laut.de-Kritik
Eingängige Melodien, sozial- oder politik-kritische Texte.
Review von Daniela ReichertWenn er mit 25 schon ein Album aufgenommen hätte, dann wäre das der letzte Mist geworden - davon ist Simon Aldred, Mastermind von Cherry Ghost überzeugt. Gut, dass er inzwischen sieben Jahre älter geworden ist, denn so ist diese Platte von 'Mist' weit entfernt.
Dass Songwriter Aldred Johnny Cash zu seinen Idolen zählt, hört man "4am" und "Thirst For Romance" deutlich an. Allerdings klingt der Sound mehr nach Rockabilly- bzw. Country-Pop mit sehr eingängigen Melodien. Ein wenig schneller und härter wird's auf "Mountain Bird", in dem eine rockige E-Gitarre im Mittelpunkt steht.
Die Stimme des Sängers klingt dagegen überhaupt nicht wie die der Countrylegende, sondern viel höher und sanfter. Dennoch bleibt sie in Verbindung mit den einprägsamen Melodien ebenso im Ohr. Neben Rockabilly oder Country gibt es auch an Gospel und Swing angelehnte Titel wie "Roses" oder "Here Come The Romans".
Thematisch beschäftigen sich die Texte hauptsächlich mit Geschichten aus dem alltäglichen Leben. In "False Alarm" beobachtet Aldred, wie abgestumpft er selbst und die Gesellschaft mittlerweile für die Gewalt um sie herum ist. "Another false alarm, all the kid's are fighting 'round our town" heißt es treffend im Refrain. "Mary On The Mend" dagegen erzählt von einer Frau in den mittleren Jahren, die vom Leben nicht gerade gut behandelt wurde.
Das beste Stück der ganzen Platte ist das melancholische "Dead Man's Suit", in dem Aldred mit einer so verzweifelten Stimme über die Lieblosigkeit in der Welt singt, dass man ihm das gebrochene Herz förmlich anhört. Richtig beschwingt und fröhlich klingt eigentlich nur einer der Songs und zwar "Alfred The Great", der textlich aber eine musikalische Politsatire ist.
Insgesamt ein sehr emotionales Debüt mit schönen, eingängigen Melodien und sozial- oder politik-kritischen Texten. Nicht umsonst stieg Cherry Ghost mit "Thirst For Romance" in seiner englischen Heimat sofort in die Top 10 ein.
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