laut.de-Kritik

Seit dreißig Jahren die selbe Mucke, trotzdem gut!

Review von

Tower Of Power sind eine Band wie AC/DC: Seit dreißig Jahren die selbe Mucke, trotzdem gut! Natürlich sind die Musikstile der beiden Bands nicht vergleichbar. Die eine macht Hardrock die andere "Original Soulmusic", wie es Emilio Castillo nennt. Außerdem mischen die Kalifornier meist noch eine große Portion Lokalpatriotismus bei. So knüpfen sie also auch bei der aktuellen CD genau da an, wo sie vor fünf Jahren mit ihrer letzten Veröffentlichung aufgehört haben, ohne dass die lange Pause auffällt.

Für Nicht-Eingeweihte noch einmal in aller Kürze die Bestandteile des Sounds aus Oakland. Super-komplizierte Drumgrooves und stark synkopierten Basslines bilden das Fundament, hinzu kommen Bläser-Arrangements mit vielen gegeneinander laufenden Stimmen, die ein Sequenzerprogramm kaum präziser spielen könnte. Die Gesangsmelodien bewegen sich zwischen Abgeh-Mitsing-Refrains und Soulballaden.

"Get What You Want" bietet einen leicht schleppenden soul-orientierten Groove, die Bläser beschränken sich auf kurze Einwürfe in Strophe und Refrain, nur in der Bridge tönt es sanfter. Dazwischen zwitschert hier und da noch eine Querflöte. Der Gesang, der viele Call and Response-Teile enthält, bringt das volle Brett: "You Got To Get, What You Want, What You Want, What You Wanted, You Got To Get What ...". Im Gegensatz dazu ist "Remeber Love" für die nächste selbst gebrannte Kuschelrock-Kompilation geeignet. Eine gezupfte Gitarre stimmt zu nächst auf die sanfte Stimmung eine, was auch gleich durch ein gefühlvolles "Mhmm" von Larry Braggs bestätigt wird. Mit Inbrunst vorgetragene Liebeserklärungen folgen, die immer wieder ein weiblich besetzten Backgroundchor untermalt.

Bei solchen Balladen biedert sich Tower Of Power nicht der aktuellen R'n'B-Welle an. Nein, sie machen ihre Soulschnulzen wie schon in den 70er Jahren. Das Titelstück "Oakland Zone" ist ein richtig funkiges Midtempo-Stück, leicht geschuffelt und perfekt zum Hüfte Schwingen. Darin erzählt Tower Of Power ganz bescheiden davon, dass es in der Heimatstadt Oakland einfach am lustigsten und schönsten ist. Dort feiert man die besten Parties, kann einfach super tanzen gehen und hat einfach keine Zeit zum Trübsalblasen. Zufällig spielt auch immer gerade die Band selbst auf und heizt die Stimmung an. Ok, so viel Eigenlob sei erlaubt, und Jungs bringen es nett rüber, dass man es ihnen nicht übel nehmen kann.

Weitere heftigere Nummern sind "Live Is What You Make It" und "Pocket Full Of Soul". Beim erst genannten verteilen ToP ein paar nützliche Tipps zur Lebensbewältigung. In den Strophen, wenn sie von den Schwierigkeiten, die einem immer so begegnen, erzählen, holpert es von einer Synkope zur nächsten. Doch im Refrain spielen sie gradlinig, wohl um zu einem mutigen Vorangehen zu animieren. Das kann man wunderbar mitsingen. Das zweite angesprochen Stück ist mal wieder extrem vertrackt und von keiner Amateurband auch nur halbwegs vernünftig zu meistern. Die gesamte Rhythmusgruppe und die Bläser stellen unter Beweis, warum sie so in der Branche geschätzt werden. Angesichts der ausgeklügelten Arrangements verwundert, wie sie in der Mitte noch einen eingängigen Teil zum Mitklatschen homogen untergebracht haben.

Auf der Platte sind noch weitere Schätze zu entdecken. Als Tipp seien "Happy 'Bout That" und "Stranger In My Own House" genannt, die durch ihre schönen Gesangslinien bestechen. Bei den Songs klingt ein Hauch von Big Band-Sound an.

Wieder einmal beeindrucken Tower Of Power mit ihrer Spielkunst und den tollen Arrangements. Einige wirklich schöne Lieder sind zu hören, doch der ganz große Wurf wie auf alten Platten (z.B. "Diggin' On James Brown") ist vielleicht nicht gelungen. Der eingefleischte Tower Of Power-Fan kommt aber voll auf seine Kosten. Das ist eben genau wie bei AC/DC.

Trackliste

  1. 1. Eastside
  2. 2. Give Me Your Love
  3. 3. Get What You Want
  4. 4. Could've Done It Better
  5. 5. This Type Of Funk
  6. 6. Pocketful Of Soul
  7. 7. Remember Love
  8. 8. Oakland Zone
  9. 9. Life Is What You Make It
  10. 10. Happy 'bout That
  11. 11. Stranger In My Own House
  12. 12. Back In The Day
  13. 13. Page One
  14. 14. Eastside
  15. 15. Nothing like it (bonus)

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Tower Of Power

Die zehn Mann starke Funkband aus Oakland gehört zu dem Besten, was dieses Genre zu bieten hat. Zwei Stilmittel prägen ihre Musik wesentlich: Zum einen …

Noch keine Kommentare