laut.de-Biographie
Crack Ignaz
"Tua die Hond in die Häh, wenn HPF dei Wöd is!", tönt es 2013 aus Salzburg. Crack Ignaz ist im Haus und verpasst mit Tracks wie "Elvis" und "Based Im Nebel" der österreichischen und auch deutschen Rap-Szene einen ebenso lässigen wie kräftigen Tritt in den lahmen Allerwertesten.
Der hängt den USA, was musikalische Entwicklungen betrifft, ja gern um ein paar Jahre hinterher. Nicht so Crack Ignaz: "I bin fürs Rapgame des Penizillin, triff sie in New York, gib ihr den Penis in Wien."
Dabei macht er da gerade erst etwa eineinhalb Jahre Musik. Genug Zeit für Ignaz, um auf sein "Swag Tape" aus dem Mai 2012 mit "Buttmeingoa/Freekony 2013" im Januar 2013 noch einen draufzulegen. Oida! Dabei weiß man hierzulande von Crack Ignaz vor allem eines: dass man eigentlich noch überhaupt gar nichts weiß.
Aufgewachsen in Salzburg, war der junge Österreicher, seit er denken kann, schon begeistert von der Musik. Uns sagt er: "Von den Charts bis zur Computerspielmusik war alles ziemlich dope, kann ich mich erinnern."
Inspiriert von Künstlern wie Lil Bibby, interpretiert Ignaz den "Cloud Rap" um A$ap Rocky & Co., der aus den USA rüberwabert, als einer der ersten deutschsprachigen Rapper für sich und sein lokales Umfeld. "Wos is dei Wöd, Bitch? Hanuschplatzflow / Wer is dei Höd, Bitch? Hanuschplatzflow."
Hanuschplatzflow! Wasd scho wos i man? Zur HPF-Clique gehören neben Crack Ignaz der Dialektrapper DreXor, "Rozbua" Däk Intellekt, die HPF-CEOs Jazzy Dick, Casino Fog und Paparoqué sowie Produzent Lex Lugner, der für die halluzinogenen Sounds der Ignaz-Tracks verantwortlich zeichnet.
Die Distanz zu Realität und Alltag ist allen Anhängern der Hanuschplatzflow-Philosphie nämlich sehr wichtig: "Die Wölt pumpt im Tempo von den Drums / zu viel Haze zuviel Ganj' in den Blunts / Ho ka Angst, i bin based für immer / Sei dir sicher, dieser Ignaz bleibt laced für immer."
Dabei fußt das Konzept der HPF-Gefährten vor allem auf Zufall und der "Entdeckung der Möglichkeit, ein Zeichen ohne jede Bedeutung zu deklinieren und willkürliche Beziehungen zwischen an sich stummen und indifferenten linguistischen 'Materialien' herzustellen".
Die selbsternannte Post-Swag-Avantgarde ist somit eindeutig NICHT politisch motiviert, sondern verurteilt "die Ignoranz des Mainstreams, künstlerische Engstirnigkeit und 'hochkulturelles' Geschwafel jeglicher Art."
Und wie es den Avantgarden oft so geht, versteht das vielleicht auch nicht jeder. Macht aber nichts. Sag dann einfach nur: "I waß ned wos er mant, I sog anfoch nur 'Swag'."
Diese Anfänge wirken fast provinziell, denn schon 2015 gelingt mit "Kirsch" ein weithin angesehenes Werk, das 2016 durch "Geld Leben" mit Wandl locker an die Wand gestellt wird. Mehr Soul hatten weder Deutsch- noch Ösirap jemals zuvor. Noch im selben Jahr erscheint "Aurora" mit dem in der delivery so völlig unterschiedlichen LGoony und mit "Marmeladé" ein erneut exzellentes Album.
Diese rasende Veröffentlichungspolitik hinterlässt Spuren: "Bullies In Pullies 2" gerät 2018 noch charmant, "Sturm & Drang" 2020 nur durchschnittlich. Vier Jahre kommen vom MC experimentellere EPs und manche Singles im alten Stil, bevor er mit Fid Mella seinen neuen Wandl trifft. Die "Blockhaaßmocha FM"-Tapes markieren so viel Revier, dass die Donau gelb wird.
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