laut.de-Kritik
Sexy Stimme ... sexy Body!
Review von Vicky ButscherChristina Aguilera ist eine äußerst talentierte Sängerin. So viel steht fest. Der Mitschnitt ihres Konzertes in der Londoner Wembley-Arena beweist, dass ihre Stimme auch live keinerlei Schwächen zeigt. Gemeinsam mit ihren Background-Sängern schraubt sie die Stücke in unruhige Höhen, um dann wieder in die langsamen dunklen Passagen der Balladen zu fallen. Genau dort scheint Aguilera dann aber einer schlechten Angewohnheiten zu erliegen: Gerade bei den ruhigen, traurigen Liedern erschallt ein künstliches Lachen, zu dem sie unsicher lächelt, an den unpassendsten Stellen. Es wirkt sehr nervös. Fast sieht es aus, als würde sie sich bei den Stücken nicht ganz wohl fühlen, mit dem unsäglich klingenden Gelächter ("Hähähä") etwas überspielen wollen. Doch vielleicht ist es auch einfach nur eine Reaktion auf die Fans, die sie in den leiseren Stücken besser hören kann.
Christina nennt ihre Konzerte selbst "sehr theatralisch" und vergleicht sie eher mit einer kompletten Show, denn mit einem gewöhnlichen Gig. Sie sollen mehr Inhalt als nur die Songs bieten. Dies erklärt sich spätestens nach den ersten zehn Minuten der DVD: "Gossip" - "Lies" - "Press" - "Scandal" - "Rumors" erscheint auf den Monitoren über ihrer Bühne. Dann sieht man die Sängerin gefesselt auf einem Stuhl sitzen. Plötzlich öffnet sie ihren Mund, auf der Zunge liegt der Schlüssel, mit dem sich die Fesseln öffnen lassen. Doch nicht nur die Seile löst Christina, ihre ganze Kleidung reist sie sich vom Leib. Stripped. Genau in dem Moment, in dem nur noch ihre Arme den Körper verhüllen, tritt sie auf die Bühne. Alles war nur ein Video.
Doch der Sex-Appeal lässt den Zuschauer während ihrer gesamten Show nicht mehr abkühlen. Hotpants wechseln sich mit kniehohen Stiefeln und bauchfreien Bodies. Dazu bewegt sie sich so, dass man sie einfach unbedingt anfassen möchte. Leider ist der Bildschirm dazwischen. Doch sie muss aufpassen. Gerade das Outfit bei den ersten Stücken - rote Streifen gehen von ihrem Geschlechtsorgan aus - wirkt schon wie ein billiges Spiel mit den Reizen. Ob sie das meint, wenn sie an die Mädchen im Publikum appelliert, sie sollen selbstbewusster auftreten?
Im Gegensatz zum Konzert lassen die Extras ziemlich zu wünschen übrig. Überlegt man sich, wie alt die Christina Aguilera-Fans im Schnitt sind, ist es eine Verhöhnung ihrer jungen nicht englischsprachigen Anhänger, dass sich keine Untertitel anwählen lassen. Sind doch das Interessanteste an den Features die Interviews. Da erfährt man viel über das Team, das Aguilera bei der Umsetzung ihrer Live-Show unterstützt. Alle haben ausschließlich lobende Worte über das Girl, das ihnen diese Reise um die Welt ermöglicht. Doch das Objekt der Begierde selber sieht man kaum in privaten Situationen. Allein "One Night In Milano" zeigt sie kurz an der Seite von Donatella Versace beim Tanzen im Club. Interessante Details erfährt man, nachdem Fans nachhaken dürfen: Am liebsten würde sie einmal mit Björk zusammenarbeiten. Das wäre in der Tat ein spannendes Projekt.
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