laut.de-Kritik
Cineastisch anmutendes Postrock-Wolkenkuckucksheim.
Review von Thomas KlausIn Schwindel erregenden Höhen ist die Luft bekanntlich dünner. Es ist aber weniger dem Mangel an Sauerstoff dort oben geschuldet, dass eine postrockende Instrumentalband wie Codes In The Clouds, die die Assoziation zum schwerelosen Element nicht von ungefähr im Namen trägt, gänzlich auf die Dienste eines Sängers verzichtet.
Vielmehr könnte ihr ohnehin opulent angereicherter Klangfluss die zusätzliche Stimme einerseits kaum noch tragen - und hat sie anderseits auch gar nicht nötig. Wie ihren genreprägenden Wegbereitern Godspeed You Black Emperor!, Explosions In The Sky, Mogwai oder Red Sparowes gelingt auch dem Quintett aus England der Kunstgriff, eingängige wie einnehmende Songs zu schreiben, die selbst überzeugte Hitparaden-Verweigerer 'catchy' nennen, ohne rot zu werden.
Codes In The Clouds gestalten den Einstieg in ihr Debüt unverschämt leicht: Mit dem sich gemächlich Bahn brechenden, anfänglich Sigur Rós hofierenden "Fractures" und dem anschließenden "Don't Go Awash In This Digital Landscape" lullen sie den Hörer unweigerlich ein.
Im weiteren Verlauf ihres sechs Stationen umfassenden Werkes im Spannungsfeld zwischen laut/leise, schnell/langsam sowie melancholisch/euphorisch spinnen die Briten ihren stellenweise undurchdringlichen Gitarren-Kokon immer enger. In den richtigen Momenten lockern sie jedoch den Griff, um den nötigen Raum zum Atmen zu lassen.
Zehn Jahre früher hätte dieses cineastisch anmutende Wolkenkuckucksheim garantiert für einiges Aufsehen in der sich steil aufschwingenden Postrock-Szene gesorgt. 2009 dagegen wecken Codes In The Clouds vielmehr
Erinnerungen an die gigantische Lücke, die besagte G!YBE hinterlassen haben. Oder daran, dass Explosions In The Sky ihr 2003er Meisterwerk "The Earth Is Not A Cold Dead Place" niemals wieder nahe kamen. Darbende Genre-Junkies auf Entzug finden in "Paper Canyon" eine willkommene Ersatzdroge.
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