laut.de-Kritik

Auf einem Bein ist schlecht shaken.

Review von

Wildes Mädchen, schüttel dein Bein für mich. Baby Baby, schüttel dein Hauptbein für mich. Basierend auf dem gemeinsamen Münchner Club-Abend "Shake-A-Leg" fuhr der erste Sampler von Jerker Kluge und Tobias Kirmayer beachtlichen Erfolg ein. Schnell war klar, ein Nachfolger muss her. Denn auf einem Bein shaket es sich bekanntlich nur so mittelgut und zudem schaut es albern aus.

Also gut, da haben wir den Genre-Salat. "Shake-A-Leg Vol.2" mischt frisch und knackig Hip Hop (Mighty Mocambos ft. Afrika Bambaataa) mit Afro Beat (Afro Latin Vintage), Latin Jazz (Pucho & His Latin Soul Brothers), Funk (The Qualitons), Soul (CJ. Leach), Neo-Soul (Radio Etiopia ft. Bajka), Dancefloor Jazz (Deep Jazz) und weiteren Klumpatsch. Die Scheuklappen bleiben zu Hause. Wenn der Groove stimmt, würden Kirmayer & Kluge auch irgendwie Shoegazing, Humppa, Taarab oder Obertongesang unterbringen.

Du weißt gar nichts, Jon Funk. Der Bastard "Zulu Walk" verbindet den rauen organischen Sound der Mighty Mocambos mit dem herrlich angegrauten Hip Hop der Legende Afrika Bambaataa. Dem folgt Afro Latin Vintage Orchestras Afrobeat-Explosion "Presentations", welche Qualitons "Rolling The Bones" mit stürmischen Gitarren-Licks und hitzigem Schlagzeug ablöst. Der alte Marley-Gassenhauer "Get Up, Stand Up" findet sich in Radio Utopias-Neuinterpretation so weit vom Original entfernt, dass das eigentlich unmögliche gelingt. Dank Sängerin Bajka, waberndem Bass und Piano-Breaks funktioniert das Cover wunderbar. Kleinliche Vergleiche mit dem allgegenwärtigem Original verstummen schnell.

Zwar können die beiden Djs das Schlagtempo nach diesem furiosen Start nicht ganz halten, aber wirkliches Füllmaterial gibt es auf "Shake-A-Leg Vol. 2" nicht zu verzeichnen. C.J. Leachs "Branded" gräbt tief in den 1960ern und liefert gut abgehangenen aufrichtigen Soul. Die Altmeister Dizzy Gillespie und Lalo Schifrin trafen 1977 mit dem Album "Free Ride" aufeinander, dessen Opener "Unicorn" den Sampler schmückt.

Mit dem Power Bossa Nova-Selbstläufer "Alocoholc Drinks (Whiskey Mix)" aus dem Hause Samp Brothers & Outbound lässt sich wahrlich nur schwer etwas falsch machen. Jacknife Lees "Hey Kitty Kitty" ging mir zwar beim Release mächtig auf die Senkel, funktioniert aber fast fünfzehn Jahre später und in diesem Umfeld blendend.

Zu guter Letzt bleibt auch noch ein wenig Platz um mit Deep Jazz und "Coincidence Of Circumstance" das eigene Projekt von Jerker Kluge unterzubringen. Feature dich selbst wie die Hölle. Bleibt am Ende nur noch ein Problem. "Shake-A-Leg Vol. 2" schreit förmlich nach einem Nachfolger. Doch wenn man vorpubertäre Witzchen über Dreibeiner weglässt, stellt sich schnell die Frage, wohin mit Krautstampfer Nummer drei. Auf den Kopf? Was für ein Quatsch. Ach ist doch auch egal, so lange die Musik stimmt.

Trackliste

  1. 1. Mighty Mocambos Ft. Afrika Bambaataa, Charlie Funk And King Kamonzi: Zulu Walk
  2. 2. Afro Latin Vintage Orchestra: Presentations
  3. 3. Qualitons: Rolling The Bones
  4. 4. Radio Utopia Ft. Bajka: Get Up, Stand Up
  5. 5. Pucho & The Latin Soul Brothers: Sunny
  6. 6. Cesars Salad: La Serpiente
  7. 7. C.J. Leach: Branded
  8. 8. Tommy Dark: Wobble Legs
  9. 9. Jacknife Lee: Hey Kitty Kitty
  10. 10. Samp Brothers & Outbound: Alcoholic Drinks (Whiskey Mix)
  11. 11. Dizzy Gillespie: Unicorn
  12. 12. Fanga: Natural Juice
  13. 13. Willis Jackson: Jive Samba
  14. 14. Charles Earland: The Mighty Burner
  15. 15. Deep Jazz: Coincidence Of Circumstance

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