laut.de-Kritik
Sonische Erkundungen in Raum und Zeit.
Review von Gregory BritschBlack Dice gehören zu den Künstlern, deren Musik wohl so manchen vor ungelöste Rätsel stellt, da sie mitunter nur schwer zu greifen ist und sich dadurch auch einer kategorischen Einordnung entzieht. Ihr "Broken Ear Record" – nomen est omen – macht in diesem Zusammenhang keine Ausnahme. Nicht wirklich. Auch nach dem Weggang von Drummer Hisham Bharoocha betreiben Black Dice weiterhin sonische Erkundungen in Raum und Zeit.
Es tun sich Klanglandschaften auf, von Maschinen und Menschenhand geschaffen, mit einer augenfälligen Dichte und einer stärkeren Betonung auf rhythmische Strukturen als beim Vorgänger "Creature Comforts". Davon darf man sich indes nicht täuschen lassen, denn das Ganze klingt freilich auch für sehr aufgeschlossene Ohren immer noch sehr unkonventionell.
Das liegt an umher wabernden gespenstischen Stimmen und Harmonien, bedrohlichem Dröhnen und Bassfrequenzen nahe am Heulen, hypnotischen Gitarrenklängen und heraufziehender Psychedelik. Zwischen Avantgarde und Rabatz, zwischen Spannung und Knoten im Ohr liegt hier nur ein schmaler Grad.
Manchmal beschleicht einen das Gefühl, Black Dice hätten keinen blassen Schimmer davon, was sie dabei überhaupt anstellen. Mitnichten. Anders als etwa die um ihrer selbst Willen konstruierenden Autechre folgt ihr Schaffen weniger einer strengen mathematischen Logik. Vielmehr arbeiten Black Dice in einem vergleichsweise dehnbaren Rahmen mit der Möglichkeit zur Improvisation und mit dem Kalkül, beim geneigten Hörer gegebenenfalls ein noch größeres Fragezeichen hervorzurufen.
Über den Inhalt der Platte kann man vielerlei denken, bei der Auswahl oder grafischen Gestaltung des Covers haben sie jedenfalls kein glückliches Händchen bewiesen. So als ob die Band nicht von der Wirkung ihrer Musik überzeugt wäre und hierfür einen platten Eyecatcher als Kaufargument heranziehen müsste.
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