laut.de-Kritik

Star einer neuen Reggae-Generation.

Review von

Wenn sogar die altehrwürdige 'New York Times' über ein Konzert eines gerade einmal 24-jährigen Roots-Reggae-Sängers berichtet, muss es damit etwas Besonderes auf sich haben. Besagter Reggae-Sänger spielte eine Headline-Show im Prospect Park im New Yorker Stadtteil Brooklyn vor 6.500 frenetisch jubelnden Fans. Dieser charismatisch lächelnde Künstler ist eben kein gewöhnlicher Export von der Karibikinsel Jamaika.

Er ist ein außergewöhnlich talentierter Musiker. Er ist Inspirationsquelle und Hoffnungsträger einer neuen Generation von jungen jamaikanischen Künstlern, die sich nach Jahren von Dancehall dominierter jamaikanischer Musiköffentlichkeit wieder den Wurzeln ihres vielleicht bedeutsamsten Kulturguts zugewendet haben. 'Reggae-Revival' nennen es manche. Der Sänger auf der Bühne in New York steht diesem Begriff aber zurückhaltender gegenüber. Er sagt: "Reggae braucht kein Revival. Es war nie weg."

Sein Name ist Jamar Rolando McNaughton, sein Bühnenname lautet Chronixx. Und er hat das Zeug dazu, die Speerspitze einer neuen, kreativen und zugleich erfolgreichen Generation von Offbeat-Musikern zu werden, wie es seinerzeit vielleicht Toots Hibbert, Bunny Wailer, Burning Spear, Jimmy Cliff oder Bob Marley waren.

Chronixx war beim Coachella Festival und in Glastonbury, trat zweimal bei der Late Night Show von Jimmy Fallon auf, besitzt einen Sponsorenvertrag und eine gemeinsame Kollektion mit Adidas und spielte live in einem Apple-Store in Williamsburg zu Promotion-Zwecken. Im September diesen Jahres wird er gemeinsam mit Lauryn Hill und Nas auf Tour gehen. Er nutzt die sich ihm bietende Öffentlichkeit - alles im Sinne der Musik und nicht aus wirtschaftlichen Interessen. Er möchte, so sagt er selbst, Reggae wieder zu neuem Glanz verhelfen, möchte es unter die Menschen bringen. Möchte dadurch die Welt zu einem besseren Ort machen.

"Do it for the love / don't do it for the likes." ("Likes")

Sein Debütalbum "Chronology" sprengt die Grenzen des Reggae. Aber - und das ist der große Gewinn der insgesamt 67 Minuten Spielzeit - dieses Album definiert besagte Grenzen neu. Nach "Chronology" wird Reggae nicht mehr dasselbe sein. 'The Steam Minister' öffnet Reggae für die Welt, befreit ihn von der starren Ummantelung, die ihn seit Mitte der 60er Jahre getragen hat. Ob es das moderne Gewand von "Likes" ist oder das boom-bap-geschwängerte "Country Boy" und "Big Bad Sound" gemeinsam mit seinem Vater Chronicle. Ob es das poppige "I Can" ist oder die deutlich von Hip Hop beeinflussten "Black Is Beautiful" und "Legend". Ob es die klassischen Reggae-Tunes wie "Skankin Sweet", "Spanish Town Rockin" und der vom Hamburger Produzenten- und Sound-System-Kollektiv Silly Walks Discotheque produzierte Überhit "Smile Jamaica" ist: Für Chronixx ist das alles "Roots and Culture". Nur eben neu definiert. Mit starken Themen und starker Message.

Reggae kann dieser Tage so abwechslungsreich sein. So spannend. So innovativ. Und schuld daran ist der charismatische Sänger aus De La Vega City in Spanish Town, Jamaika, der in New York auf einer Bühne vor 6500 Menschen stand und sagte: "Wir wollen Reggae wieder ganz nach oben bringen. Und ich glaube, wir können das schaffen, an diesem Tag im Jahr 2017." Es wäre ihm und der gesamten Musikwelt zu wünschen.

Trackliste

  1. 1. Spanish Town Rockin
  2. 2. Big Bad Sound
  3. 3. Skankin Sweet
  4. 4. Ghetto Paradise
  5. 5. Country Boy
  6. 6. Smile Jamaica
  7. 7. I Can
  8. 8. Selassie Children
  9. 9. Black Is Beautiful
  10. 10. Majesty
  11. 11. Loneliness
  12. 12. Likes
  13. 13. Tell Me Now
  14. 14. Legend
  15. 15. Christina
  16. 16. I Know Love

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