laut.de-Kritik

Intime Klänge, die auf eine Reise ins Ungewisse führen.

Review von

Alexa Rose trat bisher als Keyboarderin, Querflötistin und Posaunistin bei der Indie-Pop-Band The Soda Stream musikalisch in Erscheinung. Nun beschreitet sie auf ihrem Solodebüt "Daydrops" unter dem Pseudonym kiil ganz neue Wege und wendet sich treibenden Minimal Music- und poetischen Neo-Klassik-Klängen zu.

Zeit, sich als Solokünstlerin zu verwirklichen, fand die Hamburgerin während des Corona-Lockdowns. Zwar widmete sie sich schon vor Corona ihrem Soloprojekt, aber erst während des Lockdowns bot sich die Gelegenheit, das Werk fertig zu schreiben und zu produzieren.

Ihre Wohnung funktionierte sie dafür zu einem Homerecording-Studio und das Schlafzimmer zum Konzertsaal um. Musikalisch hatte sie sich zum Ziel gesetzt, klassische Pianoklänge mit moderner Elektronik zu verbinden. Dabei beschränkte sie sich nicht nur auf Klavier und Elektronik. Sie griff auch wieder zur Querflöte und probierte sich außerdem noch an weiteren Instrumenten aus. Zudem arbeitete sie mit Multitracking und Overdubs. Des Weiteren nahm sie Teile der Platte unter Mithilfe von Gerd Mauff, der das Album auch mischte, im Hamburger Tonhotel auf.

Das Ergebnis fällt ebenso melancholisch wie berührend aus. Den Beginn macht mit "Sleepless" ein Song über eine schlaflose Nacht. Zu Beginn vernimmt man kreisende Minimal Music-Töne am Klavier, die sinnbildlich für das unaufhörliche Rasen der Gedanken stehen. Ungefähr ab der zweiten Minute folgt dann eine Rhythmusverschiebung. Das Stück gerät mit verwunschenen Querflötenklängen und weichem Schlagwerk deutlich verträumter. Die vermeintliche Ruhe weicht jedoch im Anschluss wieder der Rastlosigkeit, bis gedämpfte Schlagwerk- und Elektroniksounds sowie fein akzentuierte Beats sanft in den Schlaf überleiten.

In "One Day" geht die Sonne schließlich wieder auf und ein neuer Tag wartet. Der Song beginnt mit tiefen Pianoklängen, akzentuiertem Schlagwerk und gedämpften Herzschlag-Beats verhalten, gewinnt aber nach und nach durch das melodisch lyrische Klavierspiel der Hamburgerin immer mehr an Lebendigkeit. Die Nummer befindet sich ständig in Bewegung, ebenso wie das folgende "Growing Up", dem über lange Strecken etwas leicht Entrücktes innewohnt. Zum Schluss stellt kiil mit fantasiereichen Flügelsounds ihre Kunstfertigkeit unter Beweis.

Danach fungiert das Klavier in "Through The Night" lediglich als Rhythmusgeber. Verträumt psychedelische Querflötenmelodien stehen im Vordergrund. Die entfalten durchgängig eine nostalgische Wärme, so dass vor dem inneren Auge eine nächtliche Märchenlandschaft von atemberaubender Schönheit entsteht.

Querflöten-Töne ziehen sich auch durch das abschließende "Together". Zunächst baut sich das Stück unter Hinzunahme sachter Beats, gedämpfter Orgel- und zaghafter Klavierklänge behutsam auf. Ab der Mitte ertönen die Beats ungleich hektischer. Im Zusammenspiel mit elektronischen Klackgeräuschen macht sich eine nervöse Spannung breit. Am Ende führen statische Orgeltöne sowie repetitive Holzblas- und Piano-Sounds zu einer Reise ins Ungewisse. Letzten Endes haben wir es mit einem äußerst intimen Werk zu tun, das eine breite Palette an unterschiedlichen Stimmungen bietet.

Trackliste

  1. 1. Sleepless
  2. 2. One Day
  3. 3. Growing Up
  4. 4. Through The Night
  5. 5. Together

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