Porträt

laut.de-Biographie

Van Der Graaf Generator

Die Universität Manchester ist für die Kunst- und Musikbeflissenen Studenten Peter Hammill, Chris Judge Smith und Nick Pearne ein erlauchter Ort, um eine Band zu gründen. Allzu lange währt das Kollektiv nicht. Bereits ein Jahr nach der Gründung 1967 steht Hammill wieder alleine da, formiert aber mit Schlagzeuger Guy Evans und dem Organisten/Pianisten Hugh Banton den Kern der klassischen Besetzung, die bis heute Bestand hat. Nic Potter (Bass) und David Jackson (Saxophon) komplettierten die Formation zu dem Quintett, das im Laufe der 70er für zahlreiche Klassiker des Genres Progressive Rock verantwortlich zeichnet.

Van Der Graaf Generator - Do Not Disturb Aktuelles Album
Van Der Graaf Generator Do Not Disturb
Die graue Eminenz des Prog läutet die letzte Runde ein.

Neben Hammills Stimme, dem Ausdruck stehts wichtiger als Intonation scheint, gerät insbesondere die dynamischen Wechsel zwischen harschen, jazzigen Passagen und piano-basierten, elegischen Portamenti zu einem Markenzeichen der Band.

Paradigmatisch hierfür kann der Songaufbau von "Man Erg" gesehen werden. Eine Piano-Ballade bildet die Klammer und explodiert im Mittelteil in einem wilden, dissonanten Riff. Dies ist wiederum ein perfektes musikalisches Spiegelbild für Hammills allzu pessimistische Beschreibungen der Conditio Humana mit einem Hang zur Ironie. In den ersten beiden Strophen exploriert er das Hass-Liebe-Motiv mit den Worten "The Killer Lives Inside Me" zu Beginn der ersten und "The Angels Lives Inside Me" zu Beginn der Zweiten. Allerdings tauchen die Engel auch nur auf, um das angerichtete Chaos zu beseitigen. Die dritte Strophe schließlich rückt auch das Ich in den Mittelpunkt ("And I Too, Live Inside Me"), nur um sarkastisch die eigene Unfähigkeit zur Selbsterkenntnis anzuschließen ("And Very Often Don't Know Who I Am").

"Man Erg" erscheint 1971 auf dem drei Tracks umfassenden Meilenstein "Pawn Hearts". Gemeinsam mit dem Vorgänger "H To He, Who Am I The Only One" begründet die Band ihren Ruhm in der Prog-Szene. Tracks wie "Killers", "Lemmings" oder das von King Crimson-Gitarrist Robert Fripp veredelte "The Emperor In His War Room" haben zwar soundtechnisch ordentlich Patina angesetzt, erstrahlen in ihrer Ausdrucksfähigkeit, Aussagekraft und Kreativität auch später noch in den vollsten
Farben.

Wenn es um die Bewertung von Musik geht, kann man grob einen qualitativen und einen quantitativen Ansatz zu Rate ziehen. Letzterer bezieht sich auf die messbare Anzahl von Quantitäten wie Verkaufszahlen, Ticketverkäufen, Dowloads, Klicks und Likes. Qualität spricht der Musik eine über den messbaren Ansatz hinaus reichenden Wert
zu, der entweder ideell betrachtet ein Hauch von Immerwährendem anhaftet oder traditionell betrachtet auf einer Übereinkunft einer bestimmten Gruppe in der Einschätzung der Musik beruht. Da der quantitative Ansatz heutzutage untrennbar mit einer Kosten-Nutzen-Strategie verbunden ist, fallen Bands wie Van Der Graaf Generator im Vergleich zu Prog-Megasellern wie Dream Theater, Steven Wilson oder den häufig genannten Einflussgrößen wie Genesis und Yes durchs Raster. Dennoch stellt ihr Werk für unterschiedliche Musikerpersönlichkeiten wie John Lydon (The Sex Pistols, PIL) oder Mikael Akerfeld (Opeth) einen riesigen Einfluss und einen immensen kreativen Fundus dar. Hammills Lyrics und die kreativ-verkopfte Musikalität hallen insofern in zahlreichen Produktionen nach, ohne namentlich Erwähnung zu finden.

Insofern scheint die Namensgebung prophetische Weitsicht bewiesen zu haben. Man benannte sich nach einem Bandgenerator des Physikers Robert Van-de-Graaff, der mechanische in elektrische Energie
umwandelt, allerdings mit einem geringen Wirkungsgrad. Gerne eingesetzt zu Demonstrationszwecken im Unterricht, ist somit auch der Einflussbereich der
Lieblinge von Musikern und Musikstudenten umrissen.

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