laut.de-Kritik
Der Soulman zeigt sich einfühlsam.
Review von Eberhard DoblerAnno 2000 war er der Verkaufsschlager. Der Popsoul-Newcomer Ayman schlug alle Rekorde. Nun kehrt er mit einem mäßigen Zweitling zurück. Einige der Stücke könnten auch die No Angels oder Overground in ihr Repertoire aufnehmen. Das ist nicht gut, wenn man sich als Soulman definiert und eher die Liga des US-Sounds oder Xavier Naidoos vor Augen hat. Ayman beherrscht sein Handwerk, bleibt musikalisch aber unspannend.
"Du Gehörst Zu Mir" und "Heut' Nacht" klingen von den Sounds her zu gesetzt, um an up to daten Soul, R'n'B oder Urban-Clubbing im Stile Janet Jacksons anschließen zu können. "Heut' Nacht" ist neben "Wache Auf" trotzdem eine der besten Kompositionen der Platte. Groovt Ayman aber im langsamen R. Kelly-Tempo ("Das Letzte Mal"), gerät das Arrangement zu minimal. Flotter Latino hilft dann "Nur Du Selbst" und "Bis In Alle Zeit", dessen Text auch einen Schlager zieren könnte, auf die Sprünge.
Kräftige Beats tragen "Verzeih", das mit einem für das Genre untypisch angezerrten Gitarrensolo überrascht, und auch "Was Wir Wollen RMX" kommt härter daher. Aymans Soulpop klingt gefällig, lässt aber Deepness vermissen. Stücke wie "Was Du Liebe Nennst" offenbaren eher seichtes Liedgut als echten Pathos. Und Textzeilen wie "Du hast mich zu einem neuen Mensch gemacht" ("Wo Immer Du Auch Bist") oder "Wer einen Traum hat, sollte dazu stehen" ("Was Wir Wollen RMX") fördern diesen Eindruck.
Anspruchsvolle deutsche Liebes-Lyrik zu verfassen, ist alles andere als einfach. Ayman macht seine Sache insgesamt ganz okay. Der Wunsch besonders einfühlsam rüber zu kommen, nivelliert aber die Songs. "Nicht Nur Worte" hat der sympathische Berliner auf eigene Faust produziert, insofern kann man ihm nur ordentliche Verkaufszahlen wünschen. Und wer im Plattenladen wissen will, wie rauh Soul klingen sollte, kauft gleich eine Jaheim-Scheibe dazu.
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