laut.de-Kritik
Abwechslungsreich und witzig zwischen Trip Hop und Listening-Jazz
Review von Kai KoppEin Platte mit so einem Intro kann gar nicht schlecht sein. Auch nach mehrmaligem Hören bestätigt sich dieses Vorurteil immer wieder. Musikalisch abwechslungsreich und witzig präsentiert sich der erst 19-jährige Ungar Yonderboi alias László Fogarasi auf seinem Debut "Shallow & Profound".
Nachdem die Einleitung neugierig gemacht hat, stimmt Edina Kutzora mich mit ihrer Stimme milde, die auf "Milonga del Mar" den Vergleich mit ihren trip-hoppenden Kolleginnen nicht zu scheuen braucht. Ein wenig Instumental-Drum 'N 'Bass mit "Der Kommisar"-Flair und schon sind wir beim ersten Cover: "Cantaloupe Island" (Grüße an Herbie Hancock und US 3). Hier bekomme ich regelmäßig einen Lachanfall, weil die Solo-Akkordeon-Version des Jazz-Funk-Rock-Klassikers rüberkommt, als ob Sex Mob (Knitting Factory) ihr Equipment gegen ein Schifferklavier getauscht hätten.
Die nächsten zwei Titel sind wieder ernst zu nehmen, "No Answer From Petrograd" mit dem zweiten Einsatz des Akkordeons und einer wunderschönen, etwas traurigen Melodie.
Der Schalk sitzt Yonderboi bei "100% Trevira" im Nacken, bei dem das Thema mit Tanzmusik-Orgel und Kazzoo (umgangsprachlich: "auf einem Kamm") präsentiert wird. Ein wenig Wirtschaftswunder-Retro mit "Pabadam", Instrumental-Trip Hop mit "Sinking Slowly" und "Bodysurf", dann kommt das ersehnte "Pink Solidism", im Original "Riders On The Storm" von den Doors. Dieser Track machte bereits 1997 auf mehreren Samplern die Runde, und ist Yonderbois erste Veröffentlichung.
Noch ein schöner Listening-Jazz-Titel ("Road Movie"), ein Kopf-Kino mit "1000 Bells", ein paar trippe Downbeats und fertig ist das Debut. Und gelungen ist es auch!
Noch keine Kommentare