laut.de-Kritik
Was macht Wacken besonders? Sind Metaller engstirnig? Ist Metal nur ein Musikgenre oder schon ein Lebensstil?
Review von Manuel BergerWacken 2014 steht vor der Tür, Wacken 2013 ist immer noch in vollem Gange. Und bringt den Acker ins Wohnzimmer. Wer kein Ticket fürs Jubiläum ergattert hat, kann so zumindest das letztjährige Spektakel Revue passieren lassen.
Fast zehn Stunden Material haben die Verantwortlichen zusammengetragen. Mehr als genug also, um einen Eindruck vom Line-Up zu bekommen. Den Anfang machen bei hervorragendem Klang Sabaton. Intro gibts keines, was zunächst irritiert, aber letztendlich niemanden stören dürfte. Schließlich soll die Compilation einen musikalischen Überblick liefern und keinen Oscar gewinnen.
Allerdings schwankt die Tonqualität von Auftritt zu Auftritt teils erheblich. Triviums Beitrag ist nahezu unhörbar. Aber so ist das nun mal mit Liveaufzeichnungen. Zumal es beim überwiegenden Teil der 43 Bands (mehr als doppelt so viele wie auf der Wacken 2013-DVD) nichts zu meckern gibt. Der Sabaton-Sound bleibt leider trotzdem unerreicht.
Die Auswahl der Acts ist ebenfalls gelungen. Klar: Gojira, Meshuggah, Rammstein und Subway To Sally wären noch schön gewesen, aber man kann eben nicht alles haben. Schade ist allerdings, dass das Set einige Genres nahezu komplett ausklammert. Black Metal findet sich nur in Form von Ragnarok, der Core-Anteil ist gleich Null. Stattdessen liegt der Fokus auf traditionellem Heavy und Power Metal. Kaum erlösen beispielsweise Ihsahn und Candlemass von Sonata Arcticas stinklangweiligem Drei-Song-Gejammer, werden beide mit einem Track abgespeist und Secret Sphere dürfen weiterschmachten.
Während sich die erste Disc vornehmlich den Hauptbühnen annimmt, konzentriert sich die zweite auf die mittelgroßen Acts. Dort dreschen Ugly Kid Joe gemeinsam mit Phil Campbell im Sheldon-T-Shirt ein tightes "Ace Of Spades"-Cover, Whitechapel liefern neue Gründe, sie endlich als Death Metal ernst zu nehmen und Corvus Corax covern Amon Amarth (zugegebenermaßen etwas gewöhnungsbedürftig). Amorphis und Tomi Joutsens nach wie vor beeindruckender Haarkreisel schließen Kapitel zwei sodann würdig ab. Nur: Wenn die Band schon ein exklusives Akustik-Set spielt, sollte man es doch auf der DVD serviert bekommen.
Der letzte Teil der Box startet zur Abwechslung mit einem schicken Death-Thrash-Inferno in Form von Legion Of The Damned, Dew Scented, Soulless, Rebattered und Hate Squad. Dann folgt mit den X-Factor-Hampelmännern Run Liberty Run der Tiefpunkt von neun Stunden Musik (mal abgesehen von Black Messiah). Wessen Idee war es eigentlich, diese Breakdown-Popper zum W:O:A zu holen? Passenderweise fragen Null dB direkt im Anschluss: "Habt ihr Bock auf Metal?" Chapeau, Herr Schnittmeister!
Als i-Tüpfelchen serviert "Live At Wacken 2013" noch eine rund 45-minütige Impressionenschau und interviewt einige Fans. Was macht Wacken so besonders? Sind Metaller engstirnig? Ist Metal nur eine Musikrichtung oder schon ein Lebensstil? Ganz kurzweilig anzusehen und dem aktuell in den Kinos laufenden "Wacken 3D" mindestens ebenbürtig.
Einen Innovationspreis gewinnen die DVD-Macher zwar nicht, aber seinen Preis ist der Dreier-Pack in jedem Fall wert. Und ja, den Lehrauftrag erfüllt sie natürlich auch.
2 Kommentare mit 3 Antworten
Rotz für Pisseschwitzer
Wacken ist tot
Dieses Jahr bis auf ein paar Newcomer das gleiche Line-Up wie letztes Jahr und kein Headliner, und das zum Jubiläum.
"Was macht Wacken besonders?"
Zum Beispiel, dass man bis runter nach Baden-Württemberg schon am Geruch erkennt, wann das erste August Wochenende anfängt.
Der hätte so aber auch vom Sodhahn kommen können