laut.de-Kritik
Stilistische Vielfalt von der ersten Reggae-Liga.
Review von Benjamin FuchsZuletzt ging Anthony B.s Album "My Hope" auf seine Kappe. Nun hat Produzent Andreas Christophersen mit Capleton, Junior Kelly und Bounty Killer auf dieser CD drei Reggaestars aus Jamaicas erster Garde vereinigt.
"The Good, The Bad & The Blazing" weckt dem Namen nach schnell Assoziationen mit einem Filmtitel. Unzählige Kombinationen mit "The Good, The Bad" und irgendwas existieren bereits. Ein "virtueller Film" soll dieses Split-Album sein, was immer das auch heißen mag. Anstatt hier krampfhaft einen Sinn herein zu deuten, springen wir doch lieber direkt ins Material und nehmen es, wie es klingt - es lohnt sich.
Die Rollenverteilung dürfte klar sein: Junior Kelly verströmt als "The Good" positive Vibes, Bounty Killer stänkert als "The Bad" umher, während Reggae-Oberpapa Capleton wegen seiner Liebe zu Feuersymbolik ohnehin den Beinamen "The Blazing" fest gebucht hat. Sanft startet Junior Kelly mit "Jah Jah's People" das Album. Ein sehr melodiöser Track, der ein wenig an Tony Rebel erinnert. Hymnisch kommt der Refrain daher und bleibt sofort hängen.
Bounty Killer schlägt erwartungsgemäß die stimmlich raueren Töne an, weniger Melodie, mehr Deejaying. Überraschend sind die warmen und zurückgelehnten, reich instrumentierten Arrangements bei "West Indies", kennt man von Bounty doch eher trockene und Hip Hop-lastige Beats. Hätte man ihm gar nicht mehr so zugetraut. So böse wie sein Name klingt er hier jedenfalls nicht.
Capleton spricht vor "Hear the Children" noch mal ein kleines Intro und bedenkt den Hörer stilecht mit einigen "Blaze Dem"s, was ihm früher auch schon einmal eine Zwangs-Audienz bei Jamaicas Premierminister eingebracht hat. Ergebnis: Alles rein metaphorisch, kein Grund also, sofort mit dem Flammenwerfer loszurennen. Auf dem Sofa wirkt das Album ohnehin wesentlich konfliktfreier.
"The Good, The Bad & The Blazing" ist eine richtig gelungene Sammlung von rootsigen Conscious-Tracks, die einfach so durchlaufen kann. Kein Song ist überflüssig, und das Durchwechseln der stilistisch unterschiedlichen Sänger nach jedem Song hält das Album spannend.