laut.de-Kritik
Musik ok, Gesang nein danke!
Review von Daniel StraubManchen Bands steht ihre Herkunft in großen Lettern ins Gesicht geschrieben. Die Kölner Formation Dossche macht aus ihrer musikalischen Heimat ebenfalls kein Geheimnis. Hart und irgendwie auch unverwechselbar deutsch klingt die Melodie des Bandnames. Und genauso kommen auch die 13 Tracks ihres inzwischen zweiten Longplayers "Existenz" daher, auf dem teutonische Gitarrenriffs, finstere Weltuntergangslyrik und synthetische Elektronikgrooves zu einer alles andere als leichtverdaulichen Einheit verschmelzen.
Klar, dass beim Thema Teutonenrock der Vergleich mit den berühmten Vorbildern, allen voran den ausgewiesenermaßen feuerresistenten Herren von Rammstein, nicht ausbleiben kann. Doch halten sich die Parallelen zwischen Dossche und den Berlinern in Grenzen. Während Rammstein sich mit Haut und Haaren den großen Gesten des stadionfüllenden Entertainment verschrieben haben, gibt sich Bandleader Guido Dossche eine Spur introvertierter und zugleich offener. Aus dem Inneren kommen seine Lyrics, die das Auf und Ab zwischenmenschlicher Beziehungen widerspiegeln. Offener präsentierten sich seine musikalischen Visionen, die nicht davor zurückschrecken fette Gitarrenriffs mit gebrochenen Elektrobeats zu kombinieren. So rockt „Schwarz ist der Tag“ in bester Big-Beat-Manier kräftig ab. Man braucht kein Prophet zu sein, um diesem Track eine erfolgreiche Karriere in den Gruftie-Clubs vorherzusagen. Im Gespür für das Tanzbein liegt zweifelsfrei die große Stärke von „Existenz“, das auch mit einer originellen Coverversion des NDW-Klassikers "Dreiklangsdimensionen" von Rheingold aufwarten kann.
Leider wird der gute Groove durch die mit extrem viel Pathos aufgetragenen Pubertäts-Lyrics gleich wieder konterkariert. Sorry, aber Zeilen wie die folgende gehören in die Rubrik „lächerlich“ und machen „Existenz“ über die volle Länge vollkommen ungenießbar: „Wer hat sie erschaffen, diese herrlichen Wesen, Gott muss ein verdammtes Genie sein, ihre Haare, oder ihre Lippen, und die Beine...wow, denn dazwischen liegt der Weg ins Paradies“ Da hilft es auch nichts, wenn sich Guido Dossche gerne als Lyriker der Schattenwelten stilisiert. Am Ende bleibt die Erkenntnis: Musik ok, Gesang nein danke!
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