laut.de-Kritik

Pop, durch den ein sanfter Hoffnungsschimmer strahlt.

Review von

Mittlerweile gehört es ja schon zum guten Ton, als Punkrocker oder Hard-Core-Sänger ein Soloprojekt zu haben, das wahlweise in Richtung Songwriter-Pop oder Folk geht. Chuck Ragan und Frank Turner machen das gleich zu ihrer Hauptbestimmung, andere arbeiten parallel in mehreren Bands. Dallas Green zum Beispiel.

Der spielt sich die Finger bei Alexisonfire wund und singt sich dort die Seele aus dem Leib. Seine sanfte und ruhige Seite lässt er dann bei City & Color raus.

"Little Hell" ist bereits sein drittes Album. Während "Sometimes" fast nur auf Stimme und Gitarre gesetzt hat und "Bring Me Your Love" sehr folkig rüberkam, geht Dallas mit "Little Hell" wieder einen etwas anderen Weg. Mit Slide-Gitarren, verzerrten Akkorden und Picking-Gitarren huldigt er Country-Einflüssen zu ("Sorrowing Man"), kuschelt zu "Northern Wind" und "O'Sister" unter der Pop-Decke und rockt "Fragile Bird" und "Weightless" lässig groovend runter.

Anders als Chuck Ragan, der seinen hemdsärmligen Country-Folk ohne Kompromisse durchzieht, spielt Dallas mit verschiedenen Stilen. Viel Songwriter-Pop, ein bisschen Rock, ein wenig Blues und alles Country-mäßig angehaucht. Insgesamt ein sehr ruhiges und melancholisches Album, das stellenweise etwas zu glatt geworden ist. Da fallen Songs wie "Fragile Bird" um so mehr aus dem Rahmen. Dallas fetzt in dem Indie-Rock-Song doch tatsächlich ein abgefuckt fuzziges Gitarrensolo übers Griffbrett. Sehr schön!

Ansonsten ist die Instrumentierung klar und reduziert: Das Hauptaugenmerk liegt auf der Gitarrenarbeit und Dallas glasklarer und unsäglich hoher Stimme. Seine melancholischen Melodien beherrschen das Album. In einigen Songs kommen Streicher oder ein Piano dazu, fast alle werden von einem leichten Schlagzeug und Slidegitarren begleitet. Mehr braucht Dallas nicht, um seinen dramatischen Pop, durch den ein sanfter Hoffnungsschimmer strahlt, aufzubauen.

Das ist zwar auf der einen Seite alles schön und gut, auf der anderen aber auch einseitig. Die Songs sind mit durchschnittlich mehr als vier Minuten zu lang dafür, dass recht wenig in ihnen passiert. Die Band, die Dallas oft im Hintergrund hat, macht seine Songs zu beliebig. Wenn er wie bei "O'Sister" oder "The Grand Optimist" nur auf seine Stimme und die Gitarre in der Hand angewiesen ist, wächst er über sich hinaus. Leider sind solche Momente zu selten.

Trackliste

  1. 1. We Found Each Other In The Dark
  2. 2. Natural Disaster
  3. 3. The Grand Optimist
  4. 4. Little Hell
  5. 5. Fragile Bird
  6. 6. Northern Wind
  7. 7. O'Sister
  8. 8. Weightless
  9. 9. Sorrowing Man
  10. 10. Silver And Gold
  11. 11. Hope For Now

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2 Kommentare

  • Vor 12 Jahren

    Hmm, ich bin gespannt. Sometimes ist und bleibt wohl mein Lieblingsalbum, aber reingehört wird hier auf jeden Fall!

  • Vor 12 Jahren

    Sehr schade, dass ihr hier in keinem Wort auf die grandiosen Texte und Themen des Albums eingeht. Gerade "O'sister", in dem er über die Geisteskrankheit singt (so wie ich das verstehe geht es um Schizophrenie oder schwere Depression), die bei seiner Schwester ausgebrochen ist, während er auf Tour war, ist für mich das absolute emotionale Highlight des Albums, wirklich ganz ganz großes Kino. "Fragile Bird" oder "Hope For Now" möchte ich da auch nicht ausnehmen.