laut.de-Kritik
Endlich die erste Werkschau von Pampa Records.
Review von Martin TenschertObwohl das Hamburger Label Pampa Records in den meisten Köpfen als Traditionshaus im Bereich elektronischen Tanzmusik abgelegt ist, existiert es doch erst seit sieben Jahren. Die Gründer DJ Koze und Markus Fink haben seither mit Bedacht und harter Selektion zuverlässig einen Gassenhauer nach dem anderen released, eine Werkschau des bisherigen Schaffens blieben sie uns bis jetzt schuldig. Mixmeister Koze höchstselbst hat schlussendlich unser Flehen erhört und präsentiert die erste Label-Compi, die 19 Tracks beinhaltet.
Natürlich sind diese im weitesten Sinne den Genres "House" und "Techno" zuzuordnen, aber wer Koze solo kennt, wird zumindest hoffen, dass auch den anderen Veröffentlichungen aus der Pampa eine seriöse Unseriösität innewohnt.
Lianne La Havas begeistert im, man muss es so sagen, supergeilen Matthew Herbert-Remix. Was soulig beginnt, nimmt immer funkiger Fahrt auf, bis es zum Groove Monster mit einer Bassline aus der Distortion-Hölle zu voller Form aufläuft. On Top Liannes Ausnahmestimme, die das Stück natürlich vollendet.
Und es geht weiter mit Ravesalven und Grooveraketen, in dem Fall mit der wunderbaren Kölnerin Ada. Sie gehört zurecht seit Anfang an zum festen Künstlerstamm von Pampa. Ihr Beitrag zur Compilation, "You and Me", ist ein warm schiebender Song voller obskurer Samples, Rewinds und verhallter Soundschnipsel. Irgendwie klingt das ganze absurderweise nach Destiny's Child, nur hatten die keine so tighte Bassdrum.
Jedes Stück ist eigenständig, repräsentiert den Künstler, aber zugleich auch diesen ganz besonderen Pampa Sound. Wie hieß das noch mal: Techno is Pop, Pop is Techno? Da geben sich Rave-Urgesteine wie Roman Flügel mit eher experimentellen Künstlern à la Funkstörung die Cymbal in die Hand, und alles passt einfach vortrefflich zusammen.
Wer sonst schafft es schon, Künstler wie Isolée und Acid Pauli für die gemeinsame Sache zu begeistern? Erstere begeistern mit "I Like It Here, I Can Stay", einer Rave Bombe, die selbst die gute alte Hacienda zu Manchester zum Einsturz gebracht hätte. Derber "Macarena"-Synth, Drums so trocken wie Garnelen auf der Pizza Marinara, man übertreibt nicht mit dem Prädikat: groß.
Acid Pauli alias Martin Gretschmann lässt das nicht auf sich sitzen. Sein Track "Nana" klingt so gar nicht lonely, lonely, lonely. Die verträumte Hörspiel-Orgel entfaltet vielmehr in Kombination mit einer shuffeligen Bassline, die an Ricardo Villalobos' Evergreen "Dexter" erinnert, eine zuckerwattige Märchenstimmung. Mit dieser Ode an die Freude zeigt Gretschmann mal wieder sein Gespür für Sounds und Arrangements, ohne sich zu sehr in den Vordergrund zu spielen.
"Pampa Records Vo. 1" fasst hervorragend zusammen, warum das Label weltweit zur Speerspitze guten Sounds gehört. Es darf gerne noch weitere sieben hoch sieben Jahre so weitergehen.
1 Kommentar
Puh, gemessen an den Kalibern, die der Koze inzwischen auf Pampa beherbergt, ist die letztendliche Trackauswahl eher bescheiden, finde ich.
Also, die Künstler an sich sind überwiegend toll, aber hier eben fast durchgängig mit eher schwächeren Stücken vertreten, wobei deutlich bessere Tracks der Genannten durchaus schon in die Labelbetreuungszeit von Onkel Koze fallen... Er bleibt halt undurchschaubar.