laut.de-Biographie
Yazoo
In die Annalen der Popgeschichte sind Yazoo als kurzlebiges Intermezzo des früheren Depeche Mode- und späteren Erasure-Songwriters Vince Clarke eingegangen. Obwohl dem rund ein Jahr andauernden UK-Projekt mit Sängerin Alison "Alf" Moyet nur zwei Studioalben beschieden waren, gehen doch drei Songklassiker der Früh-80er-Synthie Pop-Bewegung auf ihr Konto: "Only You", "Don't Go" und "Situation".
Die Bandgeschichte beginnt mit einem Beinahe-Split von Depeche Mode. Kaum landen deren Songs "Dreaming Of Me", "New Life" und "Just Can't Get Enough" aus der Feder Clarkes 1981 in den Charts wird dem Songwriter der Rummel um die Band zu groß. Im Gegensatz zu seinen Kollegen Gore, Fletcher und Gahan verliert der als scheu geltende Keyboarder rasch das Interesse, Pressetermine wahrzunehmen und auf Tournee zu gehen.
Noch vor dem Erscheinen des Depeche-Debüts "Speak & Spell" Ende 1981 verlässt Clarke die Band, die allerdings ohne ihren Taktgeber weiter macht. Dennoch will der Eigenbrötler im stillen Kämmerchen weiter komponieren. In der Musikzeitschrift Melody Maker entdeckt er ein Anzeigengesuch einer Sängerin nach einer erdigen Bluesband und meldet sich spaßeshalber bei der entsprechenden Dame.
Alison Moyet, bis dahin als Rhythm'n'Blues-Sängerin in der Coverband The Screaming Abdabs und wie Clarke im Raum Basildon/Essex umtriebig, lässt sich auf den Computer-Nerd ein. Ein kluger Entschluss.
Das Duo benennt sich nach einem alten Mississippi Blues-Label und arbeitet an den Songs "Only You" und "Situation", die im April 1982 auf der Debütsingle erscheinen und die Band sofort in die Charts katapultieren. Die Mischung aus dem künstlichen Electro-Popsound jener Zeit und Moyets eindringlich-emotionaler Stimme entziehen sich jeglichen Vergleichen.
Der Erfolg der Schmachtballade "Only You", die Clarke seinen Ex-Kollegen von Depeche Mode übrigens zum Abschied vergeblich anbot, treibt das Duo an, weitere Songs zu schreiben. Im Juli unterstreicht "Don't Go" das hohe Potenzial der Band, während ein Remix von "Situation" auch jenseits des Atlantiks für Aufsehen sorgt (dort aus rechtlichen Gründen aber unter dem Bandnamenkürzel Yaz).
Das im Spätjahr erscheinende Album "Upstairs At Eric's" erhält fast durchweg positive Kritiken und verführt den tourunwilligen Clarke sogar zu einer Reihe Live-Auftritten. Aus dem Schnellschussprojekt war plötzlich eine richtige Band mit den üblichen Verpflichtungen geworden. Der nahende Split schien vorprogrammiert.
Mit der Single "The Other Side Of Love" und dem 1983er Album "You And Me Both" legen Yazoo aber nochmal nach. Die Öffentlichkeit ist dennoch wenig überrascht, als Moyet im Mai 1983 per NME die Auflösung bekannt gibt: "Hauptsächlich liegt es daran, dass der frühere Zauber verflogen ist (...) Am Anfang war alles noch spontan und aufregend, aber nach ein paar erfolgreichen Singles kommst du unweigerlich in diese übliche Veröffentlichungs-Tretmühle."
Anschließend startet Moyet eine Solokarriere und Clarke formt mit Prouzent Eric Radcliffe (der Adressat des Debütalbum-Titels) das noch kurzlebigere Projekt The Assembly, für das Undertones-Sänger Feargal Sharkey als Gastsänger rekrutiert wird. 1985 startet Clarke dann eine solide Karriere mit Erasure.
Im Jahr 1999 erscheint mit "Only Yazoo" eine Best Of-Scheibe inklusive Remixes. Weitere acht Jahre später beschäftigt sich das Mute-Label mit Re-Issue-Plänen der Originalalben. Anfang 2008 wird schließlich bekannt, dass im Frühjahr eine 4-CD-Box namens "In Your Room" erscheinen wird, mit den Originalalben in Remastered-Qualität, B-Seiten, Remixes sowie einer DVD mit Clips und Interviews.
Dem nicht genug, erklären sich Clarke und Moyet tatsächlich bereit, 25 Jahre nach dem Bandsplit im Juni 2008 ein paar Live-Konzerte zu geben. Das Tourmotto "Reconnected" gilt vorerst nur für fünf englische Städte, nachdem die Nachfrage nach Tickets aber unerwartet groß ausfällt, lassen sich Yazoo auch für zwei Auftritte in Deutschland (Hamburg und Berlin) sowie sechs weitere in den USA breitschlagen.
Clarke dazu: "Es macht wirklich Spaß, nach so vielen Jahren wieder diese Songs zu spielen. Manche davon haben wir damals nie aufgeführt. Ich freue mich darauf, sie mit Alison für all die Fans zu spielen, die nie die Chance hatten, uns live zu sehen."
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