Sein Labelchef und sein DJ beschreiben die Zeit, in der der Pandarapper durch die Decke ging. Autor Sebastian Schweizer erzählt über das dabei entstandene Buch.

Pandaland (dani) - Na, hurra. Ein Buch über Cro, die Maske und den ganzen Rest hat gerade noch gefehlt. Zumal eins, das Sebastian A. Schweizer und Markus 'Psaiko.Dino' Brückner verfasst haben: Cros Labelchef und Cros DJ erzählen vom Pferd. Pardon, vom Panda: Das garantiert natürlich einen ganz und gar unvoreingenommenen Blick auf den Hauptdarsteller. Ironie aus.

Schnell geschrieben, schneller verschluckt

Häme auch aus! "Easy Does It" (Bastei Lübbe, 208 Seiten, 14,99 Euro) lässt sich in gut zwei Stunden verschlucken. In noch kürzerer Zeit als es entstand. "Wir haben immer wieder darüber gequatscht, ein Buch zu schreiben, wenn wir abends unterwegs waren", erinnert sich Sebastian Schweizer. "Und jedes Mal haben wir dann gesagt: 'Ja, geil. Nächste Woche legen wir dann richtig los.' Aber es ist nie wirklich was daraus geworden." Erst als die Herren Autoren beschlossen, das Projekt gemeinsam anzugehen und sich dafür nach Barcelona abseilten, bekamen die Nägel Köpfe.

"Der eigentliche Schreibprozess dauerte diese eine Woche, die wir uns eingeschlossen haben", so Schweizer. "Als wir wieder zu Hause waren, haben wir noch Interviews mit den Beteiligten geführt, zum Beispiel mit Frank Stratmann von Groove Attack oder mit Tim von der Band. Davide Bortot, ehemaliger Chefredakteur der Juice und unser Lektor, hat das eingearbeitet. Korrigiert hat er dann natürlich auch noch, und wir haben die neue Version dann wieder gegengelesen. Carlo hat noch das Vorwort geschrieben. Ein Hin und Her! Aber das Herzstück haben wir in einer Woche geschrieben. Hätten wir uns mehr Zeit genommen, wäre das bestimmt ein anderes Buch geworden. Ich finde aber, das passt so ganz gut. Man kann den 'rush', den wir in dieser Zeit, die das Buch beschreibt, erlebt haben, gut nachvollziehen und ein bisschen miterleben."

Nicht nur für Fans

Um die geschilderte beispiellose Erfolgsgeschichte vergnüglich oder doch zumindest interessant zu finden, muss man wahrhaftig kein Fan des Raop-Königs sein. Cro selbst kommt, wie schon erwähnt, ohnehin gerade einmal im Vorwort zu Wort. "Das hatte hauptsächlich zeitliche Gründe. Er konnte nicht mit nach Barcelona zum Schreiben, und er ist jetzt auch nicht der größte Bücherwurm." Eine Feststellung, die man seinem Prolog durchaus anmerkt.

Wer auf biografische Einzelheiten, Kindheitsgeschichten oder Jugendsünden des Mannes unter der Maske spekuliert, den enttäuscht "Easy Does It" auf ganzer Linie. Um Cro als Person geht es im Grunde gar nicht. Schweizer und Psaiko.Dino rekapitulieren viel mehr die Phase, in der dem Phänomen Cro Flügel wuchsen und es anschließend durch die Decke brach.

Zwei Autoren, zwei Blickwinkel

Die persönliche Verstrickung der Autoren erweist sich dabei als Segen: Abwechselnd lassen sie die Ereignisse Revue passieren. Schweizer, Mitgründer des Labels Chimperator, schreibt dabei aus der geschäftlichen Perspektive, während der unvermittelt vom Büropraktikanten zu Cros Produzent, DJ und Sprachrohr aufgestiegene Psaiko.Dino seine Sicht der Dinge von der Bühne herab und aus Backstage, Hotelzimmer und Tourbus heraus ergänzt. Gemeinsam ergeben beide Sichtweisen ein rundes Bild des Geschehens.

Dass selbiges natürlich trotzdem höchst subjektiv bleibt, stört nicht nur nicht, sondern verleiht "Easy Does It" die Würze. Es geht ja auch gar nicht anders. Nur die Abgebrühtesten unter den Abgebrühten könnten aus dem Auge eines Orkans berichten, ohne sich von den um sie herum tobenden Gewalten beeindrucken zu lassen - und zu denen gehören Schweizer und Psaiko.Dino sichtlich nicht. Vielmehr merkt man beiden die Verblüffung über Rasanz, mit der sich Dinge entwickelt und überschlagen haben, und über die ungeahnten Ausmaße, die alles angenommen hat, in einem fort an.

"Wodka, schnell, Homie!"

Die betont flapsige Sprache unterstreicht diesen Eindruck eher, als dass sie ihn überspielen könnte. Beständig wiederkehrende Zitate, Anspielungen und Witzeleien nerven zwar irgendwann leise. Aber so ist das eben, wenn immer die gleichen Sprücheklopfer aufeinander hocken: Da schleichen sich Routinen, Phrasen und Insiderwitze ein, die sich irgendwann verselbständigen. "Wodka, schnell, Homie" gehört bald so selbstverständlich dazu wie das in Celo-Voice geschnurrte "parallel dazu". Geht schon klar. Ein bisschen schade finde ich allenfalls die teils lausige Qualität der großzügig eingestreuten Fotos. Die erstaunt besonders ob der ansonsten wirklich schicken Optik des Taschenbuchs mit geprägtem Einband und an den Schnittkanten schwarz eingefärbten Seiten.

Statist im eigenen Film?

"Wer ist der Typ mit der Maske?" Die Frage prangt zwar fett auf der Rückseite. "Easy Does It" liefert allerdings nicht die Spur einer Antwort darauf. Zwar beteuern sowohl Schweizer als auch Psaiko.Dino unentwegt, was für ein großartig sympathischer, charismatischer Kerl er sein soll. Trotzdem bleibt die Hauptfigur seltsam abwesend. Cro wirkt in seinem eigenen Film wie ein Statist. Carlo Waibel, der Typ unter der Maske, kommt gar nicht erst vor.

Autor Schweizer sieht das selbstverständlich anders: "Das finde ich nicht", widerspricht er. "Das Buch ist, wie du sagst, keine Biografie, das fände ich zum jetzigen Zeitpunkt auch viel zu früh. Cro ist gerade einmal seit Ende 2011 auf der Landkarte. Jetzt haben wir 2014. Da muss er wirklich keine Autobiografie schreiben. Das kann er in aller Ruhe in zehn Jahren auf seiner Finka machen. Dieses Buch beschreibt, was in einer bestimmten Zeitspanne passiert ist. Natürlich auch, was Carlo in der Zeit passiert ist, aber eben außerdem das ganze Drumherum. Deswegen ja auch der Titel '... und der ganze Rest'. Es gestattet einen Blick hinter die Kulissen der Musikindustrie und in den Alltag einer Band. Dabei wird Cro nicht zum Statisten in seiner eigenen Geschichte, sondern er ist der Dreh- und Angelpunkt. Ohne ihn gäbe es die Geschichte gar nicht."

Ist aber letzten Endes ganz egal. "Easy Does It" erzählt statt dessen, was vermutlich ohnehin spannender ist: wie sich überwältigender Erfolg anfühlt, der einen (wie Psaiko.Dino) einfach mitgerissen oder auf den man (wie Schweizer) jahrelang hingearbeitet hat. Irgendjemand sagte einmal: "Das beste an Cro ist, dass sein Erfolg bei Chimperator stattfindet." Nach der Lektüre möchte man dem in vollem Umfang beipflichten und gönnt diesen Jungs ihren Höhenflug noch mehr. Die Eier, so ein Riesending am Ende doch ohne Majorlabel im Rücken durchzuziehen, muss man ja auch erst einmal aufbieten. Respekt!

Wer nicht lesen will, darf hören

Wer nicht lesen will, darf auch hören: "Easy Does It" gibt es auch in einer Hörbuch-Fassung, die eins zu eins den Inhalt des Buchs wiedergibt. Zur Wahl steht außerdem eine Hörspiel-Version: "Die ist interaktiver", verrät Sebastian Schweizer. "Mit Soundeffekten und viel Musik. Ein Erzähler führt durch die Geschichte, und die Beteiligten, also Psaiko, Cro, Kody und Freddy, der Security-Mann, und ich sprechen sich selbst. Wir lesen da auch nicht ab, sondern erzählen frei. Deshalb gibt es da teilweise auch Geschichten, die nicht im Buch vorkommen."

Fotos

Cro

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