Yngwie Malmsteen - " Blue Lightning"

Hinter dem Titel "Blue Lightning" verbirgt sich bereits die gesamte Wahrheit dieser Coverplatte. Ergänzt man Blue um ein 's' erhält man zwar Blues, aber in den Händen von Yngwie Malmsteen entfernt sich das Resultat vom Original in Lichtgeschwindigkeit.

Malmsteen nennt das Ganze Ehrerbietung. Findige Businessleute ordnen die Tracklist aber im Bereich saubere Marktanalyse ein. In Summe covert der Gitarren-Papst Genre-Klassiker von ausgenudelt ("Purple Haze" von Hendrix) über ausgenudelter ("Paint It Black" von den Stones) bis hin zu am ausgenudelsten (Purples "Smoke On The Water"). Gelungen fallen dagegen einige Eigenkompositionen wie "1911 Strut" sowie "Peace, Please" aus. Auch die eher unbekannteren Stücke wie "Demon's Eye" (Purple) und "Blue Jean Blues" (ZZ Top) dreht der 55-jährige zwar durch den Metal-Fleischwolf, die so auch eine gewisse eigene Note erhalten.

In "While My Guitar Gently Weeps" düst der bekennende Ferraristi in Mach 666 durch die Anlage. Gemäß des humorvollen Albumtitels hätte Malmsteen diese Nummer auch "While My Guitar Gently Sweeps" taufen können. Fehlt eigentlich nur eine Gary Moore-Hommage. Aber "Still Got The Shredding" taucht leider nicht auf der Platte auf.

Wilie Dixon, der einige Blues-Klassiker zu verantworten hat, sagte einst: "Blues Is The Root, Everything Else Are The Fruits". Um die hiesigen Früchte macht der Blues-Fan lieber ein großen Bogen. Ein sauertöpfisches Gesicht ist sonst die Folge ob dieser Notenorgie mit Feeling-Faktor gegen null.

Auch die Tatsache, dass Malmsteen den Songs mit seiner Stimme die Blue-Note hinzufügt, und der Drummer in "St. Anger"-Manier ordentlich durchs Gebälk kracht, lässt Puristen mit dem Kopf schütteln. Für Anhänger des gepflegten Überschall-Metals, die zu DragonForce joggen gehen, beim Föhnen die Rübe kreisen lassen und sich zu Animals As Leaders die Zähne putzen, sorgt diese ironisch gebrochene Ansammlung aber zumindest für gute Laune.