laut.de-Kritik

Der Hype ist weg, Console noch nicht. Zum Glück!

Review von

Endlich schaut er uns mal wieder von einer Plattenhülle aus an, der Martin Gretschmann, dieser freaky fukin' Electronic-Hans Dampf in allen Gassen aus Weilheim. Vier Jahre lang musste man auf seine Acid Pauli-DJ-Sets oder auf Notwist-Konzerte pilgern, um den Mann zu Gesicht zu bekommen. Für Console-Fans kein adäquater Ersatz.

So lange ist es nämlich schon wieder her, seit "Mono" erschien, so etwas wie das Gretschmann'sche Manifest der ultimativen Verlangsamung. Zumal diese Platte wiederum direkt nach "Reset The Preset" erschien, auf dem der Musiker unter anderem seine Fähigkeiten als Club-Rocker unter Beweis stellte und damit seine Anhängerschaft mutmaßlich verzehnfachte.

Sieben Jahre später ist der Hype um Console wieder runtergekocht. Die Musik selbst beginnt interessanterweise aber gerade wieder ein bisschen anzuziehen. Unbeteiligte würden "Herself" soundtechnisch eher als Bindeglied zwischen "Reset The Preset" und "Mono" einstufen und träfen damit tatsächlich einen wahren Kern. "Herself" bietet Ambient mit Songstrukturen. Mal instrumental, mal mit Gesang.

Bei den herrlich sphärischen Frickeleien des Openers "She Saw" fühlt man sich sogar in selige "Centre Pompidou"-Zeiten zurück versetzt: Es knistert, rattert, flowt. Sauber. Die Reise beginnt.

In Miriam Osterrieder hat sich Gretschmann, der das Album diesmal bewusst ohne sämtliche Bandkollegen einspielte, dann aber doch noch eine Begleitung ins Studio geholt. In "A Homeless Ghost" hat sie ihren (ersten) großen Auftritt: Dem einzigen mit gerader Bassdrum ausgestatteten Song gelingt der einsame Spagat, einerseits seligmachende Pop-Bedürfnisse zu stillen und doch stets eine ganz eigene Unaufdringlichkeit mitzuführen.

Ab "Walking The Equator" zieht uns der Hörspiel-Freund dann hinab in eine düstere Welt, in der die Atmosphäre auch mal aus gedehnten und zerstückelten Drumloops bestehen darf ("Upon"). Erlaubt ist, was der Song einfordert, etwa kahler Minimalismus ("Bit For Bit") oder scheinbar ruhelose Beatkonstrukte wie im wunderbar somnambulen "Her Eyes".

"Herself" wird dem Weilheimer Urgestein sicherlich Fans zurück gewinnen, denen das in sich ruhende "Mono" einfach zu speziell geraten ist. Erfreulich wäre, wenn sich auch die "14 Zero Zero"-Fraktion einen Ruck gäbe, denn die Platte hält wieder genügend dieser kleinen Console-Überraschungen im Sounddetail bereit, die an Gretschmanns Pioniertaten aus einem vergangenen Jahrzehnt erinnern.

Vor sechs Jahren verriet der Musiker in einem laut.de-Interview, was ihm besonders wichtig ist: "Ich mag Musik, die nichts von mir will. Musik, die nicht stresst. Musik, die einfach so dahingeht, aber ohne belanglos zu sein." Es scheint so, als habe Martin Gretschmann die perfekte Formel für diese Vorliebe gefunden.

Trackliste

  1. 1. She Saw
  2. 2. A Homeless Ghost
  3. 3. Walking The Equator
  4. 4. Cutting Time
  5. 5. Bit For Bit
  6. 6. Dropped Down
  7. 7. Upon
  8. 8. Her Eyes
  9. 9. Leaving A Century
  10. 10. Of Time
  11. 11. For Herself

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