laut.de-Kritik

Gefällige Sommersongs für Indiekassettentapes.

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Schon etwas schade, wenn nach einer kurzweiligen halben Stunde halbseitiger Vertracktheit auf einmal so klar die Idole durchgewunken werden wie in den zwei Finaltracks auf Born Ruffians' Nummer zwei. Dass das kanadische Trio total auf The Strokes steht, war schließlich noch nie ein Geheimnis.

Gemocht hat man die Ruffians schon auf "Red, Yellow & Blue" aber vielmehr für die Chuzpe, frei von Luke LaLondes lyrischen Ausweidungen weg mit den fidelsten Jungensängen und zerhacktesten Gitarrendilettantismen irgendwie so angenehm launig zu sein, dass der Indiejugend auch bei Wolkenhimmel die Sonne schien.

Die Betonung liegt allerdings auch für das Zweitwerk auf "gemocht", denn für "geliebt" fehlt auch "Say It" wieder der Wille zur wenigstens partiellen Ernsthaftigkeit. So viel textliches Anliegen auch in einem bluesy Beziehungsabgesang wie "Come Back" oder dem Sprachlosigkeit unter Alkoholeinfluss thematisierenden "What To Say" innewohnen mag – gegen die sich überschlagenen Stimmen und so präzise indiepoppige Gitarrenbassschlagzeug-Clique hat Sinntiefe null Aussicht auf Durchbruch.

Andererseits wollen es die Spielkinder gar nicht anders. Zu konsequent setzen sie auch diesmal auf einen nonchalanten Humor, in dem mal ein Saxophon, dort eine Minimal-Tropicana-Synthline den Spaß ausmalt. Das Gros der instrumentalen Experimente, denen sich die Ontarioaner in den zwei Wochen Aufnahmeprozess hingaben, fiel allerdings im Mix der Schere zum Opfer.

Lieber bewahrt man sich das Reduktionistische, setzt spürbar seltener auf so offensichtliche Springpopmomente wie die seinerzeitige Mobilfunkwerbehymne "Hummingbird", fordert vom Rezipienten durchaus zwei, drei Hördurchgänge mehr als zuvor; als Belohnung stehen locker eine handvoll überaus gefälliger Sommersongs für Indiekassettentapes zwischen weiteren Verdächtigen wie Broken Social Scene, Vampire Weekend oder The Dodos.

Wächst ihr musikalisches Vokabular für das dritte Album aber nicht noch um einiges in die Breite, fehlt Born Ruffians auch dann wieder das substanzielle Argument gegen den größten Vorwurf, den man ihrem Output machen kann: so sehr auf das Indiepop-Vokabular zu vertrauen, dass der Fisch zwar schnell am Haken, aber beim nächsten Hype auch schon wieder unterwegs in neue Gefilde ist.

Trackliste

  1. 1. Oh Man
  2. 2. Retard Canard
  3. 3. Sole Brother
  4. 4. What To Say
  5. 5. The Ballad Of Moose Bruce
  6. 6. Higher & Higher
  7. 7. Come Back
  8. 8. Nova Leigh
  9. 9. Blood, The Sun & Water
  10. 10. At Home Now

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