laut.de-Kritik

Luftig-leichter und entschleunigter Elektro-Pop.

Review von

Während die meisten Vertreter des Elektro-Pop-Genres ihren Sound mit breitflächigen Synthie-Betten zukleistern, setzen Children auf behutsame Akzente. In dramaturgischer Hinsicht erinnert das Berliner Trio ein wenig an The XX, von der Anmutung her an eine Fusion aus Hundreds und Daughter.

Letzteres liegt vor allem an den mehrstimmigen, weichen und umschmeichelnden Vocals der beiden Sängerinnen. Auch Childrens Klanglandschaft fügt sich dieser Stimmung, die trotz der punktgenau eingepflegten Effekte, verträumt und verschwommen daher kommt.

Es handelt sich dabei aber nicht um jene vereinnahmende Form synthetischer Nebelschwaden, die den Hörer derart einlullt, dass er kaum noch atmen kann. Childrens Sound wirkt luftig, leicht und entschleunigt. Er strahlt eine Ruhe aus, die man nur über Introspektion erreichen kann. Im Einklang dazu haftet vielen Songs auf "Leaving Home" etwas Meditatives an.

Der gedämpfte Track "Grace" verströmt beispielsweise über die Paarung aus fließendem Gitarren-Picking und Minimal-House-Beats die Atmo einer Hypnose-Sitzung. Dieser Eindruck wird durch die vielen Text-Wiederholungen und die gehauchten Worte "Happiness", "Greed" und "Hate" zusätzlich verstärkt.

Noch versunkener und in sich gekehrter gibt sich das Stück "Close Strangers", eine reduzierte Ambient-Pop-Nummer inklusive Meeresrauschen, die auf Beats größtenteils verzichtet. Aber Childrens Strahlkraft ergibt sich längst nicht nur über die ruhigen, besinnlichen Stücke. In "Leaving Home" wechseln sich kurze, aufgeregte Club-Passagen mit melancholischen Parts aus Xylophon und Blues-Gitarren ab.

Der Highlight-Track des Albums hingegen, "Back", setzt auf ein abwechslungsreiches Arrangement aus dröhnendem Klavier, flackernden Synthies und belebten Bläsern. Mit seinem treibenden Beat ist der Song durchaus bewegungstauglich, allerdings eher für jene Art von Tanz, bei der man mit geschlossenen Augen wie in Trance durch den Club wirbelt. Die Indie-Nummer "Quiet Voices" dürfte da leichter zu betanzen sein. Ihre federnden Bassläufe bringen die Beine sofort in Schunkel-Laune.

Dass Children trotz ihres reflektierten und vielschichtigen Songwritings dennoch eine Pop-Band sind, zeigt sich vor allem an den Refrains. Diese sind zumeist eingängig, hymnenhaft und repetitiv und chorlastig. Paradebeispiel ist die Hook des Tracks "No Future", in der die Zeilen "No beauty will last / no future will fit / we just own the past / that's the beauty of it" endlos wiederholt werden.

Den kleinen Hauch Kitsch, der hier mitschwingt, verzeiht man Children gerne. Schließlich präsentiert sich der Rest der Platte als variationsreiches, kluges und tiefsinniges Elektro-Pop-Album, das nach gerade mal acht Stücken viel zu schnell vorbei ist.

Trackliste

  1. 1. Cut
  2. 2. Grace
  3. 3. Back
  4. 4. No Future
  5. 5. Rivers
  6. 6. Leaving Home
  7. 7. Quiet Voices
  8. 8. Close Strangers

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