laut.de-Kritik
Warme Synthie-Sounds bescheren dem Phantom eine sanfte Landung.
Review von Daniel StraubWas wäre die Welt ohne Geheimnisse? Langweilig. Genau. Einer, der das ganz genau weiß, ist Richard David James, besser bekannt unter seinem Alias Aphex Twin. Seit ihn seine ersten Releases zu Beginn der 90er Jahre nach und nach zu einem künstlerischen Mentor einer ganzen Musikrichtung stilisiert haben, versteht es der Ire, seine Person mit einem Schleier aus Dichtung und Wahrheit zu umgeben.
Das wohlfein lancierte Gerücht, die sorgsam gelegte Fährte sind seither fester Bestandteil aller Marketing-Aktivitäten von Aphex Twin. Und die nehmen, da macht Richard D. James auch keinerlei Kompromisse, zumeist schon künstlerische Züge an. So auch jetzt, als sein erstes Albumrelease seit 13 Jahren promotet werden musste.
Am Londoner Himmel wurde ein zeppelinförmiges Gebilde mit Aphex Twin-Logo gesichtet, erste Spuren des neues Albums führten ins Deep Web und einer der zahlreichen im Netz kursierenden, angeblichen "Syro"-Downloads führte zahlreiche Fans auf eine falsche Fährte.
Der mit Spannung erwartete erste Hördurchgang des echten Albums hinterließ dann einen durchweg positiven Eindruck. Einer der wichtigsten Gründe dafür mag sein, dass Aphex Twin, auch nachdem er sich beinahe 15 Jahre mit neuen Songs zurückgehalten hat, einfach wieder wie Aphex Twin klingt. Wobei er selbst das vermutlich nicht als Lob auffassen würde.
Für meinen Geschmack klingt er sogar wie der Aphex Twin zu seinen besten Zeiten, in denen er Klassiker der elektronischen Musik wie "Selected Ambient Works", "I Care Because You Do" und das "Richard D. James Album" innerhalb weniger Jahre rausgehauen hat. Mit einem kleinen Unterschied jedoch: Die zappeligen Ausgeflipptheiten früherer Tage fehlen fast vollständig.
Dafür stellt Aphex Twin jetzt die träumerisch-melancholische Seite seiner Musik stärker denn je in den Mittelpunkt. Tänzelnde Synthie-Sounds mit viel Entfaltungsfreiheit sind die Merkmale des Aphex Twin-Sounds 2014. Wäre man in der Verlegenheit, ein Label über seine Musik kleben zu müssen, könnte man für ihn das Genre Aphex-Jazz erfinden.
Danach packt er mit "fz pseudotimestretch+e+3 [138.85]" und "CIRCLONT14 [152.97]" zwei beat-orientierte Tracks, ganz so als wollte er zeigen, dass er noch immer wie kein Zweiter Beats zerschnetzeln und wieder zusammensetzen kann. über die volle Albumlänge bleiben derlei Exkursionen in die Drummachine-Sammlung des Iren aber eher die Ausnahme.
Im letzten Drittel des Albums feilt er dann wieder weiter an seinem neuen Sound, der so entspannt und in sich selbst ruhend klingt, wie seit den "Ambient Works" nicht mehr. Warme, füllige Synthie-Sounds sorgen für eine behutsame Landung, bevor die sanften Klavierakkorde von "aisatsana [102]" das nahe Ende ankündigen.
4 Kommentare mit 16 Antworten
Dafür, dass das jetzt so lange gedauert hat, ist die Rezension aber recht uninspiriert; schade! Für mich ist "Syro" das beste, was ich im Elektro-Bereich seit langem gehört habe (muss allerdings zugeben, da auch nicht besonders bewandert zu sein) und gehört schon jetzt zu den besten Alben 2014.
Von jemandem, der sich nach der Band Santiago benennt, kann man eigentlich nicht erwarten, überhaupt in irgendeinem Bereich der Musik ansatzweise bewandert zu sein.
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Meinst du vielleicht eher die Band "Santiano"? Mit der habe ich nichts am Hut; das "g" macht den Unterschied. Es sagt allerdings viel über dich aus, wenn dir bei dem Namen "Santiago" nicht andere Assoziationen kommen als zu dieser Schlagertruppe...
Jetzt bluff' doch nicht, Santiago:
https://www.youtube.com/watch?v=Pkz6a04WlPg
@Tinco
Verdammt, ich wurde ertappt!
Gemeint war natürlich die Partyband Santiago aus Tincos Link. Soviel sollte doch klar sein.
Wenn man es erklären muss ist es nicht gut, chief!
Wirft ja in der Tat vielmehr ein zweifelhaftes Licht auf dich, dass du solchen Müll kennst und auch noch als Vergleich für einen eher mäßigen flame (um des flames wegen) bemühst, statt bei einem Accountnamen wie "Santiago" deutlich naheliegendere Assoziationen zu bringen. Wirkt auf mich z.B. in erster Linie bildungsfern und provinziell.
Ist das ein Profilpic von Christopher Hitchens? Finde selbst als Agnostiker, dass er ein absolutes Arschloch war und ein gutes Maß zur Verfolgung jeglicher arabisch aussehender Personen in der EU und Nordamerika beigesteuert hat. Aber nun gut...
@soulburn: Schon näher dran. Ich denke da zwar immer zuerst an den Protagonisten von Hemingways "Der alte Mann und das Meer", aber gut...
@catweazel: Ja, ist es, und ein schwieriger Mann war er sicherlich, aber das spricht m.E. noch nicht per se gegen ihn. Zum Agnostizismus: Da kommt es jetzt darauf an, ob du so ein 50/50 Agnostiker bist (NOMA etc.), oder zumindest zugestehst, dass man sehr wohl auch die Gotteshypothese mit Wahrscheinlichkeiten besetzen kann. Im zweiten Sinn (= kein abschließendes Urteil möglich, aber Gottes Existenz sehr unwahrscheinlich) war auch Hitchens Agnostiker. Über seine Haltung etwa zum Irak-Krieg kann man streiten; es ist schade, dass er da so verbohrt war und nicht einsehen wollte, wie wenig diese Einsätze auf lange Sicht erreicht haben. Was das aber direkt mit der Verfolgung jeglicher "arabisch aussehender Personen" zu tun haben soll, will mir nicht einleuchten.
Na toll, jetzt bringst du mich zum erklären. Und wer flamt jetzt hier wen? Ich denke da ebenfalls zuerst an Ernest, als nächstes an Santiago de Chile.
Provinziell und bildungsfern wirkt auf mich lediglich, dass man für einen Avatarnamen-Flame und nur, um sich im Gespräch zu halten, einen Vergleich zu einer maximal regional bekannten Hobbyband konstruiert.
Achso, ich dachte, das wäre auf mich bezogen gewesen - Denkfehler. Aber dann ist ja gut, das ist auch meine Reihenfolge.
Meine Güte, was ihr aus einem misslungenen Flame so alles komponieren könnt.
Um mich schadlos zu halten, ich kenne die Band nicht, das war einfach nur ein dem Witz zuträglicher zufälliger Youtube-Treffer mit Unterhaltungswert.
Außerdem: Compostela, ihr Heiden!
I want my daily dose of paranoia@laut.de!
Entweder fühlt sich gerade jeder außer der betreffenden Person durch meinen flame angesprochen oder niemand außer mir sieht in diesem Thread die Kommentare des gemeinen wannabe-ironic-Stümpers dudebro.
Die Simpsons-Referenz in meinem ersten Post hat scheinbar auch niemand mitgekriegt... hach, Perlen vor die Säue!
Die erste, da der Chronologie entsprechende Assoziation eines jeden Bildungsbürgers sollte natürlich Jakobus der Ältere sein.
"Die zappeligen Ausgeflipptheiten früherer Tage fehlen fast vollständig."
Genau das stört mich an Syro. Klingt ja alles nicht schlecht und man kann von keinem Künstler erwarten, dass er mit jedem oder jedem zweiten Album ein Genre neu erfindet. Dennoch habe ich diesen Moment vermisst, der einen komplett vom Hocker reißt. Dieser "Was war das denn jetzt?!"-Moment. Das hat nur aisatsana ein bisschen geschafft.
Dann wiederum, das Spiel mit den Erwartungen der Hörer, das Fehlen eines Hä?-Moments, kann sicherlich auch als eben ein solcher Moment interpretiert werden. Naja. Ich fands ok.
Endlich, laut.de entdeckt das neue Aphex Twin Album! Joar, die Rezension geht i.O., obwohl ich diesem Output sehr viel mehr abgewinnen kann, was für den 5. Stern reichen würde. Freakig ist der gute Richard immer noch überdeutlich, aber die Struktur der Stücke ist nun etwas klarer und geordneter, was das Ganze nun leichter verdaulich macht. Ich sehe, höre und empfinde dies als Weiterentwicklung, welcher ich durchweg positiv gegenüberstehe. Gerade weil Aphex Twin vielleicht nicht mehr der Alte, aber immer noch derselbe ist.
Total langweilig.