laut.de-Kritik

Zwischen Dancefloor und Schlafzimmer.

Review von

Es sei sein persönlichstes Album, schwärmt Tremaine Neverson von seinem sechsten Langspieler und preist "Trigga" mit den Worten an, die schon so viele Künstler wählten, um ihrem neuesten Werk eine besondere Bedeutung zukommen zu lassen. Wirklich persönlich besingt Trey Songz in den vorliegenden knapp 57 Minuten jedoch nur ein Thema: sein Sex-Leben.

Natürlich überrascht die Hypersexualität, die den 13 Tracks zugrunde liegt, weder innerhalb des Genres noch innerhalb Songz' Repertoire. Schließlich entwickelten sich die expliziten Lyrics neben seinem bewundernswert klaren Gesang in den letzten Jahren zu seinem Markenzeichen.

"Light-skinned girls got that red velvet /
Dark-skinned girls chocolate / White girls got vanilla frosting
" - wenn der neue R. Kelly den "Cake" ohne Gabel isst und sich durch verschiedenfarbige Hintern schlabbert, steht fest: Wem das nicht zusagt, der kann sich den Rest getrost sparen, denn das Motiv ändert sich kaum. Eingeölt und von Kerzenlicht bestrahlt, wartet Trey Songz auf kompletter Albumlänge eigentlich nur auf den nächsten Arsch: "Once I blow the candles out, put it in my face."

Dieses "I can fuck 'em all the time, but I swear I never wife 'em"-Motto führt "Foreign" weiter aus. Dass sich der Sänger dabei der abgedroschensten Länder-Wortspiele zu Australien ("Shoutout Australia when she go down under") und Frankreich ("And she ain't from France but she french kiss dick" bedient, ist verschmerz-, weil erwartbar.

Als ebenso ölig und klebrig wie die Texte über Sex ("Touchin', Lovin"), Sex mit einer Vergebenen ("Disrespectful") und Sex mit mehreren Frauen ("All We Do") erweisen sich die Produktionen und Treys Gesang. Letzterer gehört ohnehin zur Oberklasse des modernen Charts-R'n'B und haucht auch eher verhaltenen Nummern Wiedererkennungswert und Hit-Potenzial ein. Die seltenen Falsett- und noch selteneren Autotune-Einsätze stören kaum und sind dezent und geschickt platziert.

Der Chartbreaker schlechthin stammt übrigens von DJ Mustard: "Na Na" entpuppt sich mit seinem Fugees-Sample in der Hook auf Anhieb als Ohrwurm und bringt sowohl Radio- als auch Clubtauglichkeit mit. Zudem gelingt es der Produzentenriege, zu der auch Mike Will Made It gehört, "Trigga" mit pulsierenden Bässen und dickflüssigen Synthies stets mehr nach verruchtem R'n'B-Schuppen als nach laserstrahlen- und trockeneis-durchfluteter Großraumdisco klingen zu lassen - trashige EDM-Einflüsse bleiben gänzlich auf der Strecke.

Einen gelungenen Gegenpart zu Trey Songz' honigsüßem Vortrag liefert neben Juicy J Rapperin Nicki Minaj, die in "Touchin', Lovin'" die Texte des Hauptdarstellers einfach umkehrt: "The pussy wetter than puddles, I ride his dick like a shuttle". Auch Ty Dolla $ign sorgt schon allein aufgrund seiner Stimmlage für Abwechslung. Der Lückenfüller "Foreign Remix" mit einem Justin Bieber, dessen Töne ausschließlich aus den Nasenflügeln zu kommen scheinen, hätte jedoch gerne auf einer der Deluxe-Versionen verschwinden dürfen.

Letztlich markiert das Biebs-Feature aber den einzigen und daher verkraftbaren Aussetzer der Platte. Lässt man sich auf Lyrics und Atmosphäre ein, die irgendwo zwischen Dancefloor und Schlafzimmer liegen, unterhält "Trigga" fast eine Stunde lang auf einem Niveau, von dem Genre-Kollegen wie Chris Brown und Jason Derulo meilenweit entfernt sind.

Trackliste

  1. 1. Cake
  2. 2. Foreign
  3. 3. Na Na
  4. 4. Touchin', Lovin' feat. Nicki Minaj
  5. 5. Disrespectful feat. Mila J
  6. 6. Dead Wrong feat. Ty Dolla $ign
  7. 7. All We Do
  8. 8. Foreign Remix feat. Justin Bieber
  9. 9. Late Night feat. Juicy J
  10. 10. Smartphones
  11. 11. Yes, No, Maybe
  12. 12. Y.A.S.
  13. 13. Change Your Mind

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