laut.de-Kritik

Tragend, tragisch, monströs und zuweilen aufgeblasen.

Review von

In den vergangenen Jahren gaben 3 Doors Down für europäische Ohren eher schwer verdauliche Kommentare zum Weltgeschehen ab. So zeigten sie verstörend offen und treuherzig ihren Patriotismus und schreckten auch nicht davor zurück, den allseits ungeliebten Georg Bush zu loben.

"Citizen/Soldier" haut in eine ähnliche Kerbe. Sänger Brad schrieb den Track als Werbenummer für die Amerikanische Nationalgarde, und das dazugehörige Video muss als sehr peinlich bezeichnet werden. Gerade als Deutscher ist schwerlich nachvollziehbar, wie man derart naiv an solch ein heikles Thema herangehen kann.

Aber 3DD sind in ihrer konservativen Haltung eben eine durch und durch amerikanische Rockband - das gilt auch für ihren Sound. Der ist genauso typisch amerikanisch: tragend, tragisch, monströs und bisweilen aufgeblasen.

Das selbstbetitelte Album deutet schon an, wohin es gehen soll. "Es wird Zeit, wieder die Zähne zu zeigen" - hier kriegt man 3 Doors Down pur, ohne irgendwelche Schnörkel. Und dafür wirbt auch gleich der mächtig rockende Opener "Train".

Die restlichen Lieder stehen dem kaum nach. Nachdenkliche Texte (mal abgesehen von "Citizen/Soldier") in schwerem Rock verpackt, dürften für die nächste Platin-Auszeichnung sorgen, daran gibt es wohl wenig zu zweifeln. Geht Brad doch als ein mit allen Wassern gewaschener Songwriter durch - das muss man ihm schon lassen.

Gekonnt nimmt er den wenig kritischen Hörer an der Hand und führt ihn mit beschwingter Professionalität durchs Album. Experimentiert wird da nichts. Klare, langsame Trommelschläge und sich ständig wiederholende Gitarrenschwünge sorgen für einen Sound, der dem Raum eine scheinbare Tiefe gibt.

Dazu eine tragende, theatralische Stimme, und schon hat man die Zutaten für ein amerikanisch-monströses Rockgewand. Die letzte Würze geben dann eingängige Melodien, die sich mit ekligen Widerhaken festsetzen und kaum noch loszukriegen sind. Textzeilen wie "It's not my time", vergisst man so schnell nicht.

Das ist leicht zu verdauende Gutfühl-Musik, die eine angenehme, (ge-)wichtige Stimmung hinterlässt. Für mich klingt es aber wie aus der Retorte und langweilt spätestens nach dem dritten Song gewaltig. Und dass sich die Combo im Booklet wie eine 40-jährige Boyband präsentiert, ist dann der letzte Grund, die CD endlich wegzulegen.

Trackliste

  1. 1. Train
  2. 2. Citizen/Soldier
  3. 3. It's Not My Time
  4. 4. Let Me Be Myself
  5. 5. Pages
  6. 6. It's The Only One You've Got
  7. 7. Give It To Me
  8. 8. These Days
  9. 9. Your Arms Feel Like Home
  10. 10. Runaway
  11. 11. When It's Over
  12. 12. She Don't Want The World

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