer und statische Ambient-Töne wie Nebelschwaden durch die Nacht.

Jedenfalls stellt sich kaum Langeweile ein, wenn man sich auf die ebenso eigenwilligen wie angenehmen Sounds einlässt, die sämtliche Kaffeehausklischees elegant umschiffen. Tosca haben sich ihre Kreativität und ihre Experimentierfreude bewahrt, ohne ihre Wurzeln außer Acht zu lassen.

Trackliste

  1. 1. Nobody Cares
  2. 2. Gentleman
  3. 3. Osam
  4. 4. Shout Sister
  5. 5. Tropical
  6. 6. Clean Up
  7. 7. Troststrasse
  8. 8. Entrecote
  9. 9. Dementamente
  10. 10. Early Bird
  11. 11. Make Up
  12. 12. ECM2

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