laut.de-Biographie
OMD
Paul Humphreys, Andy McCluskey und Paul Collister gründen OMD - oder Orchestral Manoeuvres In The Dark, wie der volle Name der Band lautet - 1978 in Liverpool. Schon knapp zwei Jahre später gelingt mit ihrer Hit-Single "Enola Gay" der Sprung in die oberen Regionen der Charts. Neben Bands wie Human League, Soft Cell, Ultravox oder Depeche Mode gehören OMD zum Feinsten, das die britische New Wave-Cuisine in jenen Tagen auf der Speisekarte führt. Noch Jahre später sind Songs wie "Electricity" oder "Maid Of Orleans" ein erfrischend zeitloses Labsal.
Wie bei vielen Bands jener Zeit, liegen die Wurzeln von OMD in der von Punk los getretenen "Do It Yourself"-Mentalität. Auch Humphreys und McClusky, die schon zu Schulzeiten miteinander spielen, tingeln auf der Suche nach dem großen Wurf von einer Band zur nächsten, bis sie sich zusammen schließen. Ihre erste Single "Electricity" erscheint bei Tony Wilsons Factory-Label, wo Joy Division ihre am Existentiellen kratzenden Platten veröffentlichen.
Mit dem überraschenden Erfolg von "Electricity" kommt auch der Wechsel zu Virgin, wo 1980 das selbstbetitelte Debütalbum und noch im selben Jahr "Organisation" mit dem Hit "Enola Gay" erscheint. Zu dieser Zeit kristallisieren sich McCluskey und Humphreys als die kreativen Motoren von OMD heraus und umgeben sich mit einer wechselnden Schar williger Zuarbeiter.
Die synthetischen Balladen des Duos treffen den Nerv der Zeit und avancieren über die Jahre zum Markenzeichen von OMD, wie das von einem Walzerrhythmus genährte "Maid Of Orleans" oder der beinahe theatralisch vorgetragene Schmachtfetzen "Forever Live And Die". Überhaupt fällt die stärkste Zeit von OMD in die erste Hälfte der 80er. Das Liverpooler Duo gastiert häufig in den Charts. Erst als die Band zunehmend den Crossover in die seichten Popgefilde sucht, verweigern sich die Fans. Das Album "The Pacific Age" von 1986 markiert eine Zäsur, in deren Folge Humphreys OMD den Rücken kehrt.
Nach einer fünfjährigen Pause steckt McCluskey seine Energie in einen Comeback-Versuch, doch "Sugar Tax" fällt beim Publikum durch, ebenso wie der Nachfolger "Liberator" aus dem Jahr 1993. Lediglich die Singles "Sailing On The Seven Seas" und "Pandora's Box" führen OMD in die Charts zurück. Erst Ende der 90er Jahre, nach der Veröffentlichung einer Singles-Kollektion, entdeckt eine neue, junge Generation von Hörern den Gefühl betonten Synthie-Pop von OMD.
2007 dann überraschend das Comeback in alter Besetzung: Schon im Jahr zuvor finden die Fans auf der offiziellen OMD-Homepage eine Ankündigung für etwaige Tourpläne Ende des Jahres. Im Rahmen der Night Of The Proms-Tour treten OMD in einigen europäischen Städten mit 72-köpfiger Orchesterbegleitung auf. Im Herbst erscheint in England eine Neuauflage des Albums "Dazzle Ships" von 1983. 2007 kommt auch dem OMD-Debütalbum "Architecture & Morality" diese Ehre zu Teil, ergänzt um die DVD-Beilage "Live At Drury Lane" ihres London-Konzerts von 1981.
Die Nostalgie kommt zum richtigen Zeitpunkt: Auch hierzulande spielen die wieder vereinigten Kumpels Paul Humphreys und Andy McCluskey mit ihren früheren Mitstreitern Malcolm Holmes und Martin Cooper ihren "Architecture & Morality"-Klassiker in voller Länge live. Drei Jahre später folgt mit "History Of Modern" sogar ein neues Studioalbum.
Unter der Regie von Producer Mike Crossey (Arctic Monkeys, Razorlight) gelingt die Fusion des typischen OMD-Sounds mit den technischen Möglichkeiten der Gegenwart. Kühle Techno-Beats gepaart mit hymnischen Synthie-Flächen: eine mittlerweile zeitlose Kombination, die McCluskey und Humphreys virtuos beherrschen, und die für Acts wie LCD Soundsystem und The Killers explizit genannte Vorbilder bedeuten.
"History Of Modern" läutet jedoch nur den Start zu einer neuen OMD-Phase ein. Mit "English Electric" und dem stark von Kraftwerk inspirierten "The Punishment Of Luxury" lassen McCluskey, Humphreys und ihre Mitstreiter in den nächsten Jahren zwei weitere Werke folgen. In Berlin führen sie "Architecture And Morality" und "Dazzle Ships" am Stück auf. "Ein Album davon war ein Riesenhit, das andere hätte uns fast die Karriere gekostet", erinnert sich Andy im laut.de-Interview
"Das Ding mit Orchestral Manoeuvres In The Dark ist ja: Wir haben einen großen Backkatalog, aber immer noch viele Ideen", erklärt Paul im selben Gespräch. "Als wir 2006 wieder zusammengefunden haben war es toll, all die alten Sachen durchzuforsten. Schnell haben wir uns aber gefragt: Ist es das? Es geht um die Balance. Wir möchten die Band immer noch nach vorne treiben, aber umarmen unsere Vergangenheit. Wir sind stolz darauf."
In Umarmung dieser eigenen Vergangenheit kombinieren OMD alle ihre Singles aus 40 Jahren, zwei Audio-Live-Mitschnitte, verschiedene Demo-Fragmente und Raritäten sowie diverses Video-Material zu einer Jubiläums-Box: "Souvenir", passend benannt nach einem ihrer erfolgreichsten Songs. Im Zuge der "40 Jahre"-Wegmarkierung begeben sie sich auf eine große Tournee inklusive zahlreicher deutscher Termine, von denen manche rasch ausverkauft sind.
Für das 2023er Album "Bauhaus Staircase" ersinnen sie markante Songtitel wie "Kleptocracy", "Veruschka" und "Anthropocene". Paul Humphreys hat den Lockdown zwischenzeitlich genutzt, um mit Ü60 noch mal Papa zu werden, was gemeinhin jung hält. Andy McCluskey ist von dem neuen Album erwartungsgemäß total begeistert und resümiert: "Ich bin sehr glücklich mit dem, was wir auf dieser Platte gemacht haben. Ich fühle mich wohl, falls dies das letzte Statement von OMD sein sollte."
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