13. März 2006
"Karen wollte nicht mehr schreien ..."
Interview geführt von Vicky ButscherYeah Yeah Yeahs-Kopf Nick Zinner über die Besetzung musikalischer Territorien, Provokationen, überraschende Fotos und seine Tour mit den Bright Eyes: "Wenn irgendwas nervt, dann sind das die 14-jährigen Mädchen, die 'Ich liebe dich Conor' schreien."Ein bisschen erschrocken habe ich mich schon, als mich um punkt 21 Uhr nicht etwa eine aufgeweckte amerikanische Promoterin anruft, um mich dann an ein Yeah Yeah Yeahs-Mitglied weiter zu reichen. Nein, am Telefon meldet sich gleich Nick Zinner - Gitarrist und Hauptsongwriter der Band. Anscheinend sitzt er nicht neben einer Plattenfirmentante, sondern allein und entspannt in seinem Zimmer, was dem Gespräch sehr zuträglich ist. Nick taut mit der Zeit immer mehr auf, es scheint gar, als stehe der richtige Interview-Marathon noch bevor, denn seine Antworten klingen nicht abgedroschen, schon x-mal gegeben. Nick ist aufmerksam, fokussiert und aufgeschlossen. Die besten Voraussetzungen, um auch ein Interview am Telefon richtig in Schwung zu bringen und mehr als ein Frage-Antwort-Geholper daraus werden zu lassen.
Hi Nick, alles klar?
Ja, und bei dir?
Alles super. Dann kann ich ja gleich mit den Fragen loslegen! Warum wolltet ihr zu eurem zweiten Album unbedingt eine Yeah Yeah Yeahs-Flagge haben?
Nick Zinner: Wir haben etwas gesucht, das uns repräsentiert. Ein Symbol, das alle Dinge, die unsere Band ausmacht auf eine visuelle Art und Weise darstellt. Das man fast schon als Abgrenzung unseres Territoriums sehen kann. Etwas, das man sich ansehen kann und dann weiß, dass man dort hin gehört, so etwas wie mein eigenes Land oder so. Muss über diese Antwort lachen.
Eher ein musikalisches, als ein geografisches Territorium?
Definitiv!
Ihr habt einige Freunde, die Designer sind und auch schon Sachen wie Karens Bühnenoutfit oder den Merchandise gestaltet haben, warum habt ihr die nicht gefragt? Warum wolltet ihr, dass eure Fans die Flagge entwerfen?
Wir haben auch unsere Freunde gefragt. Aber wir wollten ... weißt du, uns sind unsere Fans echt wichtig, jeder Band sollte das so gehen ... Wir wollten einfach, dass sie sich irgendwie an den Aktionen unserer Band beteiligt fühlen. Dass sie uns etwas zurück geben können. Verbessert sich schnell: Oder dass wir ihnen was zurückgeben können.
Werdet ihr sie wirklich alle in irgendeiner Form benutzen?
Ja! Wir sind gestern durchgegangen, wie das Album-Artwork aussehen soll. Und im CD-Booklet werden die alle erscheinen - über zehn Seiten.
Wie viele habt ihr denn geschickt bekommen?
Ich weiß gar nicht, vielleicht so achthundert?
Waren da auch welche dabei, die so bizarr waren, dass ihr die gar nicht nutzen wolltet?
Nicht wirklich, am Schluss haben wir uns entschieden, alle zu nehmen. Es gibt eine, die sieht aus wie eine Gummipuppe von Karen, die ihre Beine gespreizt hält. Die ist wirklich ziemlich sonderbar. Wir waren uns nicht so sicher, was wir mit der anfangen sollten. Aber ich glaube, wir haben sie trotzdem genommen, weil wir es irgendwie auch ein bisschen lustig finden.
Aber die zentrale Flagge, die ihr jetzt benutzt ist die, die man auch schon auf eurer Website sehen kann? Wo werdet ihr die noch einsetzen? Auch bei Live-Shows oder so?
Wir versuchen gerade heraus zu finden, wie wir die am besten einbinden können. Die ist ein Symbol ... fast schon so wie bei Black Flag oder bei den Dead Kennedys. Etwas, dass du dir auch als Tattoo stechen lassen oder in deinen Tisch ritzen kannst.
Alle Schüler sitzen ab jetzt also in ihren Klassenzimmern und schnitzen die YYYs-Flagge in ihren Tisch ...
Ja, das wäre super.
Jetzt aber zur Musik: Kannst du die Stimmung oder das Temperament eurer neuen Platte "Show Your Bones" in wenigen Worten beschreiben?
Wahrscheinlich nicht, denn es gibt einfach so viele verschiedene Sachen, die wir durchgemacht haben, bis das Album endgültig fertig war. Es stellte sich raus, dass alles ein ziemlich komplizierter Prozess wurde. Der war freudvoll, aber auch sehr schmerzhaft und auch alles, was so dazwischen liegt. Manchmal passierte die Arbeit sehr natürlich, an anderen Tagen war es einfach nur gezwungen und unglaublich schwierig. Blood, Sweat And Tears. Plötzlich schwenkt seine Stimme aus dem beruhigend-tiefen Klang aus, er wird ganz enthusiastisch: Wahrscheinlich wären das die drei Worte, um das Album zu beschreiben.
Mein erster Eindruck war, dass die Platte etwas ruhiger ist als die letzte!?
Ja, in mancher Hinsicht.
Vielleicht sogar ein bisschen düsterer. Das hat mich ein wenig an eure Anfänge, nämlich die Unitard-Songs, erinnert. War es denn geplant, einen Schritt zurück zu euren Wurzeln zu gehen?
Nein, das war uns nie so bewusst. Vielleicht ist es einfach so passiert. Wir haben dieses etwas dunklere, schöne Zeug früher gemacht. Als wir dann mit den YYYs angefangen haben, sollte das so etwas wie ein indirekter Widerspruch dazu werden: Glückliche, positive, kraftvolle, enthusiastische Musik. Und dann wurden wir langsam wieder düsterer, wir haben die Musik wieder näher an uns ran gelassen. Es ist vielleicht eher eine Rückbesinnung auf diese emotionale Ehrlichkeit.
Passiert im Moment überhaupt was mit Unitard?
Nein, damit beschäftigen wir uns gerade nicht.
Das Album klingt auch nicht annähernd so extrem wie "Fever To Tell". Wolltet ihr dieses Mal weniger provozieren?
Ich würde jetzt nicht "weniger provozieren" sagen, denn wir provozieren ja immer noch - nur auf eine andere Art und Weise. Aber die letzte Platte setzte sich aus ziemlich viel Live-Material zusammen. Da kamen einfach die Sachen rauf, die wir in der Zeit mit uns rumtrugen, unsere Wut und Angst. Nachdem wir die Songs zwei oder drei Jahre auf Tour gespielt haben, sind diese Gefühle jetzt irgendwie draußen. Wir wollten nicht einfach auf diesem Weg weiterlaufen, also ... jetzt hab ich vergessen, was ich sagen wollte. Lacht. Wie war die Frage noch mal?
Ob eure Musik inzwischen weniger provokativ ist.
Ah, genau. Wir hatten nicht mehr denselben ... vielleicht haben wir den Appetit daran verloren, dieses Mal so 'in your face' zu klingen. Denn das wäre ziemlich gezwungen gewesen, das jetzt unbedingt noch einmal so zu machen. Wir wollten nicht unbedingt provozieren, sondern die Leute wachrufen. Wir wollten echte Stimmungen und Gefühle drauf haben.
Also war es nicht so, dass ihr nach dem ganzen Touren einfach müde wart, immer dieses straighte Rock'n'Roll-Ding durchzuziehen?
Bei Karen war es so. Etwas, das sie nicht mehr machen wollte, war wieder so viel zu schreien. Sie wollte nicht mehr so crazy sein wie beim letzten Mal, sie fühlt sich einfach nicht mehr danach. Ich wollte immer einfach nur rocken und laute, schnelle Songs spielen, aber ich war auch bereit, jeden anderen Weg zu gehen. Also haben wir einen Mittelweg gesucht, der uns allen passte und der sich am ehrlichsten anfühlte. Am Anfang hat man ja eine Idee, aber du kannst nicht wirklich kontrollieren, wie sich die Songs entwickeln.
"Deshalb findest du so viele Alkoholiker in Bands"
Habt ihr deshalb alle eure eigene Spielwiese? Du hast Head Wound City und Brian hat die Seconds. Jeder kann in dieser Zweitband machen, was er möchte?Ja, definitiv. Wir haben ja alle unsere Projekte, die nichts mit den YYYs zu tun haben, wo wir so ziemlich alles machen können, was wir möchten. Das stärkt uns auch irgendwie. Ich liebe es einfach, Thrash Metal zu spielen, wann immer ich kann. Aber das passt einfach überhaupt nicht bei den YYYs rein. Ich möchte ja auch keinen mikro-tonalen experimentellen Jazz spielen, das wäre Brians Lieblingsstil. Wir beide müssen lachen und sind uns einig, dass das Mist ist.
Ihr beide habt eure Bands, aber was macht eigentlich Karen?
Ja, sie hat auch an ein paar Seitenprojekten gearbeitet, aber die sind top secret.
Alles klar. Wieder müssen wir lachen Ich habe allerdings gerade den Adidas-Clip gesehen, in dem sie ja die Vocals zum Song beiträgt.
Ich mag den wirklich. Der Song ist wirklich schön, den kriegt man nicht so schnell wieder aus dem Kopf.
Ihr habt für euer Album mit dem Produzenten gearbeitet, der auch den Song für die Werbung gemacht hat. Wer ist das denn genau? Wie seid ihr auf ihn gekommen?
Sein Name ist Sam Spiegel. Er ist der Bruder eines Typen, mit dem Karen eine Weile zusammen war. Dieser "Typ" ist kein geringerer als Regisseur Spike Jonze. Wir haben zusammen rumgehangen, wurden Freunde. Wir haben letztes Jahr zusammen an einem Projekt gearbeitet, bei dem wir viel ausprobiert haben, das wirklich Spaß gemacht hat. Vorletztes Jahr im November, nachdem wir die letzten Shows in London gegeben hatten, haben wir ein paar Songs in Sams Studio ausprobiert. Er ist ein Techniker und Producer und hat ein eigenes Studio in seinem Haus. Es war sehr angenehm, dass wir mit ihm einfach alles ausprobieren konnten. Wir haben einfach die Writing-Sessions bei ihm gemacht und es dann auch mit ihm co-produziert.
Warum brauchtet ihr dieses Mal überhaupt einen Producer? Inwiefern hat er euch geholfen, Sachen anders zu machen?
Es ist gut jemanden zu haben, der eine Außensicht auf die Dinge hat, der dir Ratschläge gibt, dir neue Möglichkeiten aufzeigt. Wir sind eigentlich eine sehr resolute Band, niemand kann uns sagen, was wir zu tun haben. Aber manchmal hat er uns Ratschläge gegeben, die wir gut fanden. Dann haben wir's auch umgesetzt. Wir sind ja schon offen gegenüber Vorschlägen. Es ging uns darum, eine Meinung von außen zu bekommen. Manchmal fanden wir seine Ideen großartig, aber manchmal mussten wir auch sagen: 'No way, dude'. Nick muss mal wieder über sich lachen. Die endgültigen Entscheidungen treffen wir eh selber. Aber der Producer kann auch ein Ansporn in diesem kreativen Prozess sein.
Hat Brian jetzt eigentlich eine wichtigere Rolle beim Songwriting? Oder sind das vor allem Karen und du, die die Songs schreiben?
Auf dieser Platte hatte er wesentlich mehr mitgeschrieben. Es lief alles wesentlich gemeinschaftlicher ab. Karen war auch sehr viel aktiver, auch was die Musik angeht. Manche Songs haben wir wirklich mit Brians Drumbeat angefangen. Er hat die sogar in Drum-Notenschrift aufgeschrieben. Wir haben dann den Song um diesen Beat herum aufgebaut. Er hatte also dieses Mal definitiv eine wichtigere Rolle.
Habt ihr bei den Aufnahmen irgendetwas Neues ausprobiert?
Ja, die akustischen Gitarren und die verschiedenen Schichten mit unterschiedlichen Instrumenten, die es dieses Mal gibt, waren wirklich neu für uns. Und auch, dass wir im Studio komponiert haben, war neu, das haben wir noch nie gemacht. Alles wurde sonst in einer halben Stunde davor geschrieben.
Ihr habt also alle Songs weggeschmissen, die ihr schon fertig hattet, bevor ihr ins Studio gegangen seid?
Im Internet gab es ja dieses Gerücht, dass wir all diese Songs verschrottet hätten. Wir waren noch nicht mal im Studio, als dieses Gerücht aufkam.
Es gab dieses Mal einige merkwürdige Gerüchte, wie diese Katzen-Geschichte ... dass ihr ein Konzept-Album über Karens Katze aufnehmen würdet oder so ähnlich ...
Das war nur ein Scherz.
Kam der Witz von euch oder hat das irgendjemand in die Welt gesetzt?
Das war Sam, der Typ, der die Platte produziert hat. Er ist ein ziemlicher Witzbold, verarscht gerne mal ein paar Leute.
Du warst ja auch auf Tour mit den Bright Eyes, wie hat sich das von den YYYs-Tourneen unterschieden?
Es war, gosh, es war das komplette Gegenteil. Es war nicht annähernd so aggressiv oder körperbetont auf der Bühne. Ich war nicht die einzige Person, die da Musik gemacht hat. Ich konnte mich im schattigen Eckchen zurücklehnen, mit anderen Leuten spielen und Musik machen, zu der ich nicht so einen starken Bezug habe. Ich habe diese Songs nicht geschrieben. Es hat wirklich Spaß gemacht, war irgendwie befreiend. Ich hätte meine eigenen Parts schreiben können, wenn ich gewollt hätte. Conor arbeitet ziemlich eng mit den anderen Musikern zusammen. Das war interessant, mehr wie in einem Orchester. Es hat Spaß gemacht und es lag kein Druck auf mir.
Ich kann mir allerdings vorstellen, dass Conor einem auf Tour nach ner Weile auf die Nerven geht. Immerhin redet er ziemlich viel und die Pausen zwischen den Songs sind sehr lang.
Nick muss wieder lachen. Nein, nein, nein ... Was er so erzählt ist eigentlich immer ziemlich witzig. Ich mag das.
Einige Leute waren nach seinen Konzerten verärgert über diese unsinnigen Unterbrechungen.
Wirklich? Ich denke, es kommt immer drauf an. Ich nutze diese Zeit, um eine Kippe zu rauchen. Normalerweise ist es lustig und wenn irgendwas daran nervt, dann sind das die 14-jährigen Mädchen, die 'Ich liebe dich Conor' schreien. Lacht.
Komm, er ist schon ein Süßer.
Ja, stimmt schon.
Auf eurer Tour nehmt ihr dieses Mal einen vierten Mann mit...
Ja, wir probieren das mal aus.
Spielt er Bass oder die zweite Gitarre?
Er spielt Akustikgitarre, Keyboards und vielleicht Bass auf ein oder zwei Stücken.
Habt ihr so jemanden auf der letzen Tour vermisst oder habt ihr das für die alten Songs gar nicht gebraucht.
Ja, wir brauchen ihn nur für die neuen Songs. Da passiert einfach so viel. Es ist unmöglich, dass ich das alles alleine hinbekomme. Und wir wollen nicht mit einem Back-Tape spielen oder so. Wir ändern die Songs live eh etwas ab, aber manche Sachen ... ich kann einfach nicht akustische und elektrische Gitarre gleichzeitig spielen.
Und Karen möchte auch der Bühne kein Instrument spielen?
Nein, ich meine, sie könnte es machen, aber wenn sie es machen würde ...
... dann würde es ziemlich langweilig werden! Wir lachen beide noch mal ein bisschen, weil es so schön ist, wenn er von dieser angenehm tiefen, monotonen Stimme in dieses helle, zurückhaltende Lachen fällt. Ich kann mir vorstellen, dass es sich nach einer Weile auf Tour so anfühlt, als würde man sich ständig wiederholen.
Ja, genau.
Und was macht ihr dagegen? Was tut ihr, damit das Touren für euch interessanter wird?
Schwierig zu sagen. Also ich habe einen Plan, was ich dieses Mal machen werde: Ich hab mir ein paar neue Kameras gekauft. Ich möchte die freie Zeit nutzen, um rumzulaufen und Bilder zu machen. Ich habe mir eine alte Kamera gekauft. So eine, bei der man während des Fotografierens ein Tuch über sich legen muss.
Du willst also mit dieser riesigen Kamera durch unbekannte Städte laufen? Eine sehr obskure Vorstellung, wie der kleine, schmächtige Nick mit einer üppigen Kamera durch die Straßen der Welt läuft - dieses Mal muss ich lachen.
Ich möchte alles machen, nur nicht rumsitzen. Ich glaube das Rumsitzen ist das Schlimmste von allem. Und das machen wir ganz schön oft, wenn wir auf Tour sind. Ich habe ja auch schon Remixe und so auf meinem Computer gemacht. Ich werde versuchen, mehr in der Richtung zu machen. Ich weiß nicht ... die Shows zu spielen, das wird nicht langweilig. Wenn uns mal ein Song auf die Nerven geht, dann spielen wir den eben eine Weile nicht. Aber es ist vor allem die Zeit dazwischen. Die Möglichkeiten, die du da hast, sind zu trinken - oder eben nicht zu trinken. Nick lacht. Deshalb findest du auch so viele Alkoholiker in Bands. Wir haben das schon durch, also versuchen wir das dieses Mal ein bisschen weniger zu machen. Lacht.
"Eine Art voyeuristischer Lovesong"
Du hast ja auch dieses Photo-Buch rausgebracht. Hast du von Anfang an geplant, deine Bilder mal zu veröffentlichen?Nein, ich mache einfach immer Fotos, um mich an Sachen, die passiert sind, zu erinnern, die zu dokumentieren. Vor anderthalb oder zwei Jahren habe ich mal eine Ausstellung gemacht. Da hatte ich 500 oder 600 Fotos von unserer Tour, die ich über zwei Jahre gemacht hatte, und meine Freundin Stacy und ich hatten da die Idee, dass wir ein Buch mit den Bildern veröffentlichen sollten. Sie ist Grafik-Designerin, wir haben uns entschlossen, uns da mal dran zu setzen. Und in der selben Woche wurde ich gefragt, ob ich nicht ein Buch machen möchte.
Weißt du, wie sie auf deine Fotos gestoßen sind?
Ich weiß nicht, ich glaube die waren auf einer Show, sind YYYs-Fans oder so.
Wenn du deine Filme entwickelst - bist du manchmal überrascht, was du auf den Aufnahmen entdeckst?
Ja, jedes Mal!
Und, was war das Seltsamste, das du darauf entdeckt hast?
Die Fotos vom Publikum sind immer die interessantesten. Manchmal gibt es mir die Chance zu sehen, wer da eigentlich in der Menge steht. Manchmal sehe ich darauf Leute, mit denen ich zur High School gegangen bin, oder ein Mädel, mit dem ich vor einer Weile mal zusammen war, das mich von der ersten Reihe aus anstarrt. Nick lacht, redet dann leise weiter. Oder mir den Mittelfinger zeigt.
Wie machst du das denn überhaupt auf der Bühne, fotografierst du, ohne durch die Linse zu gucken?
Ich versuche es meist, das während des Songs hinzubekommen. Zum Beispiel, wenn die Drums ihren Part haben. Ich brauche ungefähr zehn Sekunden für zwei bis drei Bilder.
Ähm ... Während ich überlege, was ich noch fragen wollte, äfft mich Nick nach: "Ähm, ähm, ähm!?"
Hast du eigentlich mal den Ben Lee-Song über euch gehört?
Komisch, das hat mich heute schon mal jemand gefragt. Wir haben ihn gehört, wir haben gemeinsame Bekannte, wir haben ihn auch schon ein paar Mal getroffen. Es ist ein seltsamer Song.
Ich finde, er beschreibt euch und die Intensität eurer Musik und eures Auftretens ganz gut ... Naja, er dreht sich ja vor allem um Karen.
Ja, es ist so eine Art voyeuristischer Lovesong.
Ihr habt ja auch einen Remix zum Gang Of Four-Album beigesteuert. Wie seid ihr dazu gekommen?
Ich weiß es gar nicht. Sie haben verschiede Bands gefragt, und zu der Zeit hab ich gerade angefangen, Remixe zu machen. Und da Gang Of Four eine meiner Lieblingsbands ist musste ich das einfach machen. Es war ziemlich schwierig. Ich habe ja den Song "Man In A Uniform" gewählt. Das ist einer meiner Lieblingssongs. Aber das waren ja nicht die Originale, die Band hatte ja neue Versionen aller Songs eingespielt. Es war wirklich schwierig. Es ist ein großartiger Song, an dem wollte ich nicht so viel ändern, ihn aber dennoch tanzbarer und verrückter machen. Es hat trotzdem Spaß gemacht.
Also machst nur du die Remixe, nicht die komplette Band?
Nein, das bin nur ich. Ich hab Karen ein paar Sachen singen lassen, aber sonst ...
Weißt du, wer die Idee zum "Do You Know It's Halloween"-Song hatte, auf dem Karen ein paar Zeilen singt?
Ich konnte da ja leider nicht mitmachen, ich glaube ich war einfach nicht vor Ort. Aber das waren Nick und Jaime, die mal bei den Unicorns gespielt haben. Die haben eine Weile in LA gewohnt und da ein paar Leute zusammen getrommelt. Ich mag den Song, ich finde ihn witzig.
Auf ihrer Homepage stellen die YYYs ihren Fans in der Link-Sektion immer wieder befreundete Bands vor. Natürlich möchte ich wissen, ob es irgendwas Neues gibt, das Nick besonders am Herzen liegt. Welche heißen Bands würdest du unseren Lesern empfehlen?
Auf jeden Fal die Blood Brothers und The Locust (Mitglieder aus den beiden Bands spielen bei seinem Nebenprojekt Head Wound City mit, Anm. d. Red.). Und dann noch Services, die kommen aus New York. Ihre Musik basiert auf Samples und Electronics, aber ist nicht wirklich Dance, sondern eher Post-Industrial-Rock, Cabaret-Rockmusik ... Das ist wirklich großartiges Zeug!
Danke fürs Interview, hoffentlich kommt ihr bald auch mal richtig nach Deutschland!
Klar! Wir kommen im Mai.
Weg ist er. Immer noch betäubt von seiner tiefen, angenehmen Stimme fahre ich durch den Regen nach Hause. "Take these rings/and store them safe away/I'll wear them on/another rainy day", singt Karen mir zum Einschlafen vor.
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