laut.de-Kritik

Die spinnen, die Römer: Musik für den inneren Leonidas.

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Warkings bringen eigentlich gute Voraussetzungen mit, um eine Platte richtig zu zerreißen. Vier Power Metaller ziehen als Spartiat, römischer Tribun, Kreuzritter und Wikinger verkleidet in den Krieg, schmettern ausgelutschte Phrasen wie "All for one and one for all" und nennen ihre Platten in schlechtester Hollywood-Manier "Reborn", "Revenge" und "Revolution". Die Songs sind ziemlich reißbrettartig konzipiert, über mittlerweile drei Alben hinweg gibt es genau ein Textthema (und das so eindimensional verwurstet, dass Sabatons Ausflüsse dagegen wie Homer wirken). Alles schreit nach Cashgrab. Folgerichtig flattern dir auf der Website erstmal neueste Merchartikel entgegen, bevor du "mehr" zur Band und ihrer Musik erfährst.

Doch Überraschung: "Revolution" klingt besser als die Oberfläche glauben macht. Vorausgesetzt man blendet die Stumpfsinnigkeit der Stücke aus (um die Warkings keinen Hehl machen), bietet das Album beste Metal-Unterhaltung. Dabei hilft, dass die Band instrumental anders als textlich nicht sklavisch an Genre-Klischees festhält, sondern an den Rändern gerne ausfranst. Die tiefgestimmten Gitarren klingen teilweise mehr nach Trivium als nach HammerFall. "Kill For The King" und "By The Blade" geraten angenehm thrashig. Es existieren sogar Schnittmengen zum Publikum jüngerer Abenteuer Amon Amarths. Chris Harms' Shouting-Gastauftritt in "Spartacus" unter dem Pseudonym The Lost Lord gelingt zwar eher mittelmäßig, schlägt aber die Brücke zum Metalcore und sorgt für weitere Abwechslung.

Der singende Heerführer The Tribune jodelt voller Pathos Hooks am laufenden Band. Sehr effektvoll paaren Warkings seine Melodien oft mit Gangshouts, zugeschnitten auf ein aktives Publikum bei Livekonzerten. Call-and-Response-Schemata wie bei "Hail Ragnar / Son of Odin!", martialische 300-Schlachtrufe à la "This is Sparta!" und hymnische Crowdpleaser wie "Ave Roma" sitzen einfach. "Sparta – Part II" und "Ave Roma" überzeugen auch in punkto Songdramaturgie am meisten und stechen als Albumhighlights hervor. Ersteres bestückt Gitarrist The Crusader noch mit einer Bouzouki, was für etwas zusätzliche Dynamik sorgt.

In "Fight" übertreiben Warkings es zwar mit der Gröltauglichkeit. Eine Schunkelmetal-Version von "Bella Ciao" braucht wirklich niemand. Insgesamt musiziert das Quartett aber weitaus weniger schlageresk und dudelig wie zum Beispiel ihre Labelkollegen Powerwolf. In gewisser Hinsicht am nächsten an die Wolfspriester rücken sie übrigens in "Deus Lo Vult", wo sie kurz Richtung Kirchenchor abbiegen. Ein paar Sekunden gimmickhafter Gregorianik hätte man hier besser gestrichen, dafür punktet der Song kurz mit schöner Twin-Lead-Passage und generell schweren Epic-Doom-Riffs. Auch die am Ende einsetzenden, leicht an Rammsteins "Halleluja" erinnernden, sakralen Background-Vocals, passen wiederum sehr gut zur düsteren Atmosphäre der Nummer.

Das Wichtigste: man nimmt den vier Musikern auf "Revolution" trotz planspielartiger Aufmachung ihres Projekts die Leidenschaft an der Sache zu jedem Moment ab. Zusammen mit gekonnten Arrangements, druckvollem Sound und geschmackvollen Riffs gelingt ihnen so ein Album, das man guten Gewissens in die Rotation schmeißen kann, um auf der Fahrt zum Büro noch kurz den inneren Leonidas rauszulassen. Wer sonst auch zu Serenity und Co. Fäuste ballt, dürfte ohnehin Spaß haben.

Trackliste

  1. 1. We Are The Fire
  2. 2. Sparta – Part II
  3. 3. Fight
  4. 4. Spartacus
  5. 5. Kill For The King
  6. 6. Deus Lo Vult
  7. 7. Ave Roma
  8. 8. Ragnar
  9. 9. By The Blade
  10. 10. Where Dreams Die

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