laut.de-Kritik
Prêt À Porter - Soul bis der Arzt kommt.
Review von Kai KoppSeit Urzeiten sind die Menschen bemüht, das Geheimnis der Sexualität zu entschlüsseln. Anregende Pflanzen (Aphrodisiaka) sollen den schönsten aller Triebe beflügeln und helfen, die Leidenschaft ihrem verschwitzten Höhepunkt entgegenzupeitschen.
Warum eine junge Mutter nach zweijähriger Babypause ihr neues Album ausgerechnet dieser botanischen Gattung widmet? Brandy liefert die Antwort im Booklet: "All Songs inspired by my life experiences - Ride the waves of Afrodisiac."
All ihre Lebenserfahrungen und afrodisiakischen Wellenritte erscheinen jedoch als vergebliche Liebesmüh. Kein einziger Song schafft es, aus der klischeebeladenen 08/15-R'n'B-Soße hervorzublubbern. Nicht einmal die Single "Talk About Our Love" hat Sex, obwohl Shooting Star Kayne West seine Finger und seine flinke Rapper-Zunge im Spiel hat.
Die Songs hantieren mit erwartbaren Grooves, typisierten gesanglichen Koloraturen, und bedienen auch sonst alle Erwartungen an moderne, amerikanische R'n'B-Tracks. Produzent Timbaland (Jay-Z, Missy Elliott, Snoop Dogg) hat also ganze Arbeit geleistet, auch wenn er sich in keinem Fall über die formalen Vorgaben der amerikanischen Soul Society hinweg setzt.
In Brandys selbstgewähltem Kontext erweckt "Afrodisiac" am ehesten den Anschein eines einstündigen Vorspiels ohne Konsequenzen. Kein ekstatischer Sex, kein hemmungsloser Orgasmus, keine erhitzten Leiber, die keuchend ihren Schweiß ins Laken treiben. Wenn das die Quintessenz von Brandys Life Experiences sind, frage ich mich, wie sie ihr Kind zustande gebracht hat?
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