laut.de-Kritik
Ein akustischer Abend - Synthies haben Hausverbot.
Review von Daniel StraubDie 80er Jahre werden Anne Clark als das Jahrzehnt der großen Erfolge in Erinnerung bleiben. Von kleinen Bühnen in Londoner Underground-Clubs spielte sie sich mit "Sleeper In Metropolis" und "Our Darkness" ganz nach oben an die Spitze der Charts. Ihr unterkühlter Charme machte sie zur perfekten Vorzeige-Chanteuse des New Wave. Ein Image, das bis heute kleben geblieben ist, obwohl sich Anne Clark seit Jahren als ernsthafte Songwriterin und Poetin profiliert. "From The Heart - Live In Bratislava", ein Mitschnitt ihrer Akustik-Tour vom vergangenen Jahr, unterstreicht eindrücklich, wie es Anne Clark stets auf Neue gelingt, ihren Songs verborgene Seiten abzugewinnen.
Neu ist die Idee einer akustischen Performance nicht. Bereits 1994 präsentierte Anne Clark einem überraschten Publikum unplugged Versionen ihrer bekannten Synthie-Hits und löste damit ungeahnte Begeisterungsstürme aus, so dass mit "Psychometry" sogar ein Live-Mitschnitt der Tour veröffentlicht wurde. Was damals eine Sensation war, ist heute beinahe eine Selbstverständlichkeit. Rund zehn Jahre sind seither vergangen, Jahre, in denen die Synthies eingemottet und die Akustikklampfen ausgepackt wurden. Die auf "Just After Sunset" bereits dominierenden Folk-Einflüsse prägen Anne Clarks neue Songs, auch wenn sie eine gute Brise Weltschmerz von den 80ern in die Gegenwart rette konnte.
Mit zwei ruhigen Nummern von "Just After Sunset" eröffnet Anne Clark den Abend in Bratislava. Und auch mit den folgenden Songs bewegt sie sich, von Gitarre, Piano und Cello begleitet, in von sanfter Melancholie durchtränkten Gefilden. Die erste Überraschung klopft mit "Sleeper In Metropolis" ans Trommelfell. Nach den oftmals gehörten Klavierakkorden zu Beginn rockt der Song dank treibendem Percussioneinsatz, dass es eine wahre Freude ist. Ein Rezept, zu dem Anne Clark auch bei der Umsetzung ihres anderen Klassikers, "Our Darkness", mit Erfolg zurück greift. Rock'n'Roll scheint in der Tat die neue Leidenschaft der Anne Clark zu sein. Nicht nur, weil zwei der Songs munter anschieben.
Mit "Funky Acoustic Groove Thang Part 1" enthält die Konzertaufzeichnung ihres ersten Auftritts in der Slovakei eine knapp zehn-minütige Instrumental-Improvisation, die so rein gar nichts mehr mit dem zu tun hat, was man seit Jahren von der Engländerin kennt. Leichte Gitarrenläufe schaukeln sich mit peitschenden Funkbässen zu einem furiosen Groover auf. Die Anne Clark der Zukunft - ein Rockstar?
Noch eine kleine Info am Rande, um Verwirrungen zu vermeiden: Als kleines Feature packte die Plattenfirma mit "Abuse" noch einen zusätzlichen Song drauf, der sich nicht im Tracklisting wieder findet. Also nicht verdutzt sein, wenn "From The Heart" sich länger im CD-Spieler dreht als gedacht.
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