laut.de-Kritik

Conor Obersts Zwilling lebt in Sacramento.

Review von

Man kennt das: Ambitionierter Singer/Songwriter nimmt mit einigen Freunden eine Platte auf, bekommt Aufmerksamkeit, veröffentlicht ein zweites Album und wirbelt noch mehr Staub auf ... Die Geschichte ließe sich fortsetzen, aber auch so hat es den Anschein, Omaha und Sacramento lägen in direkter Nachbarschaft. Wie bei einem gewissen Herrn Oberst aus Nebraska handelt es sich auch bei Kris Anaya und An Angle quasi um ein Ein-Mann-Projekt.

Der Pressetext preist "Songs, die sich um Freundschaft, unerwiderte Liebe, krankhafte Auswüchse unserer Gesellschaft und Hoffnung drehen". Der Kenner merkt, es geht um Indierock. So weit, so gewöhnlich. Der Albumtitel posaunt "We Can Breathe Under Alcohol" heraus - eine Leistung, die ebenfalls nicht wirklich spektakulär erscheint. Diese offensichtliche Affinität zu Flüssignahrung kommt auch in diversen Textzeilen und Songtiteln zum Ausdruck. Noch einer aus dem Emo-Lager also, der sich der langsameren Art der Selbstzerstörung hingibt. Und in "True Love", so ganz nebenbei, schöne Zeilen erschafft: "Because I want to live a better life/Got to give these eyes a sight/So come on god well what you got?/Because I give our hearts another beat".

Welche Merkmale machen dieses Album aber zu etwas Besonderem? Die Antwort ist einfach: keine. Die Songs verführen mit Wohlklang, entschwinden aber viel zu schnell wieder in die Sphären des Vergessens. Dabei strotzen sie eigentlich vor Herzblut. Aber sei es das sehr ruhige "Angry Drunk" oder der Beinahe-Rocker "Green Water": Bis auf die stimmliche Verwandtschaft zu Conor Oberst bleibt wenig haften. Der Indie-Szenen-Abgesang "Change The World" brutzelt ebenfalls auf Teflon und hinterlässt keinerlei Spuren.

Des Öfteren driftet die Platte auch zu sehr in melancholisch-lethargische Gefilde ab. So zieht sich das nur mit Stimme und Gitarre ausgestattete "Born In A Bottle" über fast neun zähe Minuten in die Länge und verwirrt den Hörer gegen Ende mit unpassender Geräuschkulisse. Hier und da unterstützen Bläser oder Streicher den Song, ohne ihn aber wirklich aufzuwerten. Ausgesprochene Freunde sehr ruhiger Klänge mögen an "We Can Breathe Under Alcohol" Gefallen finden. Für alle anderen scheitert Anaya an der hohen Bright Eyes-Messlatte.

Trackliste

  1. 1. Green Water
  2. 2. Way With Words
  3. 3. True Love
  4. 4. Angry Drunk
  5. 5. White Horse
  6. 6. Born In A Bottle
  7. 7. Competitive Love, Competitive Drugs
  8. 8. Whales Talk Whales Walk
  9. 9. Change The World
  10. 10. St. Augustine

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1 Kommentar

  • Vor 19 Jahren

    Die Kritik ist relativ fair geschrieben, auch wenn bei mir persönlich relativ viel hängenbleibt. Klar, die Messlatte, die Conor Oberst gesetzthat, erreicht Kris Anaya nicht, aber wenn Bright Eyes 5 Punkte bekommen, hätte An Angle vier verdient.