Porträt

laut.de-Biographie

Sodom

Wenn es in Deutschland eine Band gibt, die zu den Pionieren des Thrash-, Death- und auch Black Metal zählt, dann heißt sie Sodom. Bis in die frühen Achtziger reicht ihre Geschichte zurück, und kaum einer hat damals für möglich gehalten, dass es sie Jahrzehnte später immer noch gibt. Dennoch zählen sie unzählige Extrem Metal-Bands aus ganz Skandinavien und auch den USA zu ihren Einflüssen.

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1983 findet die erste Dreier-Formation zusammen. Neben Bandleader Tom Angelripper aka Thomas Such (Bass/Gesang) zählen Chris Witchhunter aka Christian Dudeck (Schlagzeug) und Aggressor aka Frank Testegen (Gitarre) zum Line-Up. Die musikalischen Wurzeln der Band liegen bei den Black Metal-Veteranen von Venom und bei Lemmys Motörhead. Stilistisch kann man Sodom nicht unbedingt mit diesen beiden vergleichen, setzen sie doch in punkto Aggressivität und Härte noch eins drauf. Die ersten Demos "Witching Metal" und "Victims Of Death" ziehen die Aufmerksamkeit von Steamhammer auf sich, bei denen sie 1984 ihren ersten Plattenvertrag unterschreiben.

An den Deal kommen sie nach einem Auftritt mit Destruction, Tankard, Iron Angel und einigen anderen. Mit den Worten "Das klingt dermaßen beschissen, das muss sich verkaufen" drückt SPV-Chef Manni Schütt ihnen den Vertrag in die Hand. Nur Tankard gehen an dem Abend leer aus. Bevor es jedoch an die Aufnahmen zur Mini-LP "In The Sign Of Evil" geht, wird Aggressor vom lieblichen Grave Violator aka Josef Dominic ersetzt. Aber auch dieser bleibt nur kurz bei der Band, um dann dem nächsten 'or', Destructor aka Michael Wulf, zu weichen. Mit ihm spielen Sodom ihr erstes komplettes Album "Obsessed By Cruelty" ein und setzen in der Disziplin 'miese Frisuren' ganz neue Maßstäbe.

Was die Jungs bis dato aufnehmen, hört sich noch alles recht unausgegoren an, was sich jedoch mit Erscheinen von "Persecution Mania" ganz schnell ändert. Sowohl die heimische als auch die internationale Presse feiert das Werk euphorisch. Zusammen mit dem neuen Gitarristen Frank 'Blackfire' Gosdzik geht es als Support für Whiplash erstmals richtig auf Tour. Dabei wird in Düsseldorf ein Konzert mitgeschnitten, das später als "Mortal Way Of Life" das Licht der Welt erblicken soll. Mit dieser Scheibe handeln sich Sodom Ärger ein. Das Cover ziert - wie der Bandname fast vermuten lässt - allerlei Unzüchtiges und darf nur mit schwarzem Deckblatt verkauft werden. 'Vielen Dank für diese kostenlose Promo', werden sich Angelripper und Co. gedacht haben, die Scheibe lässt sich glänzen absetzen.

1989 folgt der große Wurf. Unter der Ägide von Harris Johns, der schon mit Helloween, Kreator und Voivod gearbeitet hat, entsteht ein ausgereiftes Werk, das mittlerweile zu den Klassikern im deutschen Metal zählt. Als erster Thrash Metal-Band überhaupt gelingt es Sodom, mit "Agent Orange" in die deutschen Charts einzusteigen. Als höchste Platzierung können sie einen respektablen 36. Platz für sich verbuchen. Nebenbei erscheint die Single "Ausgebombt", die auch noch nach über zehn Jahren in den Lesercharts der Metal-Magazine auftaucht. Kein Fußbreit weichen sie - trotz Verkaufserfolg - von der brettharten Marschrichtung ab, was ihnen ihre immer zahlreicher werdenden Fans mit Nibelungentreue danken.

Kaum liegt "Agent Orange" in den Regalen und die Europatour mit Sepultura in trockenen Tüchern, kündigt Frank seinen Job und heuert bei Kreator an, um diese auf ihrer US-Tour zu begleiten. Als kurzfristiger Ersatz fährt Uwe Baltrusch von Mekong Delta die Tour mit, ist jedoch nie als permanenter Gitarrist im Gespräch. Nach dieser Tour schmeißt Tom seinen Job in der Zeche und konzentriert sich ganz auf Sodom. Als neuen Mann an den sechs Saiten präsentieren sie Michael Hoffmann (Ex-Assassin), der sich in Mexico City gleich etablieren muss und mit Bravour besteht.

Chaos und Spaß sind weiter an der Tagesordnung, so wird Tom auch mal an der österreichischen Grenze auf dem Weg nach Ungarn in Unterhosen und Schlappen vergessen. Michael gibt sein Studiodebüt auf "Better Off Dead", mit dem auch Japan auf die Band aufmerksam wird. Nach ein paar Abstechern in Nippon spielen sie als erste westliche Metal-Band in Sofia hinter dem eisernen Vorhang. Da Micha aber ein Angebot bekommt, als Tontechniker und Gitarrist in Brasilien zu arbeiten, und er auch mit Chris nicht so recht klar kommt, ist ein Ende abzusehen.

Der nächste Mann an den sechs Saiten hört auf den Namen Andy Brings und ist bei seinem Einstieg gerade zarte 20 Jahre alt. Sein Stil ist sehr vom Punk beeinflusst und prägt das Album "Tapping The Vain" nachhaltig. Das birgt mit "Wachturm" einen kräftigen Seitenhieb gegen die Zeugen Jehovas, der heute zum ständigen Liveprogramm gehört. Seine Tourtaufe besteht Andy auf den Dates mit Depressive Age. Doch inzwischen ist die Situation zwischen Chris und Tom auch nicht mehr die beste, und nach einem weiteren Japanausflug ist Chris raus aus Sodom.

Seinen Platz hinter den Trommeln nimmt Atomic Steif aka Guido Richter (Ex-Living Death/Ex-Holy Moses) ein. Zu dieser Zeit entdeckt Tom seine Vorliebe für deutsches Liedgut, die er zunächst mit den Aufnahmen zur EP "Aber Bitte Mit Sahne" zelebriert und auch später mit dem Nebenprojekt Onkel Tom frönt. Zum ersten Mal nehmen Sodom ohne ihren Stammproduzenten Harris Johns auf, der auch an "Get What You Deserve" keinen Anteil hat. Zwar haben sie sich für das Album richtig was einfallen lassen, das Label weigert sich aber, das Cover zu veröffentlichen (wer das Original kennt, weiß warum).

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Touren finden mit Motörhead, Sepultura, Entombed und Kreator statt, Sodom sind nach wie vor sehr angesagt. Während sie mit Warpath unterwegs sind, schneiden sie in Hamburg das nächste Live-Album "Marooned" mit, das ebenfalls '94 erscheint. Beim zehnjährigen Jubiläumsgig in der Zeche Carl in Essen treten auch jede Menge Mucker von Rage, Blind Guardian und Kreator mit auf, die auch fast alle auf dem zugehörigen Video zu sehen sind und diverse Coverversionen spielen.

"Get What You Deserve" ist das letzte Album mit Andy, der sich etwas plötzlich als Ex-Mitglied betrachten muss. Seine Nachfolge tritt Dirk 'Strahli' Strahlmeier. In dem vom ZDF finanzierten (!) Video zu dem Kult-Song "Die Stumme Ursel" hat der Mann seinen ersten Auftritt. Auf "Masquerade In Blood", leistet er auch noch seinen Beitrag zu einem Studioalbum, doch da krieselt es schon mit Atomic, und auch Strahli hat einige, halbseidene Probleme am Hals. Letztendlich wandert er sogar in den Knast und somit aus der Band heraus. Als auch Atomic sich vom Acker macht, steht Angelripper zum ersten Mal in seiner Karriere alleine mit der Band da.

Auch der Deal mit Steamhammer ist ausgelaufen, das Label bringt '96 nur noch die Best-Of "Ten Black Years" auf den Markt. Tom nutzt die Auszeit, um mit Onkel Tom "Ein Schöner Tag" aufzunehmen. Als er mit Bernemann (Gitarre) und Bobby Schottkowski (Drums) zwei neue Jungs findet, geht es auch mit Sodom wieder los, ein Jahr später erscheint "'Til Death Do Us Unite" über GUN/BMG. Darauf beweisen die Ruhrpottler, dass man immer noch mit ihnen rechnen muss. Mit dem nachfolgenden "Code Red" kehren sie auch wieder zu Harris Johns zurück.

Nachdem sie zunächst mit Tankard und Goddes Of Desire unterwegs waren, schließen sie sich mit Kreator und Destruction zur ultimativen Teutonen Thrash-Tour zusammen. 2001, nach fast zwei Jahrzehnten Sodom und wieder zurück in der SPV-Famlie, erhält Tom für sein Lebenswerk auch offizielle Lorbeeren. Auf der Popkomm (sic!) wird ihm Doppelplatin für über eine Million verkaufte Platten überreicht. Doch auch neues Studiomaterial steht mit "M-16" in diesem Jahr schon an. Was neue Songs betrifft, gehen sie es etwas langsamer an, touren sich aber so ziemlich den Arsch ab. So erscheint Ende Juli 2003 die Live-Scheibe "One Night In Bangkok" und Ende 2005 der erste Teil der Banddoku "Lords Of Depravity - Pt. I".

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So ganz nebenbei laufen auch die Aufnahmen für das nächste Album an. Als diese abgeschlossen sind, sattelt das Trio zusammen mit Finntroll die Flugelche und brettert im Januar 2006 in die USA. "Sodom" erscheint Ende April und bietet neben altbekannten und erwarteten Brachialthrashern, auch ein paar kleine, aber feine Überraschungen. Ihre anschließenden Abstecher nach Australien, nutzt die Band, um mal wieder kräfitg die Filmbänder mitlaufen zu lassen.

Ihren Auftritt auf dem W:O:A 2007 nutzen sie dazu, zum ihr 25-jähriges Jubiläum zu feiern. Neben zahlreichen alten und fast nie live gespielten Stücken, sorgt vor allem die Besetzungsliste für Aufsehen. Immerhin laufen fast alle ehemaligen Gitarristen und Drummer mit auf. Dabei scheint Tom auch der Reunion-Wahn ergriffen zu haben, dem schon Bands wie Anthrax und Testament erlegen sind. Zusammen mit Chris Witchhunter und Grave Violator spielt er die "In The Sign Of Evil-EP mit sieben zusätzlichen Songs neu ein, die alle noch aus der Zeit der EP stammen.

Doch nicht nur die spielerische Leistung klingt wie anno 1984, sondern auch die Produktion. Das macht "The Final Sign Of Evil" somit zur überflüssigsten Veröffentlichung seit "Schnappi". Die schlechten Nachrichten reißen nicht ab: Anfang September wird völlig überraschend bekannt, dass der ehemalige Drummer Chris Witchhunter verstorben ist. Während sich Bobby zusammen mit Tankards Gerre vor allem als die eine Hälfte des Moderatoren-Duos der Rock Hard DVDs die Zeit vertreibt, ist Tom unter anderem auch mit der Band Die Knappen aktiv.

Dennoch liegen Sodom nicht brach: Ende 2010 legen sie mit "In War And Pieces" das nächste Album vor, auf dem Tom mit "Knarrenheinz" auch dem Bandmaskottchen endlich mal einen Song widmet. Kurz nach der Veröffentlichung macht allerdings die News die Runde, dass sich Tom und Bobby dermaßen gefetzt haben, dass der Drummer bei Sodom raus ist.

Seinen Platz nimmt Markus 'Makka' Freiwald (Ex-Despair) ein, doch die nächste betrübliche Nachricht folgt schon bald: Dirk 'Strahli' Strahlmeier, der auf "Masquerade In Blood" Gitarre gespielt hat, ist im Januar 2011 im Krankenhaus verstorben.

Nachdem Sodom noch die ersten Shows der "In War And Pieces"-Tour aufgrund des Drummer-Wechsels canceln mussten, geht es danach umso wilder zur Sache. Tom Angelripper schwärmt in höchsten Tönen vom Neuzugang hinter den Kesseln: "Ich möchte gar nicht über Bobby lästern, aber Makka ist für die Art von Musik, die wir machen, einfach besser geeignet und er spielt auch schneller."

Ein flottes Tempo legt der Schlagzeuger nicht nur auf Tour an den Tag; auch während der Pre-Production des "In War And Pieces"-Nachfolger "Epitome Of Torture" sorgt Markus Freiwald mit diversen 16teln-Highlights für reichlich Aufsehen. Mit Hilfe von Produzent Waldemar Sorychta (Moonspell, The Gathering) wird das Album im Herbst 2012 im Dortmunder Waldstreet-Sound-Studio aufgenommen. Ein knappes halbes Jahr später steht der Longplayer in den Läden und liefert den Beweis, dass die Thrash-Pioniere auch nach über dreißig Jahren noch zu den Speerspitzen ihres Genres zählen.

Im Sommer 2016 legen die Herrschaften mit "Decision Day" einen würdigen Nachfolger auf. Für ebenjenes heimsen die Thrasher sogar den Preis der deutschen Schallplattenkritik ein. Umso überraschender die Nachricht im Januar 2018, dass Tom Angelripper Bernemann und Freiwald den Laufpass gegeben hat. Für jene holt er sich (wieder) Frank Gosdzik sowie Yorck Segatz (beide Gitarre) und Stefan Hüskens (Schlagzeug) ins Boot. Diese Formation wirft im Herbst 2018 die "Partisan"-EP auf den Markt, im November 2020 folgt dann mit "Genesis XIX" wieder ein kompletter Longplayer.

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Sodom auf dem BYH 2009 Die Thrash-Institution rumpelt immer noch was das Zeug hält.

Die Thrash-Institution rumpelt immer noch was das Zeug hält., Sodom auf dem BYH 2009 | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Die Thrash-Institution rumpelt immer noch was das Zeug hält., Sodom auf dem BYH 2009 | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Die Thrash-Institution rumpelt immer noch was das Zeug hält., Sodom auf dem BYH 2009 | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Die Thrash-Institution rumpelt immer noch was das Zeug hält., Sodom auf dem BYH 2009 | © laut.de (Fotograf: Michael Edele)

Sodom auf dem Rock Hard Festival 2006 Sodom sind in Gelsenkrichen gefeierte Lokalhelden.

Sodom sind in Gelsenkrichen gefeierte Lokalhelden., Sodom auf dem Rock Hard Festival 2006 | © LAUT AG (Fotograf: Michael Edele) Sodom sind in Gelsenkrichen gefeierte Lokalhelden., Sodom auf dem Rock Hard Festival 2006 | © LAUT AG (Fotograf: Michael Edele) Sodom sind in Gelsenkrichen gefeierte Lokalhelden., Sodom auf dem Rock Hard Festival 2006 | © LAUT AG (Fotograf: Michael Edele) Sodom sind in Gelsenkrichen gefeierte Lokalhelden., Sodom auf dem Rock Hard Festival 2006 | © LAUT AG (Fotograf: Michael Edele) Sodom sind in Gelsenkrichen gefeierte Lokalhelden., Sodom auf dem Rock Hard Festival 2006 | © LAUT AG (Fotograf: Michael Edele) Sodom sind in Gelsenkrichen gefeierte Lokalhelden., Sodom auf dem Rock Hard Festival 2006 | © LAUT AG (Fotograf: Michael Edele) Sodom sind in Gelsenkrichen gefeierte Lokalhelden., Sodom auf dem Rock Hard Festival 2006 | © LAUT AG (Fotograf: Michael Edele) Sodom sind in Gelsenkrichen gefeierte Lokalhelden., Sodom auf dem Rock Hard Festival 2006 | © LAUT AG (Fotograf: Michael Edele) Sodom sind in Gelsenkrichen gefeierte Lokalhelden., Sodom auf dem Rock Hard Festival 2006 | © LAUT AG (Fotograf: Michael Edele) Sodom sind in Gelsenkrichen gefeierte Lokalhelden., Sodom auf dem Rock Hard Festival 2006 | © LAUT AG (Fotograf: Michael Edele)

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Fr 27.12.2024 Oberhausen (Turbinenhalle)
Sa 28.12.2024 Heidelberg (Halle 02)
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Mo 30.12.2024 Erfurt (Club Central)
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