laut.de-Kritik

Die Wüste lebt.

Review von

Wer sich heutzutage als Quereinsteiger mit dem Stoner-Rock-Erbe vertraut machen will, der kommt an Bands wie Kyuss, Queens Of The Stone Age, Mondo Generator und Slo Burn nicht vorbei.

Keine Lust auf stundenlanges Archiv-Gewühle? Kein Problem, denn das Debütalbum des Allstar-Vierers Brave Black Sea präsentiert sich dieser Tage als umfangreiches All-In-One-Paket.

Hier halten sich nämlich vier Musikanten an den tiefsten Wurzeln des staubigen Sub-Genres fest, die bis auf den Bassisten Clint Cunningham in der Vergangenheit schon allesamt mit der einen oder anderen oben erwähnten Combo zu tun hatten.

Drummer Alfredo Hernandez schwang in der Vergangenheit sogar bei allen erwähnten Bands über einen gewissen Zeitraum die Trommelstöcke, während Sänger und Gitarrist Damon Garrison sowie Chris Hale – der zweite Mann an der Klampfe - jahrelang unter dem Slo Burn-Banner durch die Lande zogen.

Individuelle Qualität ist demnach garantiert. Doch wie stehts um die Teamfähigkeit? Können all die Ronaldos und Messis der Branche auch im Kollektiv Höchstleistungen abrufen? Die Antwort lautet: Ja, sie können.

Schon mit dem Opener "Running Away" zeigen die vier Veteranen jeder Newcomer-Combo "how the big boys do it". Hier paart sich Snare-lastiges Background-Geschepper mit tiefster Sechssaiter-Distortion, während sich an vorderster Front eine Stimme ihren Weg durch die Boxen bahnt, die an Markanz und Präsenz über jeden Zweifel erhaben ist.

Aber es geht noch besser. Da wäre beispielsweise der druckvolle Alice In Chains-auf-Speed-Bulldozer "Abandom Ship" oder das punkig angehauchte "This Is This" – Songs, die jeden Desert-Keller in ein Tollhaus verwandeln.

Auch das treibende "Beginners Luck" schiebt sich mit Nachdruck in die Gehörgänge. Ein Ohrwurm? Oh ja. Und was für einer! Den größten Applaus ernten die Verantwortlichen aber auf der rechten Fahrspur, denn immer dann wenn der Vierer ein bisschen das Tempo herausnimmt, entsteht fast schon Majestätisches ("The Five Visitors", "Silence Is Golden").

Bisweilen träge spinnen die Herren ein dichtes Klangnetz aus Noise, Bluesrock und Grunge, ohne dabei den Basispfad zu verlassen. Der führt geradewegs ins Herz des Coachella Valley, wo vor über zwanzig Jahren alles seinen Ursprung nahm. Dort angekommen, werden zum Finale hin nochmal alle Bausteine fein säuberlich zusammengetragen, um sie schließlich mit unvergleichlich epischen Riff-Salven zu Staub zu verarbeiten ("Fragments"). Die Wüste lebt.

Trackliste

  1. 1. Running Away
  2. 2. Abandon Ship
  3. 3. The Five Visitors
  4. 4. Bandana Republic
  5. 5. Silence Is Golden
  6. 6. This Is This
  7. 7. Beginners Luck
  8. 8. Ghosts
  9. 9. The Road
  10. 10. Fragments

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LAUT.DE-PORTRÄT Brave Black Sea

Kein Geheimnis: Stonerrock ist, wie viele Metal-Subgenre, ein konservatives Metier. Die Blaupause des tiefgelegten Gitarrensounds aus der Wüste liefern …

4 Kommentare mit einer Antwort

  • Vor 10 Jahren

    Habe eigentlich im Stoner-Bereich jedes nennenswerte Album und stelle in den letzten Jahren fest, dass das Genre kaum mehr neues bietet. Werde mal reinhören, aber glaube kaum, dass es sich lohnen wird. Und es gibt sehr wohl einen Unterschied zwischen Stoner Rock (Clutch, QotSA) und Stoner Metal (Kylesa, High on Fire). Außerdem ist Stoner schwer unterschiedlich: Elemente von Psychedelic Rock, Drone, Sludge, Post-Rock, Doom Metal, Hard/Stadion Rock, Heavy Metal, Blues Rock, Thrash Metal, Hardcore, Prog, Southern Rock und Atomspheric Blackmetal usw... gibt es jeweils den wegweisenden Stil-vertreter. Hauptsache erdiger Sound, das haben alle gemeinsam.

  • Vor 10 Jahren

    Ein ziemlich gutes Stoner Album, dass auch die Tage erschienen ist: Planet of Zeus - Vigilante

    https://www.youtube.com/watch?v=3DT4k1UguwU

  • Vor 10 Jahren

    mal kurz reingehört und dem ersten eindruck nach zu urteilen eigentlich ganz geil, erinnert mich bissi an unida.songs haben tüchtig drehzahl, glänzen mit guten refrains, gesunde portion härte hats auch, liegt mir persönlich sogar mehr, als der letzte output von qotsa.

  • Vor 10 Jahren

    Könnte es nicht besser sagen, als JaDeVin. Album ist wie immer Durchschnitt. Nicht mehr und nicht weniger, was den Stoner Rock auch ausmacht: Die Alben, der Genre-Größen, sind meist Meilensteine in der Musik, während der Rest einfach nicht mithalten kann.