laut.de-Kritik
Riddim-Sampler mit internationaler Besetzung.
Review von Dani FrommCrystal Woman scheint ja offensichtlich Rootdowns amtierender Lieblings-Riddim zu sein: Nach einem One-Riddim-Sampler mit Vokalisten aus dem deutschsprachigen Raum erschließt sich mir die Notwendigkeit einer weiteren Crystal Woman-Compilation zu diesem Zeitpunkt nicht unbedingt, zumal der Großteil der Tracks bereits Ende 2004 veröffentlicht wurde. Aber: meinetwegen.
Tekas auf einer Gitarrenmelodie basierender Riddim verliert auch durch penetrante Wiederholung nur begrenzt an Reiz; das Fundament mit live eingespieltem Bass und Drums bleibt solide, und die Bläser unter der Regentschaft von Richie Seniors Posaune kicken auch in der 42. Fassung unverändert. Deswegen kann man auch ruhig noch einmal zwölf Versionen nachlegen.
Die Herren aus Jamaika (wie häufig auf Rootdown-Samplern ist die Damenwelt unterrepräsentiert, will im vorliegenden Fall meinen: nicht vorhanden) sind in der Überzahl. Sattsam bekannte Figuren wie Anthony B. stehen neben Künstlern, von denen ich zuvor noch nie gehört habe. Mit Blick auf die volle, melodische Stimme von Elijah Prophet in "Got To Be Conscious" sollte ich letzteres möglicherweise schleunigst ändern. Sehr sanft kommt Lloyd Brown, ein Export aus Großbritannien, daher, während Tenor Diamond gleich zweimal beweisen darf, dass Dreadlocks blond sein und hervorragende Toaster auch aus Skandinavien stammen dürfen. Besonders im Verbund mit Looptroops Promoe und Cosmic geht bei ihm nicht unerheblich die Post ab: "Bureaucrazy" lebt von der Abwechslung der drei am Mikrofon sowie von der gewohnt grandiosen Wortakrobatik der Schweden.
Lutan Fyah lieferte bereits letztes Jahr meinen Favoriten. Wenn man (neben Phenomdens "Jetz Isch Ziit") einen Crystal-Woman-Tune unbedingt haben muss, dann ist das "When Mi Rise It" - die stellenweise im Gesang durchdringende Roughness ist Trumpf. Cali P, einmal mehr ein Vertreter aus der Eidgenossenschaft, beschließt die Crystal Woman-Runde mit "Take Care Of My Family" in einer akustischen Version: Sachte Passagen wechseln mit ausgesprochen energischen, und machen Crystal Woman auch unplugged sehr hörenswert.
Und jetzt zu etwas völlig anderem: gleicher Produzent, neuer Riddim. Naja, "neu" auch nicht mehr, fand er sich bereits auf Nosliws EP "In Vollen Zügen" von 2002. Ein Trommelwirbel, rrrewind Selecta! Der Bass kommt mit Nachdruck, im Hintergrund der groovenden Nummer bilden Streicher das beherrschende Element: "Musik" in der Originalfassung, der von Nosliw nämlich, ist die wunderbarste Liebeserklärung an "die größte Kraft, die mir bisher bekannt war", "immer stark in den Stunden des Stumpfsinns". Ich möchte mich voll umfänglich anschließen. "Wir brauchen Songs, die upliften!" Dringend. Was wir weniger brauchen, ist Maxims (im krassen Gegensatz zum Titel doch eher weinerliches) "Wein Nicht Mehr"; auf Deutsch schmerzt Beziehungs-Betroffenheits-Lyrik eben doch recht schnell. Dass das aber nicht zwingend so sein muss, zeigt Nattyflo. Gemeinsam mit Velocitys Jahmeek wärmt er das uralte "My Baby Is Gone"-Thema wieder auf, und wirkt erfreulich unpeinlich dabei.
Alte Hasen stehen neben neuen Namen; die Themen reichen vom Privaten übers Weltpolitische zum Übersinnlichen. Das alte Sampler-Problem: Wenngleich keine Totalausfälle zu verzeichnen sind (Teka leistete bei der Produktion beider Riddims Qualitätsarbeit), erweisen sich einige Tracks doch als eher nichtssagend. Deswegen besser selbst selektieren und sich die Bonbons einzeln beschaffen. Gepresst auf 7"-Vinyl. Wie sich das gehört.
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