laut.de-Kritik
Experimente? Braucht kein Mensch!
Review von Kai ButterweckNach drei veröffentlichten High-End-Soloalben dürfte mittlerweile auch der letzte Hardcore-Jünger eingesehen haben, dass eine Rückkehr von Dallas Green auf die Bühnen verschwitzter Krawallo-Clubs in etwa genauso wahrscheinlich ist wie die Errichtung eines Mario Götze-Denkmals vor den Toren des Dortmunder Signal Iduna Parks. Der ehemalige Alexisonfire-Shouter fühlt sich mittlerweile pudelwohl im Kreise von Branchen-Kollegen wie Chuck Ragan, Bon Iver und Co.
Schließlich steigt die City And Colour-Nachfragekurve seit der Veröffentlichung des Debütalbums im Jahr 2005 stetig an. Daran dürfte sich mittelfristig auch nur wenig ändern, denn auf seinem dritten Album "The Hurry And The Harm" behält Dallas seinen eingeschlagenen Alternative-Folk-Kurs weiter munter bei.
Während der Sänger Einsam- und Zweisamkeit-Lyrics auf dem Barhocker stapelt, krempeln sich im Background Bandmitglieder von Pearl Jam und The Dead Weather die Flanellhemdärmel hoch. Mit dem Arcade Fire-Button auf der Stirn legt das Kollektiv beschwingt los ("The Hurry And The Harm"). Bedächtig halten sich Greens Mitstreiter im Hintergrund, während der Hauptverantwortliche erste Falsett-Trainingseinheiten absolviert. Die Harmonien gehen sofort ins Ohr.
Auch das anschließende "Harder Than Stone" lädt zum Mitwippen ein. Erinnerungen an Keith Caputos Solo-Debüt werden wach. Mit dem nachdenklichen Downer "Of Space And Time" schließen sich bereits die musikalischen Pforten des Albums.
Während sich also im Inneren Indie-lastige Gemeinschaftsprojekte ("Commentators", "Two Coins"), poppige Tanzbeinschwinger ("The Lonely Life") und aufwühlende Akustik-Einzelgänger ("Paradise", "Take Care")zuprosten, stehen experimentierfreudige Neugierige draußen im Regen. Warum sollte man aber auch eine funktionierende Gemeinde auseinanderreißen und unnötigem Konkurrenzkampf aussetzen? Schließlich ergänzen sich die drei Genre-Eckpfeiler auf Greens musikalischer Gästeliste dermaßen gut, dass es keinen Grund gibt, in zwanghaften Aktionismus zu verfallen. Und entsteht dann doch einmal das Verlangen nach einem kleinen kantigen Ausbruch, weiß sich die geschlossene Gesellschaft selbst zu helfen ("Thirst").
4 Kommentare
The Hurry And The Harm ist sein 4. Album. (Little Hell, Sometimes, Bring me your love).
Ansonsten eine tolle Review!
Die Überschrift ist falsch. Das müsste doch offensichtlich "City Colour? Braucht kein Mensch!" heißen.
@General Klausel (« Die Überschrift ist falsch. Das müsste doch offensichtlich "City Colour? Braucht kein Mensch!" heißen. »):
General Klausel? Braucht kein Mensch!
Gerade bestellt. Der Mann kann einfach Lieder schreiben und singen. Ich freue mich drauf.
echt ein grandioses album. haette man ruig mal 5 ziehen koennen. ueberzeugt auf ganzer linie.