laut.de-Biographie
Bôa
Nach einem typischen Garagenprojekt klingt die Entstehungsgeschichte der britischen Band Bôa. Als Drummer Ed Herten 1993 eine Band gründet, weiß er noch nicht so recht, in welche stilistische Richtung es gehen soll. Alles beginnt gleichwohl mit Funk. Frontmann Steve Rodgers zieht seine seine kleine Schwester Jasmin hinzu, sie singt den Refrain des ersten Songs "Fran".
1994 treten Bôa das erste Mal live im London Forum mit Ben Henderson am Saxophon, Alex Caird am Bass und Paul Turrell am Keyboard auf. Kurz darauf verlässt Herten die Band wieder, um sich auf sein Studium zu konzentrieren. Lee Sullivan nimmt seinen Platz ein, er lenkt die Band in eine rockigere Richtung. Der Song "Twilight" besiegelt dann endgültig das Schicksal: Alternative- Rock soll es sein. Die Brit:innen etablieren sich langsam aber sicher und gründen 2003 gar ihr eigenes Label: "Bôa Recordings".
1998 landen Bôa mit dem Track "Duvet" vom Albumdebüt "The Race Of A Thousand Camels" einen ersten größeren Erfolg: Der japanische Anime-Regisseur Ryūtarō Nakamura wählt ihn als Titeltrack für die Fernsehserie "Serial Experiments Lain" aus. Die Platte wird nur in Japan veröffentlicht, Bôa stehen bei Polydor Japan unter Vertrag. Henderson steigt zur Jahrtausendwende aus und gründet mit seiner Frau die Band Moth. Nach einem Labelwechsel in die USA erscheint das Debüt in veränderter Form unter dem Titel "Twilight" erneut.
Erst 2005 veröffentlicht Bôa das zweite Album "Get There", danach verabschiedet man sich von der Bildfläche. Im selben Jahr sind Steve und Jasmine im Konzertfilm "The Strat Pack: Live in Concert" zu sehen, eine Geburtstagshommage an die berühmte Fender Stratocaster. Erst 2012 verrät Steve Rodgers in einem Interview, wie überhaupt der Bandname entstanden ist. Neun Monate lang habe man sich damals den Kopf zerbrochen: "Wir hatten ein paar wirklich schlechte Ideen.", gibt er zu. "Wir wollten etwas, das überragend ist. So kamen wir auf Bôa, was eine Schlange oder ein Schal sein kann."
2017 dann der Schock: Keyboarder Turrell stirbt am 4. Januar. "Er war ein großer Teil unseres Lebens für viele, viele Jahre, und wir haben so viele schöne Erinnerungen an ihn. Wir werden ihn sehr vermissen", schreiben Bôa ein Tag später auf Facebook. Wieder vergehen Jahre, in denen es ruhig um die Band wird - bis Anfang 2023.
Nach über 20 Jahren, in denen die Band nicht mehr gemeinsam im Studio war, steht das dritte Album an. Im Line-up stehen nun neben Jasmine noch Lee Sullivan und Alex Caird. Anfang 2024 erscheint zunächst die Single "Vienna" mit fünf neuen Songs und zeigt der Welt: Bôa ist zurück und besser denn je. Dazu beigetragen hat, wie könnte es anders sein, Tiktok. Immer wieder spült die Plattform längst vergessene Tracks oder Artists zurück in die Köpfe der Menschen - in diesem Falle: "Duvet". User:innen sorgen mit dem Ausschnitt "and you don't seem to understand" ab 2021 für etliche POV-Trends. Und so existieren mittlerweile sowohl eine Speed-up- als auch eine Slowed-down-Version des Tracks auf Spotify.
Doch die neue, virale Prominenz sorgt auch für Druck: "Wir sind so glücklich, aber da ist auch der Wunsch alles richtig zu machen. Es ist eine großartige Chance, und ich denke, wir sind wirklich dankbar, dass es da draußen immer noch Leute gibt, die Neues von uns hören wollen und uns unterstützen. Wir wollen ihnen etwas Gutes liefern.", betont Caird in einem Interview. Die bereits veröffentlichten "Vienna"-Tracks sind Teil des neuen Albums "Whiplash", das im Oktober 2024 erscheint.
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