laut.de-Kritik
Früher war der Heiland besser.
Review von Sven KabelitzC. Heiland, der singende Schenkelklopfer, bringt eine Doppel-CD über uns. "Der Heiland ist erstanden, befreit von Todesbanden." Erstanden um die Lücke zwischen Funny van Dannen, Rainald Grebe und Mambo Kurt zu füllen, in die gerade noch seine Omnichord (weiblich!) passt.
Dies ulkige elektronische Musikinstrument der Firma Suzuki Musical Instruments (für die musikalische Früherziehung von japanischen Kindern gedacht) bildet den kongenialen Partner zu des Heilands Stimme und Texten. Ihr ist die erste CD gewidmet, Stücke aus dem Solo-Programm "Scheiße, Ist Das Schön!".
Hier gibt es Lieder (wenn man es so nennen mag) zwischen Melancholie, dem gesungenen Flachwitz und Grenzdebilität. Die großen Fragen des Alltags werden einerseits angesprochen ("Kriegt man durch braune Eier genügen Eiweiß?"), anderseits gelöst ("Dauerhaft Ein-Euro-Jobs in Döner-Läden für das ganze Nazi-Gesindel").
"Vibrationsalarm" ist die große Abrechnung mit den Handy-Klingeltönen, der "Fiesta Mexicana in der Straßenbahn". Durch "Dreharbeiten" lernt man endlich den possierlichen Ort Berenbostel kennen.
Alltwagschwermut wecken "Alles Geht Irgendwann Weiter" und "Gänsehaut" mit Hilfe eines Cellos. Gekonnt zwischen Kokolores und Herzschmerz oszilliert "Dieser Kurze Moment". Einsichten der Marke "Ente süß-sauer ist so ähnlich wie die Türken in Deutschland: Eigentlich Europa, aber nur als Asien anerkannt" wechseln sich mit dem Refrain ab. "Ich könnte ja schon längst gegangen sein, daran denke ich immerzu, aber eins hält mich noch hier, das ist dieser kurze Moment mit dir."
Für eine CD ist das Konzept zutiefst putzig. Aber leider, leider, leider gibt es auch noch eine zweite. Die Omnichord und den Charme legt C. Heiland hier größtenteils zur Seite. Das Mikro reichen sich eine Unmenge an Gästen, überwiegend weiblich, hin und her. Kleinkünstlerringelpietz mit Anfassen.
In "Damals Im Taxi" klingt das dann nach einer Alleinunterhalter-Version von 2Raumwohnung. Birgit Breuer und Marcello Castronari gebärden sich im Bossa Nova "Ich Will Dich" wie die kleindeutsche Version von João und Astrud Gilberto und sorgen für ein kleines Highlight.
"Mein Leben Ist Ein Eiskristall" wartet zwar mit den schönen Worten "Mein Leben ist ein Eiskristall, wenn es warm wird schmilzt es weg. Es bleibt nur eine kleine Pfütze übrig, Wasser mit Dreck" auf, kippt aber im weiteren Verlauf und mit dem Einsatz von Viktoria Savenko ins Unerträgliche.
Das Durchhalten bis zum Schluss wird zur Geduldsprobe, der Witz will auf dem zweiten Teil von "Hands On Heiland" einfach nicht zünden. Wer es aber schafft, belohnt sich mit einem Cover von "The End Of The World", im Original von Skeeter Davis. Hier singt Maria Slowinska, nur begleitet von der Gitarre von Marcello Castronari. Was das aber jetzt noch mit C. Heiland zu tun hat? Keine Ahnung. Tja, früher (auf CD1) war der Heiland besser.
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