laut.de-Kritik
Der Name Wagon Repair versprach mehr.
Review von Daniel StraubTraum Schallplatten, Mental Groove, Cocoon, Crosstown Rebels und Vakant waren bislang die Stationen der chilenischen Produzentin Dinky. Jetzt kommt mit Wagon Repair ein weiteres renommiertes Techno-Label hinzu.
Dort erscheint mit "Anemik" nun das vierte Album von Alejandra Iglesias. Den Stein ins Rollen brachte Label-Chef Mathew Jonson, der sich sehnlichst einen Dinky-Longplayer wünschte. Ein Wunsch, dem die fleißige Produzentin und DJane gerne nachkam: 13 Stücke entstanden in den vergangenen Montaten in ihrem Studio.
Vor ziemlich genau einem erschien "May Be Later". Seither scheint sich einiges auf der Festplatte von Dinky angesammelt zu haben. Und so erfreute sie ihre Fangemeinde bereits im Sommer mit einer Maxi auf Wagon Repair, quasi als Vorgeschmack auf das jetzt erscheinende Album.
Darauf zu hören ist allerdings keiner der vier Tracks der "Lydian EP". Offensichtlich können die Label-Chefs aus einer solchen Fülle von Tracks schöpfen, dass Dinky eine ansonsten gängige Doppelverwertung nicht nötig hat.
Die Tracks gehen allesamt als schöne Minimal-Stücke im typisch abstrakt funkigen Dinky-Style durch, wie man ihn von den bisherigen Releases der in Berlin lebenden Produzentin kennt. Und das ist ehrlich gesagt, dann doch eine Enttäuschung.
Man fragt sich, warum dieses Album speziell für Wagon Repair entstanden ist? Worin besteht der Unterschied zum Backkatalog? Selbst nach mehrmaligem Hören der neuen und einer nochmaligen Rotation älterer Tracks lässt sich kein wirklicher Unterschied ausmachen.
Gut, songartige Strukturen halten mit "Westoid", das mit Vocals von Jorge Gonzalez aufwartet, und "Fadik" Einzug. Den Crossover in Richtung Popsong konnte man aber schon auf früheren Releases beobachten. Es sei nur an die Hitsingle "Acid In My Fridge" erinnert.
Auf "Anemik" ganz eindeutig das Aha-Erlebnis, das die beiden Namen Dinky und Wagon Repair versprechen. Stattdessen gibt es viel durchschnittliche, aber eben keinesfalls aufregende Minimal-Kost, die schnell wieder vergessen sein dürfte.
Mit einer Ausnahme: "Fadik" bezieht seine Inspiration deutlich hörbar aus dem Mazzy Star-Song "Fade Into You". Die lieblich-traurige Nummer gehörte zu den kleinen Hits des ersten Mazzy Star-Albums "So Tonight That I Might See".
Passenderweise veröffentlicht Mazzy Star-Sängerin Hope Sandoval gerade einen Solo-Longplayer unter dem Titel "Through The Devil Story". Für elektronisch geschulte Ohren vielleicht ein guter Grund einmal über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen.
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