laut.de-Kritik
Nach Tyler- und Ghostface-Kollabos in Richtung Acid Jazz.
Review von David HutzelErst Mitte 20 und bereits Kollaborationen mit Tyler The Creator und sogar ein ganzes Album mit Ghostface Killah in der Tasche? Mit ausreichend Talent ist zweifellos jeder einzelne der vier Musiker von BadBadNotGood ausgestattet. Vor allem an der Schnittstelle zwischen Jazz- und Hip-Hop-Jams glänzen BBNG in der Vergangenheit an der Seite von ebenso talentierten Kooperationspartnern.
Das erklärt vielleicht, warum "IV" erst das zweite Album der Band ist, auf dem die Kanadier ausschließlich auf eigene Songs setzen. Ohne ganz auf Features zu verzichten (Produzent Kaytranada findet sich ebenso wie Saxophonist Colin Stetson auf der Platte) orientieren sich BBNG nun um: Die Platte entfernt sich vom Hip Hop in Richtung Acid Jazz – und legt dabei eine Gratwanderung zwischen poppigem Minimalismus und ziellosen Jams hin.
Einerseits setzen BBNG auf wiederkehrende Motive, andererseits auf Passagen, in denen sich die Band bewusst treiben lässt. Für "Time Moves Slow" bittet das Quartett Future Islands-Frontmann Sam Herring um Hilfe, ansonsten herrschen instrumentale Tracks auf der Platte vor. Der Track legt eine durchaus smoothe Leichtigkeit an den Tag, ansonsten vereinnahmt Herring die Musiker ganz für sich und führt den Song in jene trippigen Melancholie-Pop-Gefilde, die er ohnehin am besten beherrscht.
Am meisten Freude machen ansonsten die Instrumentals "And That, Too" und "Speaking Gently", die an französischen Psych-Pop der 1980er Jahre erinnern. Überraschend findet sich mit "Hyssop Of Love" (hier rappt Mick Jenkins) doch ein Hip-Hop-Track auf dem Album. Allerdings klingt dieser wie ein Kendrick Lamar-Abklatsch und wirkt wie eine allzu erzwungene Verbindung zum bisherigen Schaffen der Band.
Die Schwäche von "IV" liegt in der Free Jazz-Attitüde, die all zu oft in Kopflosigkeit mündet. Auf gute folgen konfuse Steve-Winwood-Momente, in denen bloßes Können statt Konzept im Vordergrund steht. Dabei sind BadBadNotGood zu Höherem berufen, als alte Akademikerrunden während des Backgammon-Abends zu bespaßen.
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