laut.de-Kritik
Heiße Luft statt glaubwürdiger Emotionalität.
Review von Toni HennigVor fünf Jahren stieg Zayn Malik bei One Direction aus, mit der Begründung, dort nicht seine eigene Musik machen zu dürfen. Mit seinen ersten beiden Solo-Alben unter seinem Vornamen löste er sich auch von den Kinderzimmer-Sounds seiner Ex-Band. Sie wichen erwachseneren Pop- meets Soul- und R'n'B-Klängen. Nun veröffentlicht er sein bis dato "persönlichstes Projekt", wie er im Vorfeld der Veröffentlichung verriet.
Sein Bad Boy-Image, das er sich auf den Vorgängern aufgebaut hat, streift er dennoch nicht ab, wenn er in "Unfuckwitable" der Welt seine kalte Schulter zeigt. Dass er Sex hat und Cannabis raucht, erfahren wir im einleitenden "Calamity" zu jazzigen Sounds und dramatischen Piano-Tönen auch noch. Ansonsten versetzt uns die Scheibe in die Zeit zurück, als Zayns Beziehung zu dem Model Gigi Hadid von ständigen Trennungen und Liebes-Comebacks geprägt war. Trotzdem bringt der Sänger mit seinem schmachtenden Falsett des Öfteren seine Liebe zum Ausdruck, etwa wenn er mit effektbeladener Stimme zu akustischem Fingerpicking in "Connexion" fleht: "Can we stay in the bedroom?"
Auch die erste Single "Better" spielt auf seine On-Off-Beziehung mit Gigi Hadid an. Dennoch lässt er sich immer wieder zu entrückter Gitarren- und Schlagzeugbegleitung zu einem leidenschaftlichen "I love you" hinreißen. Darüber hinaus erschien das Stück kurz nach der Geburt ihrer gemeinsamen Tochter Khai. Letzten Endes schmiegt sich der Song angenehm sanft an die Ohren des Hörers.
Das lässt sich ebenso vom folgenden "Outside" behaupten, das mit Fingerschnippen, verträumten Saitenakkorden und einem unaufdringlichen Slow-Motion-Beat wie ein nachdenkliches Update des One Direction-Sounds anmutet. Dazu schraubt sich das Falsett des Wahl-New Yorkers warm und geschmeidig in die Höhe. In "Vibez" geht es dann mit einem wummernden Bass und nächtlicher 90er-Jahre-R'n'B-Untermalung deutlich verschwitzter zur Sache.
Das war es dann aber schon mit dem Rausch. Die Magie des ersten Augenblicks weicht zunehmend dröger Langeweile. Schon "When Love's Around", das Zayn gemeinsam mit Syd im Duett singt, kommt mit seiner farblosen Dancehall-Untermalung ziemlich blass daher. Da retten auch zwei schöne Stimmen nichts, die gut miteinander harmonisieren. "Connexion" wartet wieder einmal mit verträumter Gitarre und Fingerschnippen auf, läuft aber songwriterisch ins Leere. Wenn er dann noch in "Sweat" zu 80er-Jahre-Steeldrums, die schmieriger kaum sein könnten, im Bett seinen Mann steht, hat man den Tiefpunkt des Albums endgültig erreicht.
Diese musikalische Unentschlossenheit zieht sich auch bis zum Ende. Wenn man in "Unfuckwitable" inmitten schummriger Saitenakkorden auf eine schwachbrüstige Melodie trifft, für die sich selbst One Direction zu schade gewesen wären, kann von einer Achterbahnfahrt der Gefühle nicht die Rede sein. Zudem hinterlässt der Refrain in "Tightrope" nur ein kaltes Schulterzucken.
Im Grunde erweckt die Platte den Anschein, als wenn sich die unzähligen Produzenten uneinig darüber gewesen waren, ob sie es bei der bewährten Zayn-Erfolgsformel belassen oder dem Sänger ein etwas zeitgemäßeres Soundkorsett verpassen sollen. Über die schöpferische Eigenleistung der Co-Songwriter, für deren Aufzählung man gefühlt drei Booklet-Seiten braucht, breiten wir am besten gleich den Mantel des Schweigens. Von Eigenprofil kann demnach kaum die Rede sein.
Zumindest ragt "Windowsill" aus der Ödnis ein wenig heraus, kommt mit den Trap-Beats und den angriffslustigen Raps von Devlin wieder ein wenig Leben in die Bude, auch wenn man textlich keine hohen Ansprüche an die Nummer stellen sollte, geht es doch wieder einmal um verschwitzten Sex. Im abschließenden "River Road" heißt es dann noch zu staubiger, sparsamer Gitarrenbegleitung: "Let me float in ecstasy." Ekstase kommt bei dieser lustlosen Fingerübung aber nicht auf. Am Ende bleibt ein Album, das statt glaubwürdiger Emotionalität größtenteils nur heiße Luft bietet.
1 Kommentar mit 16 Antworten
Der Anzahl der Kommentare hier nach zu urteilen ist der Albumtitel äußerst passend
waren die Pseudonyme Herztyp und Leberperson schon vergeben?
Passt schon. Die Kommentare von Darmmensch entstammen offensichtlich diesem Organ...
Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.
vorhersehbare Fronts. Nächstes mal bitte ein bisschen kreativer
Wird gemacht, Gallenblasengünther!
Freut mich zu hören
"vorhersehbare Fronts. Nächstes mal bitte ein bisschen kreativer"
Stumpfer Nick, stumpfe Beleidigungen, so seh ich das. Aber wenn's hilft: Bis später Zystenmisty!
Alles klar, Ösophagus-Magnus.
"Stumpfe Beleidigungen" Hmm kann mich nicht dran erinnern, aber kannst mich gerne aufklären.
Mit den stumpfen Beleigungen warst auch nicht du gemeint, Bauchspeicheldrüsenbürger, sondern das, was du für deinen stumpfen Nick nach Schwingers Meinung erntest.
Ernten wir tatsächlich was wir säen?
Da ich ja eigentlich der Hate-Beauftragte hier bin: Wieso genau wird Darmmensch gehated?
Völlig grundlos. Darmmensch ist ein Ehrenmann.
#ehrenmensch #darmmann
#ehrendarm #menschmann
Feier eure Neukreationen des Namen ja schon, als macht ruhig weiter damit